Pavel Haas: Bläserquintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. op. 10. Herausgegeben von Robert Simon. Bärenreiter Verlag BA 11524 +++ Antonín Dvorák: Nocturne in H-Dur. Für Streichorchester. op. 40. Herausgegeben von Jonás Hájek. Bärenreiter Verlag BA 11564 +++ Wolfgang Amadeus Mozart: Grande quartetto concertante. Für Violine, Viola, Violoncello und Klavier. KV Anh. 104 (320e), KV Anh. 72 (464a), KV 261. Vervollständigung und Bearbeitung von Jeffrey Ching. Edition Gravis eg 2510
Pavel Haas: Bläserquintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott. op. 10. Herausgegeben von Robert Simon. Bärenreiter Verlag BA 11524
Der Janácek-Schüler Pavel Haas schuf mit seinem Bläserquintett op. 10 ein bereits zu seinen Lebzeiten erfolgreiches Werk, das sich durch seine Standardbesetzung bis heute großer Beliebtheit erfreut. Die Besetzung wird lediglich im dritten Satz durch die Verwendung von Piccolo-Flöte und Es-Klarinette modifiziert. Das als viersätzige Suite angelegte Quintett beginnt mit einem ernst und bestimmt wirkenden „Preludio“, dessen Hauptmotiv aus einer früheren Komposition Haas’, nämlich dem Lied „Cerny les“ („Der schwarze Wald“), stammt. Der zweite Satz „Preghiera“ wandert geheimnisvoll, doch lyrisch vor sich hin, bleibt aber durch Rhythmik, Agogik und Taktwechsel stets unruhig. In den letzten beiden Sätzen, dem „Ballo eccentrico“ und dem „Epilogo“, verarbeitet Haas Themen aus seinem Männerchor „Karneval“ op. 9. Der dritte Satz tritt zügig tänzerisch auf, während der Schlusssatz wieder ernster und erhaben den Bogen zum Preludio spannt. Diese vom Institut der Theresienstädter Komponisten unterstützte, erste Urtextausgabe bietet eine willkommene Repertoireergänzung für jedes Bläserquintett und ist auch als Taschenpartitur (TP 524) verfügbar.
Antonín Dvorák: Nocturne in H-Dur. Für Streichorchester. op. 40. Herausgegeben von Jonás Hájek. Bärenreiter Verlag BA 11564
Mit Dvoráks Nocturne in H-Dur op. 40 liegt ein lyrisches Stück für Streichorchester vor, das sich aufgrund seiner nur kurzen Spieldauer von etwa acht Minuten problemlos in verschiedenste Programme einfügen lässt. In diesem Werk hat man es weder mit osteuropäisch beschwingten Melodien noch mit Einflüssen aus Dvoráks volkstümlichem Umfeld zu tun, wodurch sich ein für den Komponisten untypischer Stil ergibt, der nicht zuletzt in der komplizierten Entwicklungsgeschichte des musikalischen Materials begründet ist. Nach einer kurzen Einleitung der Bassgruppe in Oktaven entfaltet sich über dem Dominant-Orgelpunkt Fis eine sanft voranschreitende, kontrapunktische Verflechtung der Streicherstimmen. Durch den Zwölf-Achtel-Takt bleibt die Melodie stets leicht destabilisiert. Die zweite Hälfte des Stücks wird zwar zunehmend durch Nachschläge der Begleitstimmen vorangetrieben, behält aber einen andächtig schwelgenden Charakter bei, bevor das Stück schließlich zart entschwebt.
Wolfgang Amadeus Mozart: Grande quartetto concertante. Für Violine, Viola, Violoncello und Klavier. KV Anh. 104 (320e), KV Anh. 72 (464a), KV 261. Vervollständigung und Bearbeitung von Jeffrey Ching. Edition Gravis eg 2510
Jeffrey Ching bearbeitet in dieser Notenausgabe eine Sinfonia Concertante in A-Dur, die ursprünglich für Violine, Viola, Cello und Orchester (eg 2506) angelegt war, als Quartett, in dem das Klavier die Rolle des Orchesters einnimmt. Hierfür komplettierte der Komponist Fragmente Mozarts. Das zu Beginn stehende Allegro KV 320e stammt größtenteils aus Mozarts Feder, worin sich die gewohnte Brillanz seiner späten Salzburger Zeit freudig beschwingt zeigt. Ching ergänzte neben der Harmonisierung des späteren Abschnitts auch eine eigens komponierte dreistimmige Kadenz, die ein aus Mozarts ausgeschriebenen Orchesterritornellen stammendes Motiv virtuos verarbeitet. Sorgfältig werden darin die drei Solostimmen verwoben und stilistisch an den Rand der Klassik getrieben, bevor das Klavier wieder hinzutritt, um mit dem heiteren Schlussthema des Mozartfragments abzuschließen. Das alleinstehende und von Mozart abgeschlossene Adagio KV 261 in E-Dur passt sich sowohl tonartlich als auch hinsichtlich Kompositionsort und Schaffensperiode als zweiter Satz in dieses konzertante Quartett mit seinem getragen voranschreitenden Charme ein. Das ursprünglich für Solovioline in Begleitung von Flöten, Hörnern und Streichern konzipierte Werk wurde hier kreativ auf die drei Soloinstrumente ausgedehnt. Neu komponiert ist auch hier wieder eine Kadenz, in der die Soloinstrumente über einer von Chromatik geprägten, streng kanonischen Struktur einen großen Spannungsbogen beibehalten. An dritter Stelle findet sich Mozarts unvollendetes Rondo-Finale für Streichquartett in A-Dur KV 464a. Dadurch, dass das Fragment zu Beginn eines zentralen Durchführungsabschnitts abbricht, ist die hervorragende Vervollständigung der weiteren Entwicklung, in der das Rondomaterial immer wieder auftritt, umso mehr hervorzuheben. Angesichts dessen, dass die Instrumente dieser Bearbeitung bereits im Streichquartett vorhanden sind, fällt dem Klavier oft die Rolle der ursprünglichen 2. Violine zu. Das lebhafte Rondo fungiert mit seinen zahlreichen Temperamentswechseln als fulminantes Finale. Durch die wohl ausgewogene Zusammensetzung der drei einzelnen Werke wird hiermit ein gut aufeinander abgestimmtes Programm für die geläufige Kammermusikbesetzung des Klavierquartetts möglich. Insbesondere die von Ching ergänzten Kadenzen fordern den Interpreten dabei hohe Leistungen ab.