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Noten-Tipps 2016/11

Untertitel
Kammermusik von Brahms und Musik für Klarinetten
Publikationsdatum
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Antonín Dvorák: Streichquartett F-dur, Opus 96 (Amerikanisches Quartett). B179; Urtext. Herausgegeben von Peter Jost. Henle HN 1232; Klaviertrio B-Dur op. 21. Herausgegeben von Antonín Cubr. B51; Bärenreiter BA 9578; Dumky Trio op. 90. Urtext. Herausgegeben von Christoph Flamm. B166; Bärenreiter BA 9567 +++ Bernhard Gortheil: Klarinetten-Express (eine musikalische Reise für 2 Klarinetten). Doblinger +++ Douglas Woodfull-Harris: Classic Hits für 2 Klarinetten. Bärenreiter +++ Matthias Petzold: 11 Duets For Two Clarinets (auch Klarinette und Altsaxophon), incl. CD. AMA Musikverlag

  • Antonín Dvorák: Streichquartett F-dur, Opus 96 (Amerikanisches Quartett). B179; Urtext. Herausgegeben von Peter Jost. Henle HN 1232 (2016), ISMN 979-0-2018-1232-8
  • Klaviertrio B-Dur op. 21. Herausgegeben von Antonín Cubr. B51; Bärenreiter BA 9578 (2015), ISMN 979-0-2601-0729-8
  • Dumky Trio op. 90. Urtext. Herausgegeben von Christoph Flamm. B166; Bärenreiter BA 9567 (2016), ISMN 979-0-2601-0715-1

Die von Bärenreiter besorgten Neuausgaben von Dvoráks Kammermusik haben wir vor einem Jahr vorgestellt (siehe nmz 2015, Nr. 9 und 10). Seine 14 Streichquartette zeigen über nahezu 25 Jahre eine vielgestaltete stilistische Entwicklung, aus der eines besonders herausfällt: Sein 12. Quartett, entstanden 1893 bei seinem amerikanischen Gastaufenthalt in dem tschechischen Auswanderungsort Spillville (Iowa) und deshalb später als „Amerikanisches Streichquartett“ bezeichnet, wurde zu einem seiner bekanntesten und beliebtesten Streichquartette. Es spiegelt sein Befinden, seine Ausgeglichenheit, glücklich über die ländliche Abgeschiedenheit, die er hier vorfand und wo er konzentriert arbeiten konnte. So entstand hier in nur wenigen Tagen dieses sein 12. Quartett, in dem er verschiedenartige Natureindrücke verarbeitete, auch rhythmische und melodische Impressionen amerikanischer Volksmusik, die er beim Besuch indianischer Folklore Gruppen empfing. Und am Ende zeigte er sich höchst zufrieden mit dieser seiner bewusst musikalisch und technisch unkompliziert geschriebenen Komposition, die in wenigen Tagen entstanden war und die alsbald mit ihm in der ersten Violine geprobt wurde. Jetzt steuert Peter Jost in der Urtext-Reihe bei Henle eine Neuausgabe dieses Streichquartetts F-dur op. 96 bei. Was sie auszeichnet, ist das großzügige und prägnante Schriftbild, klare Auszeichnung und günstige Wendeplätze, wofür Praktiker dankbar sind. Im (deutschen und englischen) Vorwort finden wir Details der Werkentstehung und der ausgewerteten Quellen, editorische Begründungen gelöster Problemfälle und erklärende Fußnoten und fast taktweise kritische Einzelbemerkungen.

