Péteris Vasks +++ Camille van Lunen +++ Heinrich Ignaz Franz Biber +++ Johann Melchior Molter +++ Nadia Boulanger +++ Fritz Kreisler
Péteris Vasks (geb. 1946): Ainava ar putniem, Landschaft mit Vögeln für Flöte solo (1980). Schott FTR 194, ISMN 979-0-001-14770-5
In diesem „Frühlingsstück“, von Vogelstimmen und heimatlicher Natur seines Landes inspiriert, lässt der lettische Komponist acht Minuten lang die Vögel singen. Das erinnert an Darius Milhauds gleiche Leidenschaft, dem Stimmen der Vogelwelt nachzuhören, nachzuempfinden. Alle Raffinessen der Ansprache, der Atmung, der Zungen-, Finger- und Klappentechnik und der eigenen Singstimme werden einbezogen, extreme Höhe zur Tiefe wechselnd, Klangstärke und Tempi frei, fast improvisierend gestaltend, bewegt sich Aeolus zwischen misterioso und drammatico.
Camille van Lunen (geb. 1957): Streichquartett Nr. 1 „...Sollen Nachtigallen schweigen?“ op. 43 für Violine I/II, Viola und Violoncello. Furore-Edition 10075, ISMN 979-0-50182-075-7
Zu diesem vom Hölderlin-Quartett am 30. Januar 2011 im Schloss Morsbroich aus der Taufe gehobenen farben- und emotionsreichen wie tiefsinnigen Œuvre der niederländisch-französischen Komponistin und Sopranistin bemerkt sie selbst: „Die einzigartigen Töne und Chöre der burgundischen Geburtshelferkröten und andere geheimnisvolle Geräusche der Natur wurden Inspirationsquellen für mein erstes Streichquartett.“ Nach ihrer erfolgreichen Leverkusener Auftrags-Kinderoper „Der Felsenjunge“, Libretto Jan Michael, stellt sie hier ihr erstes Streichquartett vor, das für Interpret wie Zuhörer technisch wie musikalisch von hohem Anspruch ausgeht, Spieldauer 16’30“.
Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704): Ciacona in D für Violine & Basso Continuo. (CZ-Kra 946 B XIV 106, entstanden um 1673) Ed. Walhall EW 734
Diese dem Autor der sogenannten Skordatur-Rosenkranz-Sonate zugeschriebene Ciacona finden wir hier nach einer anonymen Abschrift erstmalig vollständig gedruckt. Das Violinsolo über einem recht bescheidenen viertaktigen Ostinato abverlangt in seinen 500 Takten vom Solisten eine unglaublich rasante Virtuosität mit kühner Bogenführung, um das phantasievoll laufend veränderte Figurenwerk nachzuvollziehen. Im Ergebnis „ein wahres Feuerwerk der Inspiration“, wie der Herausgeber Anton Steck treffend charakterisiert.
Johann Melchior Molter (1696–1765): Sinfonie D-Dur, MWV VII 130, herausgegeben von Michael Schumacher. Partitur. Ed. Dohr 28754, Vol. 54, M-2020-1754-8
Der Karlsruher Hofkapellmeister war, meint der Herausgeber Michael Schumacher, „der wahrscheinlich produktivste Sinfonie-Komponist der Welt“, sammelte davon 169 in der Gesamtausgabe der Sinfonien (bei Dohr) und schrieb darüber seine Dissertation. Als Vol. 54 haben wir hier ein Beispiel der wohl für die eine oder andere Hofkapelle komponierten Sinfonien, dreisätzig schnell-langsam-schnell mit Spieldauer 5-17-20 Minuten, die Streicher in den Ecksätzen erweitert um die Farbe von zwei Hörnern, zwei Clarinos und Pauke, stilistisch der Frühklassik zuzuordnen. Typisches Material für Serenaden spielende junge bis professionelle Ensembles.
Nadia Boulanger (1887–1979): Cantique, Lux aeterna pour Voix moyenne, Violon, Violoncello, Harfe et Orgue. Hamelle, Paris, HA 9748, ISMN 979-0-2307-9748-1
In diesem der Messe entnommenen Text, während der Kommunion zelebriert, werden die sprechgesangähnlich wiederzugebenden Lux-aeterna-Worte von einfachen ruhigen und steten Harmonien durch Orgel und Harfe begleitet, während die Viola-Stimme das Aufsteigen zum ewigen Licht symbolhaft andeutet. Nadia Boulanger, als Dirigentin und Kompositionslehrerin im Paris der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine zentrale Rolle einnehmend, instrumentierte diesen Cantique nach „Pie Jesu“, dem Schwanengesang (1918) ihrer komponierenden Schwester Lili Boulanger.
Fritz Kreisler (1875–1962): Ein kleiner Wiener Marsch. Version für Violine, Klarinette und Gitarre. Einrichtung Walter Thomas Heyn. Ed. Margaux, Brühl, em 7503, ISMN M-2032-1352-9
Der Wiener Fritz Kreisler, populärer Geiger, begegnet uns auch heute noch als Komponist beliebter Charakterstücke, mal in Stil und Formen des Barocks und der Klassik, diese gekonnt imitierend, mal im schmalzigen Wiener Stil. Der Wiener Marsch ist ein solches Stück, das sich in einer interessanten Besetzung, markant, rhythmisch akzentuiert zu spielen, vorstellt.