Mike Cornick: Latin Piano Duets, Universal Edition 21 007, London
Mike