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Noten-Tipps 2016/07

Untertitel
Antonín Dvorák, Robert Schumann
Publikationsdatum
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Antonín Dvorák (1841–1904): Requiem op. 89. Für Soli, Chor und Kammerorchester bearbeitet von Joachim Linckelmann +++ Robert Schumann (1810–1854): Werke für Klaviertrio, Urtext, herausgegeben von Ernst Hertrich, Fingersatz von Klaus Schilde, Henle.

Antonín Dvorák (1841–1904): Requiem op. 89. Für Soli, Chor und Kammerorchester bearbeitet von Joachim Linckelmann. Partitur. Bärenreiter Praha, Kassel BA 9582, ISMN 979-0-2601-0730-4

Ganz hoch bewertete Dvorák seine für das Musikfestival 1891 in Birmingham geschriebene und dort uraufgeführte lateinische Missa pro defunctis; denn „in jeder Hinsicht übertreffe sie seine sämtlichen bisher geschriebenen Kompositionen“. Der Wiener Erstaufführung 1901 folgte in Europa der Werkerfolg. Ihre großartige, dem Zeitgeschmack entsprechende vollsymphonische Besetzung mit 70 Musikern, vier Solisten und vierstimmigem Chor begrenzen in der Praxis die Aufführungsmöglichkeiten für dieses 95 Minuten-Opus. Dies veranlasste den Arrangeur Joachim Linckelmann, wie zuvor schon das Brahms-Requiem und etliche weitere Standardwerke der Musik, auch Dvoráks Requiem auf der Grundlage der Gesamtedition von 1961 zu einer abgespeckten, fast kammermusikalischen Version zu bearbeiten: Reduzierung auf ein Bläserquintett und wenigstens doppelte Streicherbesetzung, Empfehlung zur Verringerung des Chores zu Gunsten der Laienchorpraxis, um somit „in der kleinstmöglichen Besetzung eine größtmögliche Variabilität an Klangkombinationen“, von Linckelmann erfolgreich erprobt, zu erreichen. Dafür liegt die sauber ausgearbeitete Partitur einschließlich Klavierauszug (H2924) und Aufführungsmaterial (BA 9582) vor.

Robert Schumann (1810–1854): Werke für Klaviertrio, Urtext, herausgegeben von Ernst Hertrich, Fingersatz von Klaus Schilde, Henle HN 916, ISMN 979-0-2018-09916-8: 1. Trio d-Moll Opus 63 (1847) 34‘, 2. Trio F-Dur Opus 80 (1847) 27‘, 3. Trio g-Moll Opus 110 (1851) 28‘, Phantasiestücke a-Moll Opus 88 (1842-1849/50) 19‘, Anhang: Finale Opus 88.

„Die Abschaffung aller Titel in französischer Sprache, wie die Ausmerzung solcher italienischer Vortragsbezeichnungen in Kompositionen deutscher Tonsetzer, die sich ebensogut, wo nicht besser in deutscher Sprache ausdrücken lassen“ – das war Robert Schumanns Antrag bei der Gründungsversammlung des Allgemeinen deutschen Tonkünstlervereins im Jahre 1847. Konsequenterweise überschrieb er ab genau diesem Zeitpunkt die Sätze seiner Klaviertrios (und auch seine weiteren zeitlich folgenden Kompositionen) nicht mehr mit italienischen, sondern mit deutschen Vortragsbezeichnungen: „Mit Energie und Leidenschaft, Lebhaft, doch nicht zu rasch, Langsam mit inniger Empfindung, Mit Feuer, Sehr lebhaft, In mäßiger Bewegung, Bewegt, doch nicht zu rasch, Kräftig mit Humor, Langsam und mit Ausdruck“. Gemeinsam ist diesen in seinem letzten turbulenten Lebensjahrzehnt entstandenen Kompositionen der leidenschaftliche Ausdruck, der sich in allen Nuancen zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt auch blitzschnell wandeln konnte und nur aus der pathoserfüllten Hoch-Zeit deutscher Romantik zu begreifen ist.

Deshalb diese seine einzigen vier heiter-düsteren Kammermusikwerke in Klaviertriobesetzung einschließlich Fantasiestücke in einem neuen, leserfreundlichen und kritischen Urtext-Band zusammenzufassen, ist naheliegend und vernünftig. Aus den Schumannschen Haushalts- und Tagebüchern und aus den eifrigen Auseinandersetzungen mit seinen Verlegern mag man erkennen, welch intensive Rolle das Entstehen dieser Kammermusiken für Robert und Clara spielten und wie sie diese selbst einschätzten. Um Genaueres zur Werkgeschichte, zur Quellenlage und über die beigedruckten Alternativfassungen zu Opus 88 zu erfahren, blättere man in des Herausgebers minutiösen Takt-für-Takt-Anmerkungen. Bis auf die Phantasiestücke („mit innigem Ausdruck“) und das mehr oder weniger an klassischen Vorbildern orientierte Trio Opus 80 bleiben die beiden technisch wie musikalisch hochanspruchsvollen Klaviertrios Opus 63 und 110 erfahrenen Ensembles vorbehalten.

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