Camille Saint Saëns (1835–1921). Septett Es-Dur Opus 65 (1881) für Trompete, Streichquintett und Klavier. // Sonate Nr. 1 c-Moll für Violoncello und Klavier Opus 32 (1872). +++ Ludwig van Beethoven: Duo für Violine und Violoncello, Unv 8, Fragment, herausgegeben und ergänzt von Robert D. Levin, Urtextausgabe. 2 Spielpartituren. Henle +++
Camille Saint Saëns (1835–1921). Septett Es-Dur Opus 65 (1881) für Trompete, Streichquintett und Klavier. Herausgegeben von Peter Jost, Fingersatz der Klavierstimme von Klaus Schilde. Urtext, Henle HL 584 (2015), ISMN 979-0-2018-0584-9.
Sonate Nr. 1 c-Moll für Violoncello und Klavier Opus 32 (1872). Herausgegeben von Peter Jost. Fingersatz der Klavierstimme von Pascal Rogé. Urtext, Henle HN 1057 (2012), ISMN 929-0-2018-1057-7
Camille Saint-Saëns, am bekanntesten in Deutschland wohl durch seine Parodie „Karneval der Tiere“, erlebte den äußerst seltenen Ruhm, schon zu Lebzeiten zu den Klassikern zu gehören. So urteilt der 32-jährige Musik- und Gesellschaftskritiker Romain Rolland. Mit seiner Société nationale de musique engagierte sich Saint-Saëns unter dem Motto „Ars gallica“ als leidenschaftlicher Kämpfer für Frankreichs eigenständige zeitgenössische Orchester- und Kammermusik, die in Deutschland noch nicht viel galt.
So ist das Septett mit seinen stilistisch unterschiedlichen vier Tanzsätzen ein exzellentes Beispiel für seine Anerkennung und Einbeziehung spielerischer Elemente und Normen früherer Musik und diese mit Strömungen gegenwärtiger Musik zu verbinden. In den (am besten doppelt besetzten) Streicherstimmen und besonders im leicht konzertanten Part der Trompete ist der technisch-musikalische Anspruch nicht überzogen, nur die Klavierhände haben umso kräftiger zuzugreifen, um das Ganze zusammenzuhalten. Mit dieser sonderlichen Besetzung galt das Septett zu Lebzeiten als seine erfolgreichste Kammermusik. Aufzunehmen in die Empfehlungsliste „Gemischte Besetzung“ sollte es dank des ausgezeichneten Stimmensatzes den Weg in die Programmwahl finden.
Unter Saint Saëns wenigen Sonatenwerken für verschiedene Instrumente ist jene erste Sonate für Violoncello (Spielzeit 20 Minuten) noch am ehesten im Konzertsaal von heute angekommen. Sie erinnert in ihrer aufwühlerischen dramatischen Haltung an den ungestümen Klassiker Beethoven. Im zweiten Satz, zwar tranquillo überschrieben, aber bewegt instrumentalisiert, erinnert das Andante-Thema an das bekannte Claudiuslied „Der Mond ist aufgegangen“. Motivische Element davon kann man mehr oder weniger auch in den beiden Ecksätzen heraushören. Das trübe c-Moll gibt zudem eine melancholisch resig-nierende Stimmung ab, die man gerne mit der politischen und sozialen Stimmung nach dem verlorenen Krieg 1970/71 und anderen persönlichen Schicksalsschlägen des Komponisten in Verbindung bringt. Gut gelöst: das komplizierte Notenbild angesichts der hochvirtuosen Anforderungen an beide Spieler.
Ludwig van Beethoven: Duo für Violine und Violoncello, Unv 8, Fragment, herausgegeben und ergänzt von Robert D. Levin, Urtextausgabe. 2 Spielpartituren. Henle HN 1265 (2015), ISMN 979-0-2018-1265-6
Schon eine kleine Sensation, wenn nach rund 225 Jahren eine bislang unbeachtete Komposition aus Beet-hovens frühen Skizzenmanuskripten zum Leben erweckt und spielbar gemacht wird. Das Original aus der British Library ist mehr als ein Fragment, eine fertige Komposition, deren fehlende Schlusstakte der Herausgeber für diese Urtextausgabe glaubhaft ergänzt hat.
Über Ludwig van Beethovens einziges Duett dieser Besetzung rätselt die Fachwissenschaft: vielleicht eine nicht zu Ende gebrachte mehrteilige Komposition des jungen Beethoven für die Rombergs, jene gemeinsamen Musizierfreunde aus der Bonner Hofkapelle von 1790/92. Stilistisch schließt sich diese mit griffig verarbeiteten Themen musterhaft ausgearbeitete Sonate an ähnlich gefällige Duette Mozarts an.
Je nach Wiederholung zehn Minuten Spieldauer; auf drei Seiten Spielpartitur im Leporelloformat günstig präsentiert, spart das Umblättern. Aufschlussreich ist der Quellenkommentar, eindrucksvoll das Skizzen-Faksimile.