Mit „fli, fla, flo!“ stellt Jakobi-Murer eine witzige, alltagsnahe und sehr praxisbezogene Liedersammlung mit 33 Liedern in Schweizer Mundart und Hochdeutsch vor. „fli, fla, flo!“, so heißt auch das erste Lied des Bandes, das durch seinen lustig-verspielten Charakter gleich in seinen Bann zieht und dazu noch ein Molllied ist, was bei manchen Kinderliedsammlungen eher selten der Fall ist. Nicht so bei Jakobi-Murer. In der vorliegenden Sammlung sind gut ein Drittel der Lieder in Moll verfasst.
Ihre Lieder hat Jakobi-Murer in fünf Gruppen eingeteilt: Die größte Gruppe sind die Jahreszeitenlieder. So gibt es hier ein Lied übers Eis schlecken, den Heuschnupfen, einen Sonnenkanon, ein Regenlied … Alle Lieder sind kindgerecht notiert. Der stimmliche Umfang bleibt immer im Oktavraum, wobei es nie tiefer als c1 geht und auch keine extreme Höhe gefordert wird. So ist e2 der höchste Ton der Liedersammlung – also für alle Kinder und Musikvermittler in der Regel sehr gut machbar. Die anderen Liedgruppen lauten „Bewegung und Sport“, „Natur und Tiere“, „Farben und Formen, Gegenteil“ und „Wünsche, Träume, Integration“.
Dass Jakobi-Murer selbst viel im Kindergarten arbeitet, merkt man sowohl den Liedern als auch den Spielvorschlägen und didaktischen Anmerkungen an. Thematisch sind die Lieder sehr nah an den Alltagsthemen und täglichen Erfahrungen der Kinder oder den Lehrinhalten von Schule und Kindergarten. Manchmal drängt sich der Eindruck auf, dass eines der Themen „besungen“ wird, und zwar eher vom Erzieher oder Lehrer als von den Kindern selber.
Inhaltlich sind die Lieder sehr kindlich ausgerichtet und sprechen wohl eher Kindergartenkinder und junge Schulkinder an, also die Altersgruppe zwischen fünf und acht Jahren. Für diese Altersklasse sind manche Lieder aber zu textreich. Sie eignen sich dann eher dazu, dass der Musikerzieher die Strophen vorsingt und die Kinder die Refrains mitsingen. Einigen Liedern fehlt es an Swing und Pepp. Besonders bei den hochdeutschen Übersetzungen kommt es immer wieder zu Holprigkeiten beim Textfluss und ungünstigen Betonungen. Die eigene Tonsprache, wie man sie bei anderen aktuellen Kinderliedermachern vorfindet, fehlt hier etwas. Es entsteht manchmal der Eindruck, dass die Melodie nur Träger der Spielidee und des Textes ist. Melodische Raffinesse sucht man dann vergeblich! So wird beim Lied „Dreieck, Viereck, Kreis“, ein kleines Spielstück zu den geometrischen Formen, nur durch die Gestaltung „staccato oder portato“ die Charakteristik der beiden Formen unterschieden. Das Tonmaterial der Liedmelodie bleibt aber gleich. Die Textierung erscheint unsinnig, da sie die geometrischen Formen nicht beschreibt. Didaktisch sehr gut hingegen sind die dazugehörende Spielanleitung und die Bewegungsvorschläge.
Die erfahrene Pädagogin kann man besonders in den Ideen zum Lied erkennen. Hier findet man zahlreiche verschiedene Möglichkeiten der Liedeinführung und Tipps zur kreativen Gestaltung sowie kindgerechte Liedbegleitungen. Der Liedersammlung liegt eine CD mit schönen Playbacks zu den einzelnen Liedern vor, die sich sehr gut einsetzen lässt, da der Ablauf des Playbacks zu jedem Lied notiert ist und das Singtempo sehr gut gewählt wurde. Hier wurden ausschließlich akustische Instrumente in sehr ansprechenden Arrangements benutzt. Zusätzlich zum Liederheft kann man auch eine CD mit allen Liedern in Schweizerdeutsch eingesungen kaufen.