Claude Lenners: Insektenhotel | Viktoria Elisabeth Kaunzer: C U later… in Korea!!! (horror floor) | Alfred Thomas Müller: La lingua del’URSONATE (di Schwitters) | Tobias Tobit Hagedorn: Ear-Washing | Jörg-Peter Mittmann: Verletzliche Vokalise
Neue Noten 2024/11 – Theater en miniature
1
Claude Lenners: Insektenhotel. Zyklus von 25 Partituren in 25 Sprachen (1984, 2017/18/21) für Sopran, Klarinette und Gitarre (sowie diverse Neben- und Perkussionsinstrumente)
Verlag Neue Musik Berlin. Spielpartituren NM 3785 (klingend) und NM 3960 (transponierend); alle Stücke auch in Einzelausgaben
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die humorvoll-verspielten Textvertonungen rund um verschiedenste Insekten zeichnen sich durch einen ebenso illustrativen wie kunstvollen Umgang mit Sprache und Klang aus, der durch ein hohes Maß an Theatralik und szenische Komponenten erweitert wird.
Form, Struktur
Der Zyklus besteht aus 25 Einzelkompositionen von jeweils individueller Dauer, Formgebung und musikalischem Charakter; Ausgangspunkt sind gewöhnlich aus dem zugrundeliegenden Text abgeleitete Ideen, die klanglich oder strukturell verarbeitet werden.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die traditionelle Notenschrift wird durch grafische Notation und Symbole für erweiterte Spieltechniken ergänzt, die, ebenso wie spezielle Präparationen, im Kontext jedes Stückes erläutert werden.
Dauer: ca. 80 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Auf der Grundlage von Texten unterschiedlichster Herkunft entsteht ein buntes musikalisches Mosaik, aus dem auch beliebige Einzelstücke zur Aufführung ausgewählt werden können; die Neben- und Perkussionsinstrumente sorgen hierbei für klangfarbliche Kontraste.
2
Viktoria Elisabeth Kaunzer: C U later… in Korea!!! (horror floor) (2011) für improvisierende, singende Violine, singende Flöte, Teebox & zwei Essstäbchen aus Holz
Furore Verlag, Kassel. fue 10261 (Spielpartituren)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Unter Verwendung wechselnder Stil- und Ausdrucksarten sowie unter Rückgriff auf improvisatorische und theatrale Elemente kreist das Duo um unterschiedliche kommunikative Situationen, in deren Zentrum der gesungene Vortrag eines koreanischen Gedichts steht.
Form, Struktur
Die einsätzige Komposition besteht aus einer Abfolge mehrere kürzerer oder längerer Abschnitte, die sich durch veränderte Verhältnisse der Instrumente zueinander sowie durch unterschiedliche Arten des freieren oder eng aufeinander bezogenen Dialogisierens auszeichnen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die herkömmliche Notation wird durch einzelne Symbole für leicht erschließbare erweiterte Spieltechniken sowie durch gesonderte Systeme mit verbalen Anweisungen zur Mimik ergänzt.
Dauer: ca. 12 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Auf ungewöhnliche Weise kombiniert das humorvolle Duo die Ausdrucksmöglichkeiten beider Melodieinstrumente miteinander; die Ausführenden werden dabei durch allerlei Vorschriften zur Einbeziehung von Stimme, Gesichtsausdruck und zusätzlichen Klangerzeugern gefordert.
3
Alfred Thomas Müller: La lingua del’URSONATE (di Schwitters) (2023) für Stimme (Sopran) und Schlagwerk (1 Spieler:in)
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3733 (Spielpartituren)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Eine auskomponierte Lesart von Teilen aus Kurt Schwitters’ Lautgedicht „Ursonate“, die viele Nuancen zwischen Sprechen und Singen einbezieht, wird durch einen klangfarben- und aktionsreichen Perkussionspart bereichert und zu einem theatralen Bühnendialog erweitert.
Form, Struktur
Die einsätzige Komposition besteht aus drei ineinander übergehenden Abschnitten, die unter Rückgriff auf unterschiedliche Sprach- und Klangmaterialien sowie unter Verwendung pantomimischer Elemente um wechselnde kommunikative Situationen kreisen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Leicht zu erschließende Notationssymbole für besondere Arten der Tonerzeugung und ausführliche Handlungsanweisungen ergänzen die herkömmliche Notation.
Dauer: ca. 25 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Der freie Umgang mit der Sprache von Schwitters und das szenische Agieren in den zeitlich nicht genau festgelegten Zwischenräumen des Komponierten machen die Komposition zu einem kleinen Theaterstück, das beiden Ausführenden viele Gestaltungsspielräume bietet.
Video
https://www.youtube.com/watch?v=WWrT5_z_DJw
4
Tobias Tobit Hagedorn: Ear-Washing (2023) für Zuspiel und Synthesizer (ein oder mehrere Ausführende)
Are Verlag, Bochum. D-0304 (Spielpartitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die zugespielte Aufnahme des finalen Schleudergangs einer Waschmaschine wird um insgesamt vier musikalische Ebenen ergänzt, die von einem oder mehreren Spieler:innen mit elektronischen Klangerzeugern produziert werden.
Form, Struktur
Die Zuspielung gibt die Verlaufsform für die Komposition vor; die akustischen Eigenschaften der Aufnahme dienen als Grundlage für eine darauf bezogene interpretatorische Ausgestaltung der hinzukomponierten Klang- und Aktionsschichten.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Neben einer grafischen Transkription der Aufnahme gibt es vier Systeme mit grafischer Notation und vielen verbalen Anweisungen.
Dauer: ca. 16 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittel
Kommentar
Die Brechung eines Alltagsklang durch seine kommentierende Überlagerung mit alternativen Klängen elektronischer Herkunft ermöglicht ein kreatives Spiel mit einer vorgegebenen Dramaturgie, das je nach Zahl der Ausführenden völlig unterschiedlich ausfallen kann.
Video
https://www.youtube.com/watch?v=_YhcweRJf-Q
5
Jörg-Peter Mittmann: Verletzliche Vokalise. Elegisches Intermezzo (2021) für Frauenstimme und Klavier
Verlag Neue Musik Berlin. NM 3409 (Spielpartituren)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Anhand von musikalisch eingekleideten Brief- und Tagebuchausschnitten von Carl Nielsen und seiner Frau Anne Marie Bordersen liefert der halbszenische Dialog zwischen Frauenstimme und Klavier Einblicke in die spannungsreichen Gefühlswelten eines Künstlerpaares.
Form, Struktur
Die einsätzige Komposition besitzt eine freie, rhapsodische Formgebung, die aus gegensätzlichen Abschnitten unterschiedlichen Charakters und Ausdrucks zusammengefügt ist und mit einem Zitat aus Nielsens später „Vocalise-Étude“ schließt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Neben Notationssymbolen für viele ungewöhnliche Aktionen und Tonerzeugungsarten finden sich verbale Aktionsanweisungen und zahlreiche Takte in nicht-metrischer Notation mit Zeitangaben.
Dauer: ca. 10 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Das originelle Stück eignet sich als theatrales Intermezzo für einen herkömmlichen Liederabend. Aufgrund seiner Machart bietet es eine ganze Reihe von Gestaltungs- und Umsetzungsmöglichkeiten, deren Spektrum von liedhaftem Vortrag bis zu szenischem Agieren reicht.
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