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Noten-Tipps 2018/04

Untertitel
Ravel und eine Sammlung zeitgenössischer Musik für Kinder und Jugendliche
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Maurice Ravel: Introduction et Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett. Urtext. Herausgegeben von Peter Jost. Henle (2017), Stimmen HN 1069, Studien-Edition HN 7069; ISMN 979-0-2018-7069 +++ Shackleton. Sammlung zeitgenössischer Musik für Kinder und Jugendliche. Violine und Viola. Hrsg. von Annegret Mayer-Lindenberg, Christiane Veltmann, Michael Veltmann. 88 Seiten, Edition Shackleton (2017). Zum Preis von 10 Euro zzgl. Versandkosten zu bestellen unter: michael.veltman [at] gmx.de (michael[dot]veltman[at]gmx[dot]de)

Maurice Ravel: Introduction et Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett. Urtext. Herausgegeben von Peter Jost. Henle (2017), Stimmen HN 1069, Studien-Edition HN 7069; ISMN 979-0-2018-7069

Ravel hatte gerade den Schock überwunden, auch im dritten Anlauf den begehrten Rom-Preis nicht erhalten zu haben, da erreichte ihn der Werk­auftrag des Klavier- und Harfenbauers Érard für die zunehmend verbesserte Doppelpedalharfe ein attraktives Werk zu schreiben. Seine intensive Beschäftigung mit dem Instrument wirkte sich aus: Er schuf eine technisch wie musikalisch anspruchsvolle, virtuos dominierende Komposition im Concertino-Stil, zugleich die Klangmischung mit den begleitenden Streich- und zwei Blasinstrumenten probierend, aber ohne avantgardistische Ambitionen, ohne revolutionäre Absichten. Vier einprägsame melodische Themen, nach traditioneller Gewohnheit verarbeitet, erhalten durch die gegebene wechselfarbige Instrumentation einen erfrischenden Hauch. Während die Ur- und Folgeaufführungen (Paris 1907) vom Publikum mit gro­ßem Zuspruch aufgenommen wurden, hatte der Komponist auch hier mit der unfreundlichen Pariser Kritik zu hadern. Unter Ravels nicht gerade üppiger Kammermusik, neben Streichquartett, Klaviertrio und einigen Sonaten, hatte und hat diese singuläre Komposition (Spieldauer 13 Minuten) trotz oder wegen ihrer auffälligen Besetzung nicht die bevorzugte Aufmerksamkeit erfahren. Umso beachtenswerter erscheint deshalb die kürzlich erschienene, vorzüglich ausgezeichnete Neu- und Urtextausgabe. Deren Quellen werden ausführlich beschrieben und durch eine mehrsprachige Legende der Vortragsbezeichnungen ergänzt. [Eckart Rohlfs]

Shackleton. Sammlung zeitgenössischer Musik für Kinder und Jugendliche. Violine und Viola. Hrsg. von Annegret Mayer-Lindenberg, Christiane Veltmann, Michael Veltmann. 88 Seiten, Edition Shackleton (2017). Zum Preis von 10 Euro zzgl. Versandkosten zu bestellen unter: michael.veltman [at] gmx.de (michael[dot]veltman[at]gmx[dot]de)

Shackleton – der Name des Polarforschers signalisiert auf dem schön gestalteten Cover dieses Notenhefts den Mut, Neuland entdecken zu wollen. Das bezieht sich in diesem Fall auf den von den Herausgebern empfundenen Mangel an wirklich zeitgenössischer Spielliteratur für jüngere Musiker, dem sie mit diesem ersten Band ihrer neuen Reihe Abhilfe verschaffen wollen. Dieser konzentriert sich auf Violine und Viola, die in Besetzungen vom Solo bis zum Trio, zum Teil mit Klavierbeteiligung, eingesetzt werden (im Anhang sind außerdem zwei Stücke mit Cellobeteiligung abgedruckt).

Der rein technische Schwierigkeitsgrad hält sich dabei meist in Grenzen, die Herausforderungen bestehen eher in den ungewohnten Spieltechniken: Flageolett, Glissando, col legno, sul ponticello, Klopfen auf Korpus, Vierteltöne, Erstellen einer Zuspielung… Auch die bisweilen auf den ersten Blick etwas unübersichtlichen Notationen wollen erst einmal anhand der nicht durchweg selbsterklärenden Legenden entziffert werden. Vor allem die etwas blass geratenen Scans der Manuskripte Michael Veltmanns dürften eine gewisse Hürde darstellen. Haben die jungen Streicher mit Hilfe ihrer neugierigen Lehrkräfte diese hinter sich gelassen, steht dem Expeditionserfolg nichts mehr im Wege. Am Ziel erwarten sie durchweg hörenswerte Stücke, unter anderem von Friedrich Jaecker,  Oxana Omelchuk, Klaus-Peter Werani (und seinem Sohn Nepomuk), Klaus Lang und Jamilia Jazylbekova.

Vorbildlich ergänzt wird die Edition durch die Webseite (www.editionshackleton.de), auf deren Servicecharakter im Heft nicht ausreichend hingewiesen wird: Denn hier kann man sich nicht nur mit pdf-Ausschnitten ein Bild von den Stücken machen, sondern sie auch gleich anhören. Außerdem sind hier Fehlerkorrekturen zu finden. Wichtig vor allem, dass die missverständliche Angabe zum Accelerando in der „Berceuse“ von Johannes Quint hier geklärt wird. Alles in allem eine höchst erfreuliche Initiative, die hoffentlich eine Fortsetzung findet. [Juan Martin Koch]

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