Das Klaviertrio B-dur op. 21 des Mitdreißigers, das erste von vier, hatte von Anfang an keinen leichten Start und ist in der Tat auch von Verleger- und Interpretenseite auf die Seite geschoben worden. Die Uraufführung des 1875 fertig gestellten Klaviertrios gelang erst zwei Jahre später, 1977 in Prag, eine Zweitaufführung 1879 in Brünn, beide „ausgesprochen gelungen“, so die Kritik in der Prager Musikzeitschrift „Dalibor“. Sie würdigte dabei den Komponisten „nicht nur als talentierten, sondern auch inzwischen als reifen schöpferischen Künstler“. Zur Drucklegung kam das Werk schließlich 1880 und zwar nicht bei Simrock, seinem Hauptverleger, sondern (nach erwünschter Überarbeitung) bei dem Berliner Verleger Lienau/Schlesinger. Erst dies eröffnete dem Werk seine europäische Verbreitung. Auch heute lohnte es sich, das Werk von seinem derzeitigen Schattendasein zu befreien. Eine Chance dafür bietet jetzt die neue Bärenreiter-Edition im orangeroten Umschlag; sie stützt sich weitgehend auf das Notenbild der ursprünglichen staatlichen Gesamtausgabe (Prag 1955). Ausführlich schildert im (deutsch-englisch-tschechischen) Vorwort der Musikologe David Beveridge das Umfeld von Dvoráks Klaviertrios, insbesondere den schwierigen Weg dieses Opus 21 in die Öffentlichkeit; in zahleichen Fußnoten verweist er auf die schon reiche Quellenforschung zu Dvoráks Leben und Werk.

„Es sind kleine Stücke für Violine, Cello und Klavier - fröhlich und traurig. Hier wie ein schwermütiges Lied, dort wieder ein fröhlicher Tanz, aber in einem leichten, ich möchte fast sagen populären Stil, kurz, es soll s etwas für Höhere und Niedrige sein“, so beschrieb Dvorák treffend seine kompositorische Absicht (Brief an seinen Freund Göbl) und komponierte zwischen November 1890 und Februar 1891 seine sechs dumka „von feiner Melancholie bis zur lebhafter Fröhlichkeit unterschiedlich gestimmter Nummern“ (Rezensent in Národní Listy anlässlich der Uraufführung im April 1891). Der Simrock’sche Erstdruck von 1897 zusammen mit  dem Autograph gaben die Grundlage für diese Neuausgabe. Sie erlaubt bei einem teilweise recht dichten Notenbild durch großzügige Platzierung vor allem im Klavierpart, weniger in den beiden Einzelstimmen Violine und Cello, einen befriedigenden Durchblick. Verdienstvoll in dieser Ausgabe ist der ausführliche Textbeitrag des Lübecker Musikwissenschaftlers Christoph Flamm, der jedem Lexikonbeitrag zur Ehre gereichen würde: Er verfolgt minutiös das Werden dieser außergewöhnlichen Komposition und deren Werkgestalt. Er erläutert die dumka, deren etymologische Wurzeln, ihre slawische Herkunft und ihre kunstmusikalische Verwendung im 19. Jahrhundert. Dazu der ausführliche kritische Kommentar, ein Quellenvergleich der Tempi-Angaben und erstmals gedruckt eine informative Alternativversion der Erstfassung der Dumka III. Eine stolze Ausgabe für Dvoráks wohl populärstes Werk in der Bärenreiter Urtext-Reihe.

Eckart Rohlfs

  • Bernhard Gortheil: Klarinetten-Express (eine musikalische Reise für 2 Klarinetten). Doblinger D 35315
  • Douglas Woodfull-Harris: Classic Hits für 2 Klarinetten. Bärenreiter BA 10636
  • Matthias Petzold: 11 Duets For Two Clarinets (auch Klarinette und Altsaxophon), incl. CD. AMA Musikverlag

Diese drei Duo-Hefte reihen sich sinnvoll in das bereits bestehende Angebot dieser Art ein. Hervorzuheben wären die Classic-Hits: 26 kurze, gut klingende, sehr gelungene Bearbeitungen von Arien-Ausschnitten aus Opern von Gluck bis Weber, aber auch Ausschnitte von Orchesterwerken. Schwierigkeitsgrad Mittelstufe. Matthias Petzolds Duette bilden eine bunte Sammlung von Originalkompositionen in den Stilrichtungen Latin, Blues, Rock et cetera. Bernhard Gortheils Klarinetten- Express bietet ein vielseitiges Angebot gut spielbarer, gelungener Werke. Schwierigkeitsgrad  beider Hefte: U2/M1.

Frank Klüger

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