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Noten-Tipps 2012/12

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Friedrich Schneider (1786–1853): Quartett in c-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello op. 36. Urtext. +++ Carlos Gardel (1890–1935): Tango. Tango Trio für Violine (oder Flöte), Violoncello & Piano, arranged by Diego Collatti. +++ Katharina Mai-Kümmel (*1940): Wir feiern! 10 Stücke bearbeitet für Streichorchester (Holzbläser ad lib.), Grundschule – Unterstufe. Partitur. Reihe Applaus, wir spielen im Kinderorchester, Heft 6. +++ Wolfgang Amadeus Mozart: „Wunderkind“-Sonaten I für Klavier und Violine, KV 6–9. Henle 1077. – „Wunderkind“-Sonaten II für Klavier und Violine (mit Violoncello), KV 10–15. Henle 1078. – „Wunderkind“-Sonaten III, KV 26–31. Henle 1079 (2012) +++ George Speckert: Ready to Play – The Roots of Jazz für Violine und Violoncello

Friedrich Schneider (1786–1853): Quartett in c-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello op. 36. Urtext. Herausgegeben von Nick Pfefferkorn. Pfefferkorn Musikverlag Leipzig, EK 2067 (2012), ISMN 979-0-50139-169-1

Der Erfolg seines Oratoriums „Das Weltgericht“ (1820), an Händels Oratorientradition anknüpfend, ließ den Komponisten vieler weiterer interessanter Vokal- und Instrumentalwerke halb vergessen machen, bis etliche wissenschaftliche Arbeit die Aufmerksamkeit auf den in Zittau geborenen Musiker lenkten. Zu Lebzeiten hatte er als Komponist, Leiter und Initiator vieler musikalischer Aktivitäten wie Musikfeste, Singakademie, Musikschule erst in Leipzig, dann in Dessau erhebliche Resonanz und Anerkennung. Dort findet sich auch sein Nachlass. Schneider wurde von Johann Friedrich Rochlitz, Begründer der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung, sehr geachtet und unterstützt. Unter dessen bislang vernachlässigten Kammermusiken hat Pfefferkorn dieses 1816 in Leipzig gedruckte Opus liebevoll redigiert und neu herausgegeben. Die drei Sätze, Allegro, Adagio, Finale: Presto, Spielzeit 27 Minuten, atmen den Geist der Übergangszeit zwischen Klassik und Romantik. Energiegeladene Themen werden nach formellem klassischem Muster verarbeitet. Der höchst anspruchsvolle Klavierpart beherrscht dabei inbrünstig und nahezu durchgängig das musikalische Geschehen, von den Streichern mal koloriert, mal kontrastiert. 

Carlos Gardel (1890–1935): Tango. Tango Trio für Violine (oder Flöte), Violoncello & Piano, arranged by Diego Collatti. UE 35581 (2012). ISMN 979-0-008-08433-1

Zurück in die Zwanziger Jahre, Zeit des klassischen Tangos, Hoch-Zeit für das einstige Idol Carlos Gardel, bevor eine Generation später Astor Piazolla das Feld neu bestellt. Fünf von Gardels populärsten Tangos finden sich hier wie ehedem für instrumental variabel besetzbares Trio, von der authentischen Hand des Argentiniers Diego Marcello Collatti zurechtgeschrieben. Dazu hilfreich ausgezeichnet in den (mittelschweren) Instrumentalstimmen als Anhaltspunkt für die Interpretation und das nicht einfache Zusammenspiel, bei dem es schließlich gilt, ungewohnte Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken und nachzuvollziehen. Das vornehme, mit deutlicher, großer Notenschrift versehene Album lädt ein, den Tango neu zu entdecken. 

Katharina Mai-Kümmel (*1940): Wir feiern! 10 Stücke bearbeitet für Streichorchester (Holzbläser ad lib.), Grundschule – Unterstufe. Partitur. Reihe Applaus, wir spielen im Kinderorchester, Heft 6. Walhall EW 825, ISMN M-50070-825-4

Verzicht auf Lagenspiel und somit für den allerersten Ensemblestart ganz simpel, aber zum Spaßmachen gesetzt. Dabei bunt gemischt, beeindruckt mit ein paar Klassik-Hits von Händel, Haydn bis zum Zwiefachen. Dazu Stimmenset EW 832.

