Georg Philipp Telemann: Concerto B-A-C-H für 2 Solobratschen, Viola III (da braccio/da gamba) und Basso continuo. Rekonstruktion von Klaus Hofmann. Erstausgabe, Partitur und Stimmen. Ed.Walhall EW 1013, ISMN 979-0-50265-013-1
In seiner Zeit viel gefragter, viel beschäftigter, vielseitig schöpferischer Musiker, Musikpädagoge, Musikdirektor, Kantor, Komponist: Der in Magdeburg 1681 geborene Georg Philipp Telemann war mit seinem Tode für zwei Jahrhunderte vergessen, verkannt. Jetzt zu seinem 250. Todestag wird nachgeholt. Wir erinnern uns: Das Lehr- und Lernmaterial unseres Unterrichts waren jene mehr oder weniger harmlose Blockflöten-Duette Telemanns.
Mittlerweile lernten wir, dass sich hinter seinen vielfältigen Solo- oder Duo-Sonaten hoch kompliziertes und auch anspruchsvolles Konzertmaterial verbirgt, das seinen Weg beispielsweise als selbstverständliche Prüfstücke in Wettbewerben gefunden hat. Man schäme sich, gestand Romain Rolland als einer der ersten in den 20er-Jahren, so lange nichts von Telemanns Kunst, von seiner enthusiastischen frischen Vitalität gewusst zu haben.
Concerto B-A-C-H nennt der Herausgeber dieses Werk ein wenig anspruchsvoll, Produkt der Telemann-Edition Magdeburg, von der sicherlich noch weitere Ausgaben zu erwarten sind. Telemann und der vier Jahre jüngere J.S. Bach standen in freundschaftlichem Austausch; so mag man das von Telemann im langsamen Satz eingebaute B-A-C-H-Motiv seiner Sympathie zu Bach zuschreiben. Dazu aber sollte dieses Concerto, das nur in einer transponierten Bearbeitung für Oboe, Violine und Viola in D-Dur, TWV 51:D6, überliefert ist, wieder in die vermeintliche Originaltonart B-Dur rückverwandelt werden. Eine solche Rekonstruktion wird hier als Erstausgabe angeboten. Die Instrumentierung erscheint außergewöhnlich: Telemanns originelle und originale Kammermusikbesetzung verzichtet auf ein sattes Streicher-Ripieno zu Gunsten zweier konzertierender Violen da braccio plus B.c. (Violone/Violoncello), ersetzbar durch unsere heutigen Bratschen. Einige Jahre später treffen wir auf die gleiche Besetzung und auf die gleiche Tonart B-Dur im 6. Brandenburgischen Konzert von J.S. Bach – Zufall?