Ernst Krenek (1900–1991): Sonatine für Flöte und Viola op. 92/2a (1942) & Sonate für Viola und Klavier op. 117 *** Betsy Jolas (geb. 1926): „Ah! Haydn“, Trio pour Piano, Violone et Violoncelle. *** Michael Praetorius (1574–1621): Puer natus in Bethlehem. Weihnachtssätze für Vokal- und Instrumentalensemble
Ernst Krenek (1900–1991): Sonatine für Flöte und Viola op. 92/2a (1942). Universal Ed. UE 34943, ISMN 979-0-008-08177-4. – Sonate für Viola und Klavier op. 117 (1948): UE 34942, ISMN 979-0-008-08176-7 (2009)
Über 150 Kammermusiken vom Duo bis zum Kammerensemble für eine Vielzahl an Besetzungen hinterließ der 1938 in die USA emigrierte Tscheche Krenek. Fast unglaublich, dass davon nur wenige bei uns greifbar sind, geschweige denn in Konzertprogrammen auftauchen. So erschienen die meisten seiner Werke in Amerika, nur einige wenige in Wien (eines 1931 und dann ab 1949) sowie nach 1960 auch in Kassel. Jetzt können sich Bratschisten freuen über zwei seiner Kompositionen, die endlich, Jahrzehnte nach ihrer Entstehung, in ihrer Originalfassung durch die Universal-Edition Wien aufgelegt werden. Beide Werke fallen in eine Schaffensperiode, in der er sich der Zwölfton- und dann der freieren atonalen Reihentechnik zuwendet. Das als Partitur gedruckte Flöte-Bratsche-Duo (Spieldauer sieben Minuten), bisher nur in einer von Bärenreiter gedruckten Transkription für Flöte und Klarinette bekannt, huldigt der Zwölftontechnik in eigener Interpretation. Es wechselt in den drei kurzen nur mittelschwierigen Sätzen zwischen bewusst harten Reibungen und graziösen Passagen, endend in einem spritzigen vitalen Vivace. Auch die dreisätzige Bratschensonate (elf Minuten), ausdrucksstark, musikalisch wie technisch anspruchsvoll, ist in der von Krenek selbst „Reihennotation“ genannten und recht eigen interpretierten seriellen Technik geschrieben. Beide Werke gehörten zum bevorzugten Repertoire des Violinisten Michael Mann, Sohn von Thomas Mann. Jetzt warten sie darauf, neu entdeckt zu werden.
Betsy Jolas (geb. 1926): „Ah! Haydn“, Trio pour Piano, Violone et Violoncelle. Leduc (2008) AL 30429, ISMN-979-0-046-40429-3
Die in Paris geborene und in den USA musikalisch ausgebildete Komponistin ließ sich noch bei Milhaud, Plé-Caussade und Messiaen komplettieren. Sie lehrte dann selbst Komposition an der Pariser Musikhochschule. Inzwischen ist sie vielfach ausgezeichnet und preisgekrönt. Man findet sie, mit Auftragswerken bedacht, bei vielen Festivals und im Repertoire führender Ensembles und Labels, nur nicht in Deutschland. Das elfminütige Auftragswerk „Haydn 2009“ vom Eisenstadt-Festival ist diesem genius loci gewidmet. Von ihm inspiriert (Hob I:104) verarbeitet die Komponistin Haydns Leitthema zu variablen Elementen. Improvisationsartig entwickelt sie in mehreren dynamischen Anläufen in den mal mit-, mal gegeneinander geführten Parts ein dicht verwobenes und bewegtes heiter-ernstes Haydn-Phantasma, lohnende Herausforderung für Profi-Ensembles. Nach ihrer sehr eigenen Tonsprache und dem hier verwendeten Schriftbild, gespickt mit allerlei technischen Vorgaben, rhythmischen Raffinessen und hilfreichen performance notes, ist Betsy Jolas Frankreichs führender musikalischer Avantgarde zuzuordnen.
Michael Praetorius (1574–1621): Puer natus in Bethlehem. Weihnachtssätze für Vokal- und Instrumentalensemble, herausgegeben von Günter und Leonore von Zadow, jeweils Partitur und Stimmen, 12 Hefte, 2- bis 8-stimmig. Ed. Güntersberg G151-G160, G 184-G187, ISMN M-50174-151-9 ff.
Über 100 unterschiedliche Sätze zu 30 Liedern weihnachtlichen Charakters, allbekannte und weniger bekannte, für vokale und/oder instrumentale Wiedergabe sind auf zwölf Hefte verteilt, die nach der Anzahl der Stimmen geordnet sind und sich in den verschiedenen Bänden der 20-bändigen Praetorius-Gesamtausgabe wiederfinden. So enthält Heft 1 die wohl einzigen zwölf zweistimmigen Sätze, Heft 5 und 6 alle Sätze zu fünf Stimmen, Heft 7 die sechsstimmigen, Heft 9 zwei achtstimmige Sätze. Orientiert an den Originalvorlagen versteht sich diese Neuedition in erfreulich klarem Notendruck ganz bewusst als praktische Ausgabe mit gewissen Konzessionen, so zur besseren Lesbarkeit mit eingefügten Taktstrichen, heute gebräuchlichen Schlüsseln und Vorzeichen sowie verkürzten Notenwerten (www.guentersberg.de, www.edition-walhall.de).