Das umfangreiche Vorwort liest sich wie ein Krimi aus dem 18. Jarhundert: Nachdem der erfolgreiche Komponist Giovanni Battista Pergolesi 1736 im Alter von gerade mal 26 Jahren starb, wuchs die Nachfrage nach dessen Werken derart, dass pfiffige und geldgierige Kopisten und Verleger nicht lange zögerten, eine Unmenge angeblich originaler Pergolesi-Werke auf den Musikmarkt zu bringen. Aus 33 tatsächlich authentischen Kompositionen Pergolesis wurden so in kurzer Zeit mal eben an die 330. Auch die zwölf vorliegenden Triosonaten wurden lange Pergolesi zugeschrieben, bis der Irrtum über 200 Jahre später ans Licht kam.
Mit detektivischem Eifer wurden Nachforschungen angestellt, umfangreiche Recherchearbeiten in Bibliotheksarchiven betrieben und Stile analysiert. Das Ergebnis: Als Autor der zwölf Stücke konnte nur ein gewisser Domenico Gallo aus Venedig in Frage kommen. Über Gallos Leben war jedoch so gut wie nichts bekannt. Der Herausgeber der Triosonaten, Klaus Peter Diller, setzte deshalb Stück für Stück Einzelheiten aus Gallos Biografie zusammen. Demnach wurde der Violaspieler Gallo vermutlich um 1730 geboren und schrieb seine zwölf Triosonaten für zwei Violinen und Basso continuo mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 1750 und 1760. Vier unterschiedliche Quellen dieses Werks wurden für die Neuausgabe der Sonaten herangezogen.
Der Generalbass ist sowohl mit Ziffern als auch mit einem Vorschlag zur Aussetzung versehen. Notwendige Ergänzungen der Bezifferung stehen in Klammern. In die Partitur wurden dynamische Angaben und Phrasierungen aus den Manuskriptkopien eingefügt, die Einzelstimmen hingegen geben den Erstdruck wieder. Das Notenbild ist optisch ansprechend gestaltet, das zweisprachige Vorwort wird ergänzt durch Abdrucke eines Autographen des Komponisten und des Titelblatts des Erstdruckes von 1770/71. Domenico Gallo wäre über die Ehre dieser Neuausgabe sicher erfreut.