Johann Christian Bach (1735–1782): Sonata D-Dur für Violine und Basso Continuo. – Andreas Mücksch und Barbara Schatz: König David. Biblisches Musical für ein- bis dreistimmigen Chor, Solisten, Klavier, Bass, Schlagzeug und zwei Melodieinstrumente. – Giuseppe Gariboldi (1833–1905): First Exercises für Flöte. Opus 89.
Johann Christian Bach (1735–1782): Sonata D-Dur für Violine und Basso Continuo. Herausgegeben von Reinhard Goebel. Erstausgabe EW 639. Edition Walhall
Die Echtheit dieser frühen Sonate von Johann Sebastian Bachs jüngstem Sohn aus seinen italienischen Studienjahren – die Vorlage befindet sich unter der Signatur M.Th.260 in der Staatsbibliothek zu Berlin – ist wohl inzwischen erwiesen, sodass diese Urtext-Drucklegung unter Reinhard Goebels Verantwortung einer Schatzhebung gleicht: als Partiturfassung nur mit Violino und Basso (d.h. Violoncello solo als Begleitpart unter Verzicht aufs Tasteninstrument und ausgesetzten Basso Continuo), dazu doppelte Violinstimme als Urtext und als Herausgeberfassung mit Strich- und ergänzten Verzierungseinzeichnungen. Diese in der Interpretation nicht ganz einfache Sonate mit ihren drei langatmigen Sätzen, intensiv ausgearbeitet im Interesse „geigerischer Brillanz“, atmet noch den hochbarocken Flair, stilistisch nahe bei Johann Sebastian Bach und Telemann, ist jedoch allein schon dank Verzierungskunst und originaler Nur-Cello-Begleitung von besonderem musikalischen Interesse.
Andreas Mücksch und Barbara Schatz: König David. Biblisches Musical für ein- bis dreistimmigen Chor, Solisten, Klavier, Bass, Schlagzeug und zwei Melodieinstrumente. Partitur, Zebe Publishing Berlin, ZE 2212, ISBN 9783940745-47-7 (Stimmen gesondert)
Das Werden, Kämpfen, Siegen und Gehen des König Davids, diese alttestamentarische Geschichte aus den Büchern Samuel, ist hier in 17 aneinandergereihten meist kurzen Chor- und solistischen Songszenen aufgegriffen. Verständlich wird sie durch die verbindenden Erzähltexte (Barbara Schatz). Indessen versteht sich Andreas Mücksch (Jahrgang 1962) auf relativ einfachen transparenten Pop- und Liturgie-Mix-Satz, auf ausdrucksstarke deklamatorische Melodie-Linienführung in begrenztem Tonraum und auf das Angebot variabler und vielseitiger Instrumentierung. Die durchgängig von Klavier (oder Orgel) gestützten Melodiestimmen können durch eine Rhythmusgruppe eindrucksvoll verstärkt werden. Einzelne Lieder herausgegriffen oder die bewegte und bewegende Aussage in der gesamten abendfüllenden Abfolge von Musik und Sprache, auf viele Rollen verteilt, eignet sich zur konzertanten wie bühnenmäßigen Realisierung (dann Großes Recht) durch Jugendliche wie Erwachsene und zur Installation im Kirchen- oder Gemeinderaum. Liedtexte wie „Kein Friede“, „Wenn die Liebe stirbt“ oder „Hol mich zurück“ lassen diese Besinnung auf König David, auf Israels Goldenes Zeitalter vor dreitausend Jahren, zur symbolischen aktuellen Botschaft werden.
Giuseppe Gariboldi (1833–1905): First Exercises für Flöte. Opus 89. Herausgegeben von Stefan Albrecht. Schott ED 20353, ISMN 979-0-001-15148-1
Dieser Übungsschatz ist ein für die ersten beiden Studienjahre sehr nützliches Basismaterial, ergänzt durch nützliche spieltechnische Empfehlungen des Herausgebers. Es knüpft gut an die bekannten Flötenübungen Friedrich II. und Fürstenaus Exercises an. Diese 59 Übungen entstanden wohl im Rahmen seiner eigenen Perfektionierung, sind in den gängigen Tonarten gehalten und progressiv angelegt auf Tonbildung, Klangführung, Geläufigkeit, Artikulation und Verzierungen. Sie erinnern ein wenig an das wenig später, um 1900 verfasste, führende französische Studienwerk „Méthode complète de flûte“ des Schüler-Lehrer-Tandems Taffanel-Gaubert, das als Begründer der virtuosen französischen Flötenschule gilt. In der Tat, der Italiener Gariboldi war nach Paris ausgewandert, erhielt 1871 als gefeierter Solist einen Flöten-Lehrstuhl an einem Conservatoire. Zur gleichen Zeit wurde Paul Taffanel Soloflötist an Pariser Opernhäusern; zweifellos kannte er seinen wenig älteren Kollegen Gariboldi als Verfasser vieler weiterer virtuoser Werke für Flöte, darunter mehrerer Etüdensammlungen, von denen sich Taffanel offensichtlich anregen ließ. Wir freuen uns, jetzt wenigstens dieses op. 89 in einem wunderbar lesbarem Schriftbild neu gedruckt vorgelegt zu bekommen.