Neben seiner Tätigkeit als Cellist war Bononcini vor allem als Opernkomponist bekannt, der unter anderem mit Händel in London in den 1720er Jahren wetteiferte. Wie passt dies nun in die Reihe des Walhall-Verlags „Danzas“ – Musik aus Spanien und Lateinamerika? Bononcini unternahm sein Leben lang außerdem viele Reisen und verbrachte so auch drei Jahre in Lissabon, wo er vielleicht die Form des Fandangos kennenlernte.
Daher stammt auch die so genannte „spanische oder andalusische Kadenz“, die immer wieder in Bononcinis Sonate für Cello und basso continuo auftaucht. Dietmar Berger, der Arrangeur der vorliegenden Ausgabe für Cello solo, hat diese zudem auch noch in die von ihm hinzugefügte Einleitung eingearbeitet. Die spezielle Harmonisierung der in der mitteleuropäischen Kunstmusik als Lamentobass bekannten Linie hat einen klagenden ständig fortschreitenden und fast schon schicksalhaften Charakter.
Vier Sätze gehen in diesem Arrangement für Cello solo nahtlos ineinander über, wobei die Anordnung von der ursprünglichen Folge Andante – Allegro – Grazioso/Minuet abweicht, indem die ersten beiden Sätze getauscht wurden. Der Tonumfang des Werks reicht von C bis zum g1.
Beispielhafte Fotografien des Manuskripts, das in einer Sonatensammlung verschiedener Komponisten enthalten ist, würden die Ausgabe bereichern und einen kleinen Einblick in die Art und Weise des Arrangements erlauben. Obwohl die Freude am kammermusikalischen harmonisch reichen Spiel zusammen mit einer basso continuo-Gruppe wenig übertreffen kann, ist die vorliegende Bearbeitung eine hübsche Ergänzung für das Cello solo Repertoire und scheint gerade auch für den Unterricht mit fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern gut geeignet.
- Giovanni Bononcini: Sonata e Fandango für Cello solo. Arrangiert von Dietmar Berger. Edition Walhall 1138. ISMN: 979-0-50265-138-1