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Pizzicato mit Zahnstochern

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Neue Sololiteratur für Gitarre von Klassik bis Tango
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Mariano Mattar und Pepe Ferrer: Tango on Guitar. Mit DVD. +++ Ulrich Schultheiss: nuvole für Gitarre solo (2011) +++ Dietmar Kreš (Arr.): Tangos de la guardia vieja (Traditional Tangos) +++ René Eespere: Immutatio für Gitarre solo (2012) +++ Olaf Van Gonnissen (Herausgeber): Saitenklänge. Leichtere Kompositionen für Gitarre +++ Wolfgang Amadeus Mozart: Drei Stücke für Gitarre, arrangiert von Dietmar Kreš +++ Fernando Sor: Fantaisie Opus 12, für Gitarre (2012)

Mariano Mattar und Pepe Ferrer: Tango on Guitar. Mit DVD. Finger Print/Acoustic Music Records, FP 8143, € 19,80. ISBN 978-3-938679-87-6, ISMN M-979-0-700307-43-1

Das wie ein Workshop konzipierte Heft von Mariano Mattar und Pepe Ferrer, beide erfahrene Gitarristen und Lehrer aus Argentinien, wird von einer DVD mit vielfältigen Beispielen unterstützt. Der Rhythmus (Vierer-, Dreier- und Zweier-Spielweise) und die Melodie mit den von uns bekannten Betonungen und Akzentuierungen des Tangos, sind auf der DVD sehr präzise auf der Gitarre wiedergegeben, so dass die Schüler beim Zuhören die Stücke gut mitspielen können. Die Schule ist in deutscher, englischer und spanischer Sprache verfasst, musikalisch benötigt der Schüler aber ein gutes Mittelstufenniveau auf der Gitarre, um die Schule erfolgreich nutzen zu können. Eine lehrreiche und sehr zu empfehlende Ausgabe.

Ulrich Schultheiss: nuvole für Gitarre solo (2011). Polymnia Press PP-1064, € 13,50. ISMN 979-0-060-119840-4

Ulrich Schultheiss ist kein Unbekannter. Er hat ein umfangreiches Werkverzeichnis von über 100 Kompositionen für Soloinstrumente, Kammermusik, Orchesterwerke, Gesang und elektronische Musik. Neben seiner kompositorischen Tätigkeit arbeitet er seit 2002 an der Musikhochschule Münster als Professor für Musiktheorie. Angeregt durch Wolkenbilder des Malers Andi Schmitt sind die „nuvole“ (ital.: Wolken) entstanden – für mich eine besondere Entdeckung. Sehr schöne Kompositionen in stimmungsvoller zeitgenössischer Musiksprache, gewidmet dem Gitarristen Stefan Barcsay. Die Hinweise des Komponisten zur Spielweise der Stücke sind umfangreich und hilfreich, so dass gute Schüler der Mittelstufe dieses Werk – mit Hilfe des Lehrers – bewältigen können. Das Werk mit vier Sätzen ist auf der Gitarre sehr gut spielbar und eignet sich auch als Spielbeitrag bei „Jugend musiziert“. Die Ausgabe ist hervorragend und empfehlenswert.

Dietmar Kreš (Arr.): Tangos de la guardia vieja (Traditional Tangos), Doblinger D 35946 (2013), € 11,95

Die fünf traditionellen Tangos aus Argentinien (aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts) wurden ausgewählt und arrangiert von dem hervorragenden Gitarristen Dietmar Kreš. Einige Aufnahmen kann man sogar auf YouTube sehen und hören. Dietmar Kreš spielt Gitarre seit seinem neunten Lebensjahr und ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe (u.a. Radio France/Paris, Fernando Sor/Rom). Er studierte in Graz und in Köln bei Eliot Fisk und spielte auf einer CD die „Royal Winter Music“ von Hans Werner Henze ein. Die CD „Desde el Alma“ (Bestell Nr: B00004D3IE.1999) mit Tangos und Walzern ist das Ergebnis einiger Aufenthalte in Buenos Aires. Sie sind nicht leicht zu spielen, aber der Einsatz lohnt sich: Musik aus Argentinien pur. Es fehlen leider jegliche Tempoangaben für die Stücke, und auch die Fingersätze sind sehr sparsam angegeben. Empfehlenswert für fortgeschrittene Gitarristen und Tangoliebhaber.

