Eine wichtige Erweiterung für das recht übersichtliche Repertoire in Sextettbesetzung: Eduard Franck knüpft mit seinen rhythmischen Irregularitäten an Brahms’ Streichsextette an.
Dies demonstriert bereits der erste Satz, das Allegro, des Sextetts op. 41 in Es-Dur: Unruhig nach vorne treibend setzt Franck traditionelle Kompositionstechniken in der klassischen Sonatenhauptsatzform um, interpretiert sie jedoch auf eigene Weise neu. Ein nahezu andächtiges Andante zeichnet sich vor allem durch harmonische Effekte aus. Der dritte Satz führt zügig beschwingt zu einem sanglicheren Seitenthema. Das abschließende Presto knüpft daran mit einem energisch punktierten Thema an, lässt aber immer wieder Reminiszenzen an vorherige Sätze aufblitzen, bevor es die Klangfülle der Sextettbesetzung für einen ausladenden polyphonen Abschluss ausnutzt. Das Sextett op. 50 in D-Dur ist als wahrscheinlich eine seiner letzten Kompositionen posthum erschienen und wirkt damit wie ein etwas melancholischer Rückblick. Das erste Allegro schwelgt in oft homophonen Phrasen, bevor es weitläufig verarbeitet wird. Ein ruhiges, bedrückendes Andante nimmt allein durch seine Länge eine zentrale Position in diesem Werk ein. Das Allegro an dritter Stelle tritt beschwingt tänzerisch auf, birgt aber zumeist einen dunkleren Unterton. Im Finalsatz entwickeln sich kontrapunktische Bewegungen, unter denen oft Teile von Melodien der anderen Sätze und sogar anderer Werke Francks eingeflochten werden. Die beiden Sextette sind auch als Studienpartitur (PB 33002) verfügbar.
- Eduard Franck: Streichsextette Nr. 1 & 2 op. 41, op. 50. Hrsg. von Nick Pfefferkorn. Breitkopf & Härtel EB 32045, EB 32049