Jacques Offenbach (1819–1880): Grand Concerto pour Violoncello avec accompagnement d’orchestre. „Concerto militaire“ +++ Hermann Regner (1928–2008): Pfiffikus. Vier kleine Stücke für Sopranblockflöte und Klavier +++ Christoph Graupner (1683–1760): Sinfonia I in G, GWV 607
Jacques Offenbach (1819–1880): Grand Concerto pour Violoncello avec accompagnement d’orchestre. „Concerto militaire“, Kritische Ausgabe von Jean-Christophe Keck, Klavierauszug, Boosey & Hawkes/Bote & Bock, 2008, BB 3168, ISMN 979-0-2025-3168-6
Bevor er als Operettenkomponist Furore machte, tat Offenbach sich als Cello-Virtuose hervor und schrieb für sich dieses Konzert, dessen Aufführungen 1847/1848 dokumentiert sind, dann jedoch in Vergessenheit geriet. Anhand der da und dort aufgefundenen Puzzles wurde es wieder zusammengefügt und als Originalfassung praktikabel editiert: ein rechtes Konzert zum Brillieren, 45 Minuten lang, in den Ecksätzen stramm, pfiffig, witzig, spritzig, die klanglichen Höhe, Tiefen und Klangvolumina des Instrumentes lustvoll auskostend, dazwischen ein von langem Atmen getragenes Cantabile. Dazu in dieser Neuausgabe die noch virtuosere Dritte-Satz-Cadence von Jérôme Pernoo. Dessen Fingersätze und Phrasierungsvorschläge wurden in die gedruckte Solostimme übernommen. Ein anspruchsvolles Konzert, von Pernoo und Guido Schiefen auf CD eingespielt.
Hermann Regner (1928–2008): Pfiffikus. Vier kleine Stücke für Sopranblockflöte und Klavier, Schott, 2006 OFB 210, ISMN 979-0-001-15286-0
Ein lustiges, beschwingtes Duo, in dem beide Spieler ihre Beweglichkeit und ihre rhythmische Standhaftigkeit beweisen müssen und in dem auch der Klavierpartner nicht überfordert ist, aber sie müssen sich bei ihrem Wechselspiel in einer präzisen und abgestimmten Artikulation treffen. Kurzweilig, musikantisch, wirkungsvoll. Für „Jugend musiziert“ prädestiniert.
Christoph Graupner (1683–1760): Sinfonia I in G, GWV 607, für 2 Solobratschen, 2 Hörner, 2 Violinen, Bratsche und B.c., hrsg. (und Continuo-Aussetzung) von Andreas Kohn. Erstausgabe, Partitur, Ed. Walhall EW 657. – Trio für Flöte, Violine und B.c. h-Moll, GWV 219, hrsg. von Vanessa Mayer, B.c. ausgesetzt von Bernhard Zosel, Schott ANT 144, ISMN 979-0-001-14833-3
250 Jahre sind vergangen, ehe er langsam wiederentdeckt und beachtet wurde, dieser Zeitgenosse und ehemalige J.S.-Bach-Rivale Christoph Graupner. Der Hartnäckigkeit und dem Repräsentationsanspruch des Darmstädter Landgrafen ist es zuzuschreiben, dass Thomasschüler Graupner seinen Ruf auf die Thomaskantorstelle in Leipzig nicht annehmen konnte, vielmehr schließlich 50 Jahre treu in Diensten der anspruchsvollen Hofkapelle zu Darmstadt verblieb. Eigentlich Glückssache; denn damit blieb uns auch seine umfangreiche kompositorische Hinterlassenschaft aus der Bibliothek der Darmstädter Hofkapelle, heute in der Hessischen Landesbibliothek, erhalten; sie harrt vollends der Aufdeckung.
Davon zwei Beispiele: Aus seinen über 150 Sinfonien, Solo- und Doppelkonzerten sei diese dreisätzige Sinfonia concertanti vorgestellt, Nr. 1 von vier ähnlichen Sinfonien, die vielleicht nicht in der Virtuosität, aber in der urtümlichen Musizierfreude an Vivaldis Concerti heranreichen. Dazu ist Stimmenmaterial (EW 659) erschienen, ebenso wie für Sinfonia II, III, IV, alles empfehlenswerte Materiale für gute Laienorchester. Oder hier eine seiner dreisätzigen Triosonaten, stilistisch zwar dem traditionellen Barock verpflichtet, doch die Epoche der Empfindsamkeit merklich vorausahnend. Da finden sich überraschende harmonische Wendungen, und es wird mit verkürzten thematischen Kniffen, verschobenen Rhythmen und neckischen Verzierungen gespielt, wobei nicht die Flöte, sondern die Violine in der melodischen Linie dominiert.