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Spaß und Statement

Untertitel
David Murray, Fo Deuk Revue; Enja-9318 2
Publikationsdatum
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Bei der Europapremiere des neuen Projektes beim Jazzfestival in Vilshofen war die Fo-Deuk-Revue des amerikanischen Tenorsaxophonisten/Baßklarinettisten David Murray schlicht der Knaller. Mit der Kraft eines heißen Wirbelwindes und der Spannung des Neuen, Unerwarteten nahmen die acht Musiker aus den Vereinigten Staaten, Frankreich und dem Senegal Traditionalisten, Modernisten und Besucher, die wegen der Dance-Night gekommen waren, gleichermaßen für sich ein und stellten alles andere in den Schatten. Mit Sinn für Klangfarben und einfache populäre Formen kombinierte „King David“, wie der Saxophonist effektvoll in den Staaten betitelt wird, traditionelle afrikanische Melodik mit zeitgenössischen Formen des Jazz, Rap und Funksoul. Ein multikulturelles Projekt, das aus einer Begegnung von Murrays Trio, den senegalesischen Bands „Positive Black Soul“ und „Dieuf Dieul“, sowie des Meisterperkussionisten Doudou N’Diaye Rose während eines Festivals entstanden ist. Mit Mitgliedern aller Bands, weiterer Instrumentalisten, wie dem Elektrobassisten Jamaladeen Tacuma und mehreren Sängern und Poeten wurden die Aufnahmen aus neuen Kompositionen, traditionellen afrikanischen Liedern und Texten verschiedener Autoren in Dakar produziert. Für Tourneen ist daraus ein kleineres Oktett zusammengestellt worden. Es ist eine stark körperhafte Musik mit tanzbaren Grooves, knackig kurzen Bläserriffs und -einwürfen, soulig-satten Orgelmotiven und Texten, die von politisch-humanen Sehnsüchten und ironischer bis angriffslustiger Kritik an gesellschaftlichen Zuständen eine klare Richtung und Absicht erkennen lassen. Murray selbst sieht die interkulturelle Zusammenarbeit als politisches Statement seiner Wahrnehmung der Welt und seiner selbst mit Wurzeln in Afrika. Damit verbindet er den Traum, daß das Leben auf unserem Planeten leichter und angenehmer ohne Hunger, Haß, Rassismus, Gier und Betrug wäre. Mit den, auf der CD gelegentlich langatmig wirkenden, emotional anrührenden und oft mitreißenden Songs weist die Revue auf diese Zustände hin und feiert zugleich ein musikalisches Freudenfest. Einmal mehr erweist sich Murray (World Saxophone Quartet, Big Band, § D-Family) als einer der herausragenden Musiker zeitgenössischen Jazzgeschehens, der sich ohne eine Spur Anbiederung populären Formen öffnet und klug kalkulierend Virtuosität und Ideenreichtum in den Dienst an einer gemeinsamen Idee stellt. Vor allem live macht die Fo-Deuk-Revue ungeheuren Spaß.

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