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Neuerscheinungen aus der Welt des Cellos

Untertitel
Ensemble- und Solowerke von Piatti, Romberg, Moscheles und Mendelssohn Bartholdy
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Alfredo Piatti: Zwölf Capricci für Violoncello solo Opus 25, hrsg. von Christian Bellisario. Henle HN 746, ISMN M-2018-0446-1

Auch bei der vorliegenden Neuausgabe der berühmten Capricci von Alfredo Piatti wird der Henle-Verlag seinen in der Reihe „Urtext“ gesetzten Qualitätsmaßstäben gerecht: Das Inhaltsverzeichnis eingangs schafft mit dem Abdruck der ersten Takte eine schnelle Übersicht, die Anmerkungen zur Quellenlage sowie Einzelbemerkungen am Schluss sind ebenso kurz wie aufschlussreich. Im Vorwort erfährt man überdies interessante Details zur Entstehungsgeschichte. Die Ausgabe enthält die originalen Fingersätze und Bögen des Komponisten, nur in ganz wenigen Fällen wird zusätzlich eine andere mögliche Lösung empfohlen. Anspruchsvoll, für die Oberstufe.

Bernhard Romberg: Sonaten II C-Dur, III G-dur, IV e-moll, V G-dur (aus op. 43 und 38) für Violoncello und Klavier, eingerichtet von F. Gustav Jansen. Eres 2816, 2815, 2812,  2814, ISMN M-2024-2816-0, -2815-3, 1812-2, 2814-6

Bernhard Romberg, der zu den großen Virtuosen und spieltechnischen Neuerern seiner Zeit gehörte, hat neben seinen heute kaum mehr gebräuchlichen Cellokonzerten eine Vielzahl von Werken für sein Instrument geschrieben, die nach wie vor ihren hohen pädagogischen Wert behalten haben. Seinen Sonaten II und III für Cello und Klavier liegen die jeweils dreisätzigen Duos op. 43,2 (C-Dur) und op. 43,3 (G-Dur) zugrunde. Beide Sonaten bewegen sich vornehmlich im Lagenbereich 1–4,  nur gelegentlich geht es hoch in die 5.–7. Lage. Dank ihrer vielfältigen bogentechnischen Figurationen sind sie fast unerlässlich für die Entwicklung der rechten Hand. Seinen Sonaten IV und V für Cello und Klavier liegen die jeweils dreisätzigen Trios op. 38,1 (e-Moll) und op. 38,2 (G-Dur) zugrunde. Während sich erstere fast ausschließlich im Lagenbereich 1–4 bewegt (gelegentlich auch 5.–7. Lage), wird in der zweiten sehr häufig der Daumenaufsatz unter Einbeziehung des 4. Fingers verlangt.

Alle diese Sonaten sind ausgesprochen „cellistisch“ geschrieben (einige Fingersätze erscheinen aus heutiger Sicht allerdings etwas antiquiert) und dank ihrer vielfältigen bogentechnischen Figurationen nahezu unerlässlich für die Entwicklung der rechten Hand und deshalb sehr empfehlenswert für den Unterricht. Allerdings weisen die vorliegenden Ausgaben schwere Mängel hinsichtlich des Druckbildes auf, wodurch die Lesbarkeit leider sehr erschwert wird, auch gibt es keine Taktzahlen. In der Klavierstimme finden sich überdies zahlreiche Notationsfehler. Angesichts moderner drucktechnischer Standards ein Ärgernis!

Ignaz Moscheles: Sonate E-Dur für Violoncello und Klavier op. 121, hrsg. von Jürgen Wolf. Lienau RL 40630, ISMN M-011-40630-4

Die vorliegende Sonate in E-Dur mit der Satzfolge 1. Allegro espressivo e appassionato, 2. Scherzo, Allegretto quasi Allegro, 3. Ballade (in böhmischer Weise), Andantino, 4. Finale, Allegro vivace ma non troppo entstand im Jahr 1850 (das Cellokonzert von Robert Schumann stammt aus dem gleichen Jahr!). Insbesondere die beiden Binnensätze weisen eine Reihe sehr origineller Einfälle auf. Wie der Herausgeber im Vorwort erwähnt, liegt seiner Ausgabe der beim Verlag Kistner (Leipzig) erschienene Erstdruck zugrunde. Einige Schreibweisen wurden aktualisiert und Taktzahlen eingefügt. Die Fingersätze der Klavierstimme sind ebenfalls vom Erstdruck übernommen, die Cellostimme wurde vom Herausgeber, dem Cellisten Jürgen Wolf, mit sehr nützlichen Fingersätzen und Strichbezeichnungen versehen.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Variationen op. 17 und andere Stücke für Klavier und Violoncello, hrsg. von Rudolf Elvers, Ernst-Günter Heinemann. Henle HN 669, ISMN M-2018-0669-3

Diese sehr gelungene Ausgabe enthält neben den „Konzertanten Variationen“ op. 17 die „Romance sans Paroles“ op. 109 (bekannt auch als „Lied ohne Worte“) sowie eine 1835 entstandene, mit „Albumblatt“ betitelte Komposition. Das 61 Takte umfassende Stück mit der Vortragsbezeichnung „Assai tranquillo“ (Erstausgabe!), das der Komponist seinem Nachfolger im Amt des Musikdirektors in Düsseldorf, Herrn Julius Rietz, widmete, endet fragend auf der Dominante. Die Herausgeber haben es sich nun nicht nehmen lassen, eine Version anzubieten, die das Stück nach Wiederholung auf der Tonika schließen lässt (falls gewünscht!). Die Klavierstimme hat Klaus Schilde eingerichtet, Fingersatz und Strichbezeichnungen der Cellostimme stammen von Claus Kanngiesser – künstlerisch-musikalische Teamarbeit vom Feinsten. Ab oberer Mittelstufe zu empfehlen.

Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonate für Klavier und Violoncello B-dur op. 45; D-dur op. 58, hrsg. von Rudolf Elvers, Ernst-Günter Heinemann. Henle HN 667, HN 668, ISMN M-2018-0667-9, -0668-6

Opus 45 ist die 1838 komponierte Sonate mit den drei Sätzen Allegro vivace, Andante und Allegro assai. Opus 58, 1843 erstmals veröffentlicht, mit vier Sätzen: Allegro assai vivace, Allegretto scherzando, Adagio, Molto allegro e vivace. Die Herausgeber haben diesen ausgezeichneten Ausgaben ein sehr informatives Vorwort zur Entstehungs- und Rezensionsgeschichte vorangestellt. Im Anhang finden sich Bemerkungen zur Quellenlage sowie ein kritischer Bericht, unter anderem mit Hinweisen zu unterschiedlichen Lesarten. Die sparsam verwendeten Fingersätze für den Klavierpart stammen von Klaus Schilde, Fingersätze und Strichbezeichnungen der Cellostimme von Claus Kanngiesser. Diese Sonaten, ab oberer Mittelstufe zu empfehlen, gehören zu den Höhepunkten der romantischen  Kammermusikliteratur für diese Besetzung. 

 

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