C. René Hirschfeld: Lebensfries | Zsigmond Szathmáry: Mosaikbilder | Jobst Liebrecht: 24 cartoline colorate per tasti in bianco e nero | Brücke ohne Ufer. Klaviermusik von Komponistinnen aus Serbien, Slowenien und Montenegro | KlangSplitterMosaik. Klavierminiaturen zum 80. Geburtstag von Horst Lohse
Neue Noten 2024/10 – Zyklen und Sammlungen für Klavier
1
C. René Hirschfeld: Lebensfries. Musik in 5 Teilen nach Dichtungen von Edvard Munch op. 74 (1999) für Klavier
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3813
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Angeregt von dichterischen Entwürfen Edvard Munchs, die sich auf den „Lebensfries“ des Künstlers beziehen, erkundet die Musik als Art von Variationszyklus in zeitgenössischer Klangsprache wechselnde emotionale Zustände.
Form, Struktur
Jeder der fünf Sätze („Einsamkeit“, „Angst“, „Begehren“, „Tod“, „Liebe“) folgt ähnlichen Gesetzmäßigkeiten: Die strukturellen Keimzellen durchlaufen unterschiedliche variative Prozesse und werden dabei zu aufeinanderfolgenden Abschnitten differierenden Charakters geformt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Der Notentext kommt ohne ungewöhnliche Notationssymbole aus, erstreckt sich aber mitunter auf drei Systeme.
Dauer: ca. 70 (19 / 12 / 24 / 12 / 12) Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Auch wenn die Einzelsätze durchaus getrennt voneinander erklingen können, erscheint die vollständige Aufführung des ambitionierten Zyklus besonders reizvoll. Sie kann durch eine Lesung der im Anhang abgedruckten Texte Munchs bereichert werden.
2
Zsigmond Szathmáry: Mosaikbilder (2012) für Klavier
Bärenreiter, Kassel. BA 11471
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Gemäß der Titelgebung entsteht durch kontrastreiche Abfolge fragmenthaft und improvisatorisch anmutender, wechselndem Ausdruck nachspürender Abschnitte der Eindruck eines Mosaiks, das aus vielfarbigen Steinchen zusammengesetzt ist.
Form, Struktur
Die einsätzige Form besteht aus unterbrechungslos ineinanderfließenden Abschnitten, deren unterschiedliche melodische, harmonische, rhythmische und klangliche Anlage durch subtil eingeflochtene, wiederkehrende Konfigurationen zusammengehalten wird.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Komposition ist herkömmlich in jeweils über eine Zeile reichenden Großtakten notiert und enthält keinerlei erweiterte Spieltechniken.
Dauer: ca. 11 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Der Reiz des Stückes liegt im ständig wechselnden Charakter der Musik, der die gesamte Spannweite von kontemplativer Zartheit bis zu rhythmisch aggressivem Spiel umfasst und sich vor allem in Bezug auf die Klanggestaltung herausfordernd erweist.
3
Jobst Liebrecht: 24 cartoline colorate per tasti in bianco e nero (2021/2023) für Tasteninstrument
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3347
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
In 24 kurzen, mit Titeln versehenen Miniaturen lässt der Komponist unter Rückgriff auf freie Tonalität unterschiedlichste Erinnerungen an das Sehnsuchtsland Italien lebendig werden; deren Anordnung innerhalb eines „Postkartenalbums“ erfolgt in zwei großen Abteilungen.
Form, Struktur
Jedem einzelnen Stück liegt ein melodischer, harmonischer oder klanglicher Gedanke zugrunde, der seiner individuellen Gestalt entsprechend ausgearbeitet wird und damit auch die meist einfache Formgebung bestimmt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Einzelne Stücke sind nur in einem System notiert; gelegentlich wird das Aushalten von Noten über Taktgrenzen hinweg mit Ligaturstrichen statt mit Bindebögen angedeutet.
Dauer: ca. 30 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer
Kommentar
Die Miniaturen können als vollständiger Zyklus oder auch in einer Auswahl erklingen. Sie lassen sich auf allen Tasteninstrumenten (Klavier, Orgel, Cembalo, Synthesizer, Harmonium, Akkordeon) wiedergeben und erfordern eine entsprechende Einrichtung für die Spielpraxis.
4
Jelena Dabić / Larisa Vrhunc / Ljubica Maric / Snežana Nešić / Tatjana Prelevic: Brücke ohne Ufer (2021), Klaviermusik von Komponistinnen aus Serbien, Slowenien und Montenegro
Furore Verlag, Kassel. fue 10131
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Der Sammelband umfasst fünf Kompositionen, deren abwechslungsreiche ästhetische Ausrichtung von folkloristisch beeinflusster Tonalität über gemäßigt moderne und atonale Tonsprache bis hin zu experimentelleren Klängen und der Verwendung des präparierten Klaviers reicht.
Form, Struktur
Die einzelnen Werken folgen unterschiedlichen Formmodelle. Neben einsätzigen Lied- und Tanzformen und einer mehrsätzigen Suite gibt es formal offenere Stücke, die sich durch Fortentwicklung klanglicher Ideen auszeichnen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Stücke in einfachem Notenbild wechseln ab mit Kompositionen, die sich einer erweiterten und in Bezug auf die Zeitgestaltung offenen Notation bedienen.
Dauer: variabel
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis schwer
Kommentar
Die gelungene Werkzusammenstellung bietet einiges Material für den Klavierunterricht fortgeschrittener Anfänger, ermöglicht darüber hinaus aber auch eine Auseinandersetzung mit anspruchsvolleren und experimentelleren Facetten des Klavierspiels.
5
Michael Herrschel & Lorenz Trottmann (Hrsg.): KlangSplitterMosaik. Klavierminiaturen zum 80. Geburtstag von Horst Lohse (2023) für Klavier
Edition Gravis, Brühl. eg 3056
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die Sammlung umfasst 25 in musikalischer Hinsicht äußert disparate Klavier-Aphorismen, die dem Komponisten Horst Lohse (*1943) von Freund:innen und Weggefährt:innen aus verschiedenen Ländern und Generationen als Geburtstagsgeschenk zugeeignet wurden.
Form, Struktur
Auf der Grundlage unterschiedlichster ästhetischer Ansätze kreisen die jeweils einsätzigen Stücke kompositorisch um bestimmte, mit dem Jubilar in Verbindung gebrachte Tonbuchstaben, klangliche Ideen oder musikalische Charaktere.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Das Spektrum reicht vom einfachsten Notenbild bis hin zu komplexen, rhythmisch verschachtelten Darstellungsweisen auf drei bis fünf Systemen und partiell grafischer Notation.
Dauer: variabel
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer bis sehr schwer
Kommentar
Die Sammlung ermöglicht Einblicke in unterschiedliche zeitgenössische Stilistiken und pianistische Schwierigkeitsgrade; die Stücke eigenen sich als Bereicherung von Konzertprogrammen ebenso wie für den didaktischen Einsatz in Musikschule und Hochschule.
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