René Eespere: Immutatio für Gitarre solo (2012). Verlag Neue Musik NM 1613. € 14,80, ISMNM-2032-2059-6, ISBN 978-3-7333-1173-5

Auch René Eespere (geb. 1953) ist kein Unbekannter. Er studierte von 1972 bis 1977 Komposition an der Estnischen Musikakademie bei Anatoli Garschnek, danach war er am Moskauer Konservatorium Assistent bei Aram Chatschaturjan und Aleksei Nikolajew. Seit 1979 unterrichtet er Komposition und Musiktheorie an der Estnischen Musikakademie. In den 70er- und 80er-Jahren machte sich Eespere vor allem mit vokalsymphonischen Werken einen Namen, ausgezeichnet bei verschiedenen Wettbewerben. Die CD „Februa“ (Label: ERP, DDD. Bestellnr.: 7589364) versammelt mehrere kleinere Kammer- und Vokalmusikkompositionen der Jahre 2002 bis 2009, unter anderem „Immutatio“. Auffallend, die konventionelle Zusammensetzung der Besetzungen, mit der Eespere neue Klänge erzeugt. Immutatio ist im ersten Satz sehr bewegt mit immer wiederkehrenden Taktwechseln, wobei technisch und gitarristisch gesehen alles gut spielbar ist. Rhythmisch ist das Werk ohne große Überraschungen und endet im Adagio Rubato. Sehr empfehlenswert für die Oberstufe.

Olaf Van Gonnissen (Herausgeber): Saitenklänge. Leichtere Kompositionen für Gitarre. H&H Musikverlag (2012) HHMV 112, € 14,90

Die Komponisten Diegelmann, Hoch, Hoche, Kram, Lienenkämper, Merz, Michael und Thoma sind mit jeweils einem Solostück vertreten – alle sind anerkannte Komponisten, die sich mit der zeitgenössischen Musik beschäftigen. Die kurzen Stücke in moderner Musiksprache wie „Chant de l’albatros noir“ (Willy Merz) oder „El Boracho – Der Trinker“ (Udo Diegelmann), sind zum Teil programmatisch.
Die Gitarre wird in all ihren Möglichkeiten verwendet: als Perkussionskörper, Geräuscheerzeuger, Rasgueados, Bartók-Pizzicato, mit Zahnstochern versehen, mit Bottleneck, mit heruntergestimmten Saiten, mit gekreuzten Saiten oder auch mit „space-notation“ geschrieben (d.h. dass die Abstände zwischen den Noten ungefähr den Rhythmus andeuten). Die Stücke sind ohne die Hilfe eines Lehrers für Schüler der Mittelstufe nicht leicht zu bewältigen. Außerdem wären vielleicht mehr Details bei den Fingersätzen angebracht. Laut Verlag sind die „Saitenklänge“ Stücke, die sich am kommenden Wettbewerb „Jugend musiziert“ orientieren. Diese Auswahl der Stücke bietet den Gitarristen interessante Möglichkeiten, um zu demonstrieren, dass die Gitarre sehr gut für zeitgenössische Musik auch auf Mittelstufenniveau einsetzbar ist. Empfehlenswert.

Wolfgang Amadeus Mozart: Drei Stücke für Gitarre, arrangiert von Dietmar Kreš. Doblinger (2013), D 35945, € 11,95, ISBN 979-0-012-20162-5

Folgende Stücke sind von Dietmar Kreš hier arrangiert: Alla Turca aus der Klaviersonate KV 331, Fandango aus „Le nozze di Figaro“ KV 492 und die Suite aus der Ballettmusik zu „Ascanio in Alba“ KV 111. Schon zur Zeit Mozarts ist Alla Turca für Flöte und Gitarre bearbeitet worden. Dadurch ergibt sich eine Berechtigung, auch heute Mozart auf der Gitarre zu bearbeiten und zu spielen (auch zum Teil von Dietmar Kreš auf YouTube zu hören). Die Stücke sind auf der Gitarre keineswegs leicht zu spielen und authentisch wiederzugeben, aber endlich existiert Musik des Genies der klassischen Musik auch für Gitarre. Das kommt selten vor und ist deswegen sehr empfehlenswert für fortgeschrittene Gitarristen.

Fernando Sor: Fantaisie Opus 12, für Gitarre (2012). Herausgegeben von Alfons Ziegler. Schott (2011), GA 545, €  7,99, ISMN M-2032-2059-6, ISBN 979-0-001-15244-0

Der Edition der „Fantaisie“ von F. Sor liegt die Ausgabe von N. Simrock aus der Rischel & Birket Smith’s Collection zu Grunde, die Fingersätze stammen von Dieter Kreidler. Am Ende des Stückes wurden die notwendigen Änderungen angegeben. Mit einer Einleitung in C-Dur (Larghetto cantabile) beginnt die Fantasie. Es folgen nach einer kurzen aufgeschriebenen Kadenz das Thema und sieben Variationen, wobei die fünfte Variation naturgemäß in c-Moll (mit drei b-Vorzeichen) komponiert und dadurch für die Gitarre besonders anspruchsvoll ist. Das Ende der siebten Variation soll mit einem „Ètouffè“ („erstickt”) gespielt werden, das heißt, dass die angeschlagenen Saiten sofort nach dem Anschlag abzudämpfen sind. Ein Stück von Sor ist immer ein harmoniereiches Werk und wunderschöne Musik für die Konzertbühne. Natürlich muss man ehrlicherweise eingestehen, dass es der Fingerfertigkeit eines guten Gitarristen bedarf (besonders bei der 7. Variation), um diese zum Klingen zu bringen. Sehr empfehlenswert für fortgeschrittene Gitarristen.

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