Von Zellweger bis Haydn. Noten kurz vorgestellt
Hans Zellweger’s Chamäleon-Stücke: „Darts“ für variable Besetzungen. HBS-Nepomuk, Aarau, MN 12043
ISMN M-50009-250-6
Wie das Chamäleon kann hier die Besetzung gewechselt, nach Lust und Laune zu Dritt, zu Viert oder zu Fünft im Solo oder Ensemble, mit/ohne Tasteninstrument musiziert werden. Die Stimmen dazu in C, B und Es sind der Partitur gleich beigegeben. An den kecken motivreichen „Darts“, die in zweieinviertel Minuten vorbeiflitzen, wird man seine Lust und Freude haben. Ähnliches gilt für die weiteren acht Hefte launischer Chamäleon-Einfälle dieses Schweizer Multimusikers (MN 9936-9941, 12041, 12042).
Paul Lincke: Lincke-Cocktail für Streichquartett (Kb, Fl, Ob, Klar, Fg, Hr ad lib.). Bearbeitet und herausgegeben von Wolfgang Birtel. Schott ED 20234
ISMN M-001-14860-3
Jenen sagenhaften Charme des Metropol- und Apollo-Theaters fängt dieses flotte Potpourri-Arrangement über fünf verschränkte Ohrwürmer des Berliner Operettenkönigs ein, offeriert in flexibler Besetzung, fast so, wie es vor hundert Jahren wohl geklungen haben mag, und wie es das noch nicht mediengeschädigte Publikum inbrünstig liebte und bewegte, sieben bis acht Minuten kurz.
Markus Halt (geb. 1958): Tango exotique für Streichquartett. Partitur und Stimmen. Simrock EE 5338
ISMN 979-0-2211-2129-5
Zur Avantgarde dieses Genres ein wilder Acht-Minuten-Konzert-Tango in nicht ganz traditioneller Mini-Ensemble-Besetzung. Zukomponiert ist es dem jungen Schweizer AMAR- Quartett und ihm gewidmet, weil es zweifelsohne die für die Realisierung notwendige Vitalität mitbringt. Vergangenes Jahr aus der Taufe gehoben, fügt es nun seinem klassisch-zeitgenössischen Repertoire einen ungewöhnlichen Akzent hinzu. Das heisst für die Nachahmung: Tempo, Sound, synkopischen Rhythmus und die Melancholie harmonischer Effekte nachzuempfinden, um so den authentischen und typischen musikalischen Impetus zu erreichen. Das erfordert freilich gehöriges Beherrschen auch spezieller Streichertechniken. Dann verfehlt das Stück seine faszinierende Wirkung nicht.
Pablo de Sarasate: Zigeunerweisen für Violine solo und Streichorchester, arrangiert von Wolfgang Birtel. Ed. Dohr Partitur 27512, Klavierauszug 26513
ISMN M-2020-1512-4/-1513-1
Mit den Zigeunerweisen op. 20 (1878) des vor gerade hundert Jahren verstorbenen Repräsentanten virtuoser Geigenkomposition glänzen gerne nach wie vor unsere jungen Paganinis. Für sie eine Version zu präparieren, die eine Begleitung durch ein auf Streicher reduziertes Ensemble (statt symphonischem Apparat) ermöglicht, ist hier plausibel gelöst.
Joseph Haydn: Concertante in B-Dur, Hob. I:105. Klavierauszug mit den vier Prinzipalstimmen. Herausgegeben von Sonja Gerlach, Klavierauszug von Siegfried Petrenz. Henle HN 154
ISMN M-2018-0154-4
Fast ein Tripelkonzert; denn die vier Soloinstrumente Oboe, Fagott, Violine und Violoncello erheben sich nur für ihr solistisches Concertino aus dem Tutti heraus, um gleich wieder ihren Pflichtpart im Ripieno einzunehmen. Nun erschien – rechtzeitig zum Haydn-Gedenkjahr im Hinblick auf seinen 200. Todestag – zu der schon seit Jahren vorliegenden Partitur der Gesamtausgabe (Verlag Bärenreiter BA 4640, dort auch das Aufführungsmaterial erhältlich) bei Henle der sorgfältig gearbeitete, nicht überfrachtete lese-freundliche Klavierauszug einschließlich der vier Solostimmen. Er wird in erster Linie für die Einstudierung hilfreich sein. Das 1792 in London entstandene und dort erfolgreich uraufgeführte dreisätzige Konzert, in dem die Solostimmen mal einzeln, mal gemeinsam jubilieren, „entfaltet in schönster Weise die Möglichkeiten der Gattung und atmet dabei den Geist der Londoner Sinfonien“ (MGG 8/1046).