Cornelia Malecki: New Classics Piano Improvisation. Einfach, leicht und schnell Klavierspielen lernen. Elementares Wissen zum freien und spontanen Spiel. CM Piano Music Verlag +++ Felix Janosa: 12 Ragtimes für Piano solo. Sonaja Music Stolberg
Cornelia Malecki: New Classics Piano Improvisation. Einfach, leicht und schnell Klavierspielen lernen. Elementares Wissen zum freien und spontanen Spiel. CM Piano Music Verlag, ISBN 978-3-947520-770, 132 S., € 29,90
Neben Beethoven und Bach findet im klassischen Klavierunterricht die freie Improvisation gewöhnlich nur selten Anwendung, obwohl die Fähigkeit, selbstständig Melodien und Akkordverbindungen zu entwickeln, essenziell für die Entfaltung der musikalischen Kreativität erscheint. Der vorliegende Kurs von Klavierpädagogin Cornelia Malecki will – ergänzend zu den Stunden an der Musikschule – diese Lücke schließen. Dafür erklärt die Autorin geduldig die Grundlagen von Harmonie-, Melodie- und Rhythmusstrukturen und teilt ihren Band dabei in einen anschaulichen theoretischen Teil zum Erlernen und einen praktischen Teil zur Übung des jeweiligen Themas.
Maleckis Improvisationsschule richtet sich inhaltlich und sprachlich primär an Klavieranfänger. Während Notenlesen vorausgesetzt wird, beleuchten die ersten Kapitel zunächst elementare Begriffe wie Intervall, Notenwert und Tongeschlecht, bevor später Dominantbildungen ins Gespräch kommen. Die Funktionstheorie wird zwar gestreift, die Komponistin verzichtet diesbezüglich allerdings auf tiefergehende Ausführungen wie beispielsweise zum Leitton oder zu Kadenzen. Stattdessen setzt die Pianistin auf den von ihr mitentwickelten „7-Zirkel“, der nicht nur die Vorzeichen der jeweiligen Tonart anzeigt, sondern auch gleich die leitereigenen Akkorde mitbringt. Sehr praktisch!
Im Weiteren beschäftigt sich „New Classics Piano Improvisation“ mit Begleitfiguren für die linke Hand („wandernder Daumen“), Dreiklangsbrechungen und mit deren Umkehrungen, um Akkordfolgen auch ohne ein Springen der Hände spielen zu können. Insgesamt gestalten kleine Abschnittsbildungen, viele Notenbeispiele und wiederkehrende Randsymbole („Basiswissen“, „Übung“) die Lerninhalte sehr übersichtlich. Außerdem weist die Autorin vielerorts auf bekannte Stücke hin, die die jeweilige Technik verwenden – die Referenzen reichen dabei von Mozart über Yann Tiersen bis Adele. Im Bereich der freien Melodiebildung erläutert Malecki leider nur Dur-/Moll-Tonleitern und Pentatonik, ein Verweis auf die Blues- und Jazz-Tonleitern als „Urväter“ der Improvisation hätten den Band sicherlich noch bereichert.
Das Ende des Kurses widmet die Klavierpädagogin dem (neuen) Harmonisieren bekannter sowie improvisierter Melodien, was dem Leser erfreulicherweise die ersten Schritte in Richtung eigener Komposition aufzeigt. Auch die dazugehörigen Themen wie formaler Aufbau und Ausdrucksmöglichkeiten der Spielweise finden in einem abschließenden Kapitel Erwähnung. Außerdem bietet die Autorin auf ihrem YouTube-Kanal zahlreiche Videos, die die Lerninhalte ergänzen und die Übungsstücke zu Gehör bringen. Cornelia Malecki gelingt mit „New Classics Piano Improvisation“ ein sehr übersichtlicher Einstieg in die Welt der Improvisation, der insbesondere für junge Pianistinnen und Pianisten zu empfehlen ist, die nicht nur Beethoven und Bach am Klavier spielen, sondern auch ihre eigene Kreativität am Klavier entfalten möchten.
Felix Janosa: 12 Ragtimes für Piano solo. Sonaja Music Stolberg 28 S.
2018 wäre Scott Joplin 150 Jahre alt geworden. Dass die Ragtimes des Texaners heute ins pianistische Grundrepertoire gehören, ist unter anderem auch Joshua Rifkin zu verdanken, der in den 1970er Jahren durch seine Joplin-Interpretationen ein wahres Ragtime-Revival initiierte.
Heute sieht Komponist und Kabarettist Felix Janosa die flotten Joplin-Klassiker allerdings davon bedroht, in Vergessenheit zu geraten. Zu kompliziert seien die raffinierten Rag-Kompositionen, zu minderwertig seien deren formale Vereinfachungen. Janosas „12 Ragtimes (piano solo)“, die Partituren zum gleichnamigen Album, offerieren daher ein Dutzend selbst geschriebener Stücke, die sich stark am Stile Joplins orientieren, technisch allerdings leichter zu bewältigen sind. Dafür beschränkt der 56-Jährige seine Werke lediglich auf die Kombination meist 16-taktiger A- und B-Teile, durchschreitet damit allerdings innerhalb seines zwölfteiligen Zyklus‘ gegen den Uhrzeigersinn den Quintenzirkel – Wohltemperiertes Klavier mal anders. Mittels dieser harmonischen Anlage, die en passant auch pädagogischen Charakter aufweist, erscheint jedes Stück zum jeweils vorangegangenen als eine Art subdominantisches Trio. Dadurch wirkt die Sammlung insgesamt kohärent.
Tatsächlich gelingt dem Komponisten der Spagat zwischen kompositorischer Gewandtheit und spieltechnischer Einfachheit gut. So generiert der Autor mit einfachen Mitteln ein Klangbild, das im Rahmen seiner relativen Simplizität stellenweise durchaus an den typischen Joplin-Sound erinnern mag. Zudem bilden der assoziative „Oriental Rag“ sowie der einzige Walzer „Vienna Rag“ die humoristische Seite des Komponisten ab, fügen sich aber dennoch stimmig in die Zusammenstellung ein, schuf doch Joplin bereits bildhafte Rags. Laut eigener Aussage erhofft sich Felix Janosa, durch seine Kompositionen den Spaß am Ragtime und die Wiederentdeckung der Joplinschen Originale anregen zu können.