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Frederick Delius: „Requiem“, „A Mass of Life“; Rebecca Evans und Joan Rodgers (Sopran), Jean Rigby (Mezzosopran), Nigel Robson (Tenor), Peter Coleman-Wright (Bariton), Waynflete Singers, Boumemouth Symphony Chorus; Boumemouth Symphony Orchestra, Leitung Richard Hickox
Chandos Vertrieb Koch CHAN 9515
Richard Hickox bereichert seinen über 100 Titel umfassenden Chandos-Katalog mit zwei CD-Premieren von Frederick Delius. „Requiem“ und „Eine Messe des Lebens“ sind zwei eng verwandte Kompositionen, die Interpreten wie Hörer vor beträchtliche Probleme stellen. Delius füllte die formalen Konventionen von Requiem und Messe mit atheistischen, naturschwärmerischen Inhalten. Seine freie Adaption von Nietzsche-Texten gerät in der „Messe“ zur pathetischen Lobpreisung der Diesseitigkeit. Dabei bedient sich Delius einer Wagner-nahen, gelegentlich unfreiwillig komisch wirkenden Sprache: „Einen Kahn sah ich blinken auf nächtigen Gewässern, einen sinkenden, trinkenden, wieder winkenden Schaukelkahn!“
Musikalisch schuf Delius ein spätromantisches Stilgemisch, das eher in seinen lyrischen Momenten als mit großen Klangausbrüchen überzeugen kann. Die melodisch schlichten Teile wie das Sopransolo „Ich preise den Mann“ (Requiem) oder die Nachtszene (Messe) können durchaus fesseln. Hickox’ Studioaufnahme verstärkt diesen zwiespältigen Eindruck, denn sie läßt an Klangtransparenz einiges zu wünschen übrig. Räumliche Struktur ist bei solch großformatigen Werken unverzichtbar, und gerade daran mangelt es hier. Die Chance, dieser so selten aufgeführten Musik wenigstens per CD zu neuem Hörerinteresse zu verhelfen, wurde jedoch vertan.