Antonio Vivaldi (1678–1741): Sonaten für Violine und Basso continuo op. 2. Nach den Quellen hrsg., Hinweise zur Interpretation von Bernhard Moosbauer, Generalbassaussetzung Jochen Reutter, Wiener Urtext Edition Schott/UE UT 50176 +++ Joe Schittino (*1977): Variazioni (2009) JS 119 Su unAria del Secolo XVI für Bläserquintett. Partitur und Stimmen, edition gamma EGA 181
Antonio Vivaldi (1678–1741): Sonaten für Violine und Basso continuo op. 2. Nach den Quellen hrsg., Hinweise zur Interpretation von Bernhard Moosbauer, Generalbassaussetzung Jochen Reutter, Wiener Urtext Edition Schott/UE UT 50176
Waren diese Sonaten Opus 2 didaktisch wohldurchdachtes Übungsmaterial, geschrieben für die Zöglinge in Venedigs Pio Ospidale della Pietà, jene soziale Einrichtung für Waisenkinder, die ein aus Musikerinnen bestehendes Orchester unterhielt? Hier war Antonio Vivaldi ab seinem 25. Lebensjahr viele Jahre hindurch als maestro di violino, dann als maestro dei concerti tätig. Solches und viele weitere Details über die Entstehung dieser zwölf Sonaten erfährt man aus dem ausführlichen (deutschen, englischen, französischen) Vorwort des Herausgebers Bernhard Moosbauer, als Musikhistoriker spezialisiert auf Instrumentalmusik Italiens im 17./18. Jahrhundert. Er gibt wichtige „Ansatzpunkte für eine stilistisch angemessene Interpretation“ der formell durchaus individuell zusammengesetzten zwölf Kammersonaten, ihre Satzfolge, ihr Tonarten-Mix und deren Besetzungsvarianten für bezifferten beziehungsweise ausgesetzten Basso continuo, per Cembalo mit oder ohne Violoncello oder auch nur als Duo Violine mit Violoncello. Wir finden Beispiele für die Verzierungspraxis oder lesen heraus, welche Rolle dieses frühe Opus in Vivaldis Lebenswerk spielt, ehe er bald nach deren Drucklegung im Jahre 1709 mit seinen Solo-Concerti sein eigentliches Furore machte. Auf diesen Erstdruck, von Vivaldi in Venedig in Auftrag gegeben, und den ersten Nachdruck in Amsterdam 1711 stützt sich diese hervorragende und komplette neue Druckausgabe dieser zwölf Sonaten da camera, die (quasi als Pendant zu Corellis Kirchen-Sonaten) offensichtlich noch nicht so ganz selbstverständlich als anspruchsvolles Standardrepertoire der Violin-Literatur für Unterricht und Konzert angenommen worden zu sein scheinen.
Joe Schittino (*1977): Variazioni (2009) JS 119 Su unAria del Secolo XVI für Bläserquintett. Partitur und Stimmen, edition gamma EGA 181
Der aus Siracusa stammende Italiener, ausgebildet in Catania und Rom, hat sich in der jüngeren Generation durch eine lange Werkliste von Oper bis Kammermusik einen herausragenden Namen gemacht. Ein Gaskonisches Lied des 16. Jahrhunderts hat er so sehr verinnerlicht, dass daraus sechs im Charakter kontrastreiche Variationen entstanden sind, gespickt mit minimalistisch verarbeiteter Motivik, die er wirkungsvoll bis zur Penetranz verarbeitet. Die anspruchsvolle Partitur lebt von synkopisch ineinandergreifender Stimmführung und exakt vorgegebener Artikulationen und Phrasierung. Daraus wird eine vitale vielfarbige und humorige Klangszenerie (Spieldauer 20‘), die sich vor dem Charme ähnlich spielfreudiger Bläser-Kammermusik eines Françaix, Ibert oder Poulenc nicht zu verstecken braucht.