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Stilvolle Taufe in prachtvollem Ambiente

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Breitkopf & Härtel legen die ersten Bände der Mendelssohn-Bartholdy-Ausgabe vorAm 4. November 1847 starb Felix Mendelssohn Bartholdy in seinem Leipziger Wohnhaus, Goldschmidtstraße Nr. 12. Auf den Tag genau 150 Jahre später präsentierte der Verlag Breitkopf & Härtel in eben jenen Räumlichkeiten, deren Renovierung erst vor kurzem abgeschlossen worden war, feierlich die beiden Startbände zur neuen „Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy“. Das Ereignis bildete den Abschluß umfangreicher Feierlichkeiten: Mit Mendelssohn-Festtagen und einem wissenschaftlichen Kolloquium hatten Gewandhaus und Universität Leipzig den Komponisten gewürdigt, der als Gewandhauskapellmeister das Leipziger Musikleben von 1835 bis zu seinem Tode 1847 nachhaltig prägte und die sächsische Metropole zu einem europäischen Musikzentrum machte. Eng waren auch Mendelssohns Beziehungen zum Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel. Schon 1834, beim Abschluß eines Generalvertrages mit dem 25jährigen, hatte der damalige Verleger Hermann Härtel die Vision einer späteren Gesamtausgabe. 1874 wurde Mendelssohns Freund Julius Rietz mit einer „Kritisch durchgesehenen Ausgabe“ beauftragt, die durch seinen baldigen Tod 1877 jedoch lückenhaft blieb. Noch fragmentarischer dann in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts die Ausgabe des Deutschen Verlags für Musik Leipzig: Nach nur zehn Bänden kam das Projekt zum Stillstand. Alle Beteiligten der nun aus der Taufe gehobenen neuen „Leipziger Ausgabe“ zeigten sich im prachtvoll restaurierten Musiksalon des Mendelssohn-Hauses fest entschlossen, das riesige Unterfangen mit Elan durchzuführen. Einen langen Atem braucht es dazu wahrlich. Unter der Herausgeberschaft der Sächsischen Akademie der Wissenschaften sollen in 13 Serien „sämtliche erreichbaren Kompositionen, Briefe, Schriften sowie alle anderen Dokumente seines künstlerischen Schaffens in wissenschaftlich angemessener Form“ erfaßt werden. Allein die musikalischen Werke werden 80 Bände umfassen, hinzu kommen Entwürfe, Fragmente, Bearbeitungen und Instrumentationen. Weitere Serien gelten dem Universalgenie Mendelssohn, seinen Zeichnungen und Aquarellen sowie den etwa 5.000 bisher bekannten Briefen. Auf das abschließende Werkverzeichnis muß man lange warten, es wird nicht vor des Komponisten 200. Todestag (2047!) erscheinen. Ein Projekt, das undenkbar wäre ohne die Förderung durch die Konferenz der Akademien der Wissenschaften, den Bund und das Land Sachsen. An diesem Nachmittag waren nun die ersten zwei Bände zu besichtigen, Jugendwerke des Zwölfjährigen (ein Klavierkonzert in a-moll und ein Magnificat für Soli, Chor und Orchester), jeweils ergänzt durch eine ausführliche Einleitung, einen kritischen Bericht zur Quellenbewertung und Faksimile-Beispiele. Mit jährlich drei neuen Bänden nimmt man sich Zeit. Für eine historisch-kritische Ausgabe müsse die Autorenintention „oberste Instanz“ sein, so der Vorsitzende der Editionsleitung Christian Martin Schmidt, musikwissenschaftlicher Ordinarius der TU Berlin. Man werde „jedes einzelne Notat des Autors bis in die kleinsten Details“ ernst nehmen und „eine bewußte Einbettung seiner Produkte in einen historisch kulturellen Gesamtzusammenhang“ anstreben. Für dieses philologische Ethos verbürgen sich die Mitstreiter Schmidts Peter Ward Jones, Friedhelm Krummacher, R. Larry Todd, Ralf Wehner und Rudolf Elvers. Letzterer zeichnet verantwortlich für den nächsten Band der Gesamtausgabe mit Briefen Mendelssohns aus den Jahren 1817 bis 1829, laut Elvers „einer der schönsten Briefwechsel im 19. Jahrhundert“. In einer anschließenden Lesung bekamen die Ehrengäste um Kurt Masur und Thomaskantor Georg Christoph Biller eine Kostprobe vom hohen literarischen Niveau der Korrespondenz, die allein 16 Bände umfassen wird. Bei Breitkopf & Härtel ist der Tatendrang indes noch nicht erschöpft. Als nächstes plant man eine Sibelius-Gesamtausgabe.

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