Wolfgang Amadeus Mozart: „Wunderkind“-Sonaten I für Klavier und Violine, KV 6–9. Henle 1077. – „Wunderkind“-Sonaten II für Klavier und Violine (mit Violoncello), KV 10–15. Henle 1078. – „Wunderkind“-Sonaten III, KV 26–31. Henle 1079 (2012), ISMN 979-0-2018-1077-5, -1078-2, -1079-9, herausgegeben von Wolf-Dieter Seiffert, Fingersatz der Klavierstimme von Arian Haering. Mit zusätzlicher bezeichneter Violinstimme von Benjamin Schmid, Henle, München

„… eine Probe, dass unser Wolfgangerl es selbst gemacht hat, welches wie billig vielleicht nicht jeder glauben wird. Genug, es ist doch so“ – das schreibt Vater Leopold 1764 von unterwegs an seinen Hauswirt. Als Wunderkinder hat er seine beiden Kinder Wolfgang und Nannerl „verkauft“, geht mit ihnen ertragstüchtig, nicht immer gleich erfolgreich auf Konzerttour und bleibt fast drei Jahre unterwegs mit den Hauptstationen Paris, London und Den Haag. Des siebenjährigen Wolfgangs erste Kompositionen entstehen zwischen 1762 und 1766 während dieser Reisen und werden als Opus I, II und III zeitnah in Paris gedruckt, als Attraktion versehen mit dem Zusatz „agé de sept. ans“ beziehungsweise „agé de huit ans“ und dementsprechend werbewirksam und auch ertragreich verschiedenen Hofdamen zugeeignet. Auch wenn diese zehn Sonaten KV 6–15, meist dreisätzig gehalten, in zunehmender Weise Frische, Eleganz und Phantasie hören lassen, sind sie freilich in der künstlerischen Qualität nicht mit Mozarts späterem reichen Sonatenschatz zu vergleichen, bleiben aber ein Unicum, ein Dokument des komponierenden „Wunderkindes“. 

Bei Opus III, 1–6 (KV 10–15), der Königin von England gewidmet, heißt es „Sonates pour le Clavecin … avec L’accompagnement de Violin, ou Flaute Traversiere et d’un Violoncelle“. Die Flöte („die er nicht liebte“) zu beteiligen, wie ein Londoner Druck suggeriert, war vielleicht nur ein Werbetrick des damaligen Druckers oder Verlegers, um ein größeres Käuferpotential zu erreichen. Doch die Stimmführung ist mit Doppelgriffen allzu sehr nach Streicherart ausgerichtet und übersteigt ohnedies den Tonumfang der Flöte. So entschied sich die vorliegende Henle-Ausgabe, die Flöten-Version wohlbegründet zu ignorieren und lediglich im Vorwort zu erwähnen. 

Der Auftraggeberin Prinzessin Caroline von Nassau-Weilburg gewidmet sind die 1766 in Den Haag entstandenen sechs zweisätzigen Sonaten Opus IV (KV 26–31), die mit ihrer charmanten Melodieführung bereits eine merklich intensivere kompositorische Diktion des inzwischen „Agé de neuf“, richtig zehn Jahre zählenden Wolfgangs verraten, indem Klavier- und Violinpart thematisch mehr ineinandergreifen und bei etwas höherem spieltechnischem Anspruch auch einen konzertanteren Eindruck vermitteln. Unter den Kindersonaten empfehlen sich diese sechs Sonaten KV 26 bis 31 am ehesten, als Duo aufgefasst und interpretiert zu werden und stehen deshalb mit Bedacht unter Schwierigkeitsgrad „leicht bis mittelschwierig“ in der Literaturauswahlliste von „Jugend musiziert“.

Diese neuen Henle-Ausgaben übernehmen offensichtlich die lesefreundlichen Seiteneinteilungen des Erstdruckes von Amsterdam, bringen für die Klavierstimme unaufdringliche Fingersatz-Vorschläge, und eine weitere jeweils beigegebene Violinstimme enthält hilfreiche Strichbezeichnungen. Die Notenschrift ist ansonsten heutigen Erfordernisse und Lesegewohnheiten angepasst. Für junge Klaviersolisten ist es nützlich zu wissen, dass die 16 „Wunderkind“-Sonaten auch in einer reinen Klavierfassung (bei Henle 1094 bis 1096) disponibel sind.

[Eckart Rohlfs]

Peter Mohrs: Klassik für Kinder, Schott, Mainz 2010, ED 20684 

25 leichte Stücke für Violine und Klavier aus Barock, Klassik und Romantik. Überwiegend in den ersten drei Griffarten der ersten Lage spielbar, eignet sich der Band ab dem zweiten Unterrichtsjahr. Neben einiger wenigen bekannten Werken findet man beliebte Stücke, zum Beispiel Themen aus Vivaldis Vier Jahreszeiten, Händels Wassermusik oder Humperdincks Hänsel und Gretel. Der Einstieg wird durch beiliegende CD erleichtert. 

George Speckert: Ready to Play – The Roots of Jazz für Violine und Violoncello, Bärenreiter, Kassel 2012, BA 10606 

Der Jazz von heute hat eine 150-jährige Entwicklung hinter sich. In diesem Heft sind Stücke aus dem frühen Jazz aufgenommen, sodass jeder Mittelstufenschüler selber erleben kann, wie er vor 1925 klang. Die Reihenfolge der einzelnen Teile kann verändert werden, Wiederholungen sind erlaubt, weitere Instrumente (Schlagzeug, Gitarre etc.) willkommen und freie Improvisationen  wünschenswert. So ist Jazz entstanden, so entstehen neue Ideen.

[Katharina Apostolidis]

 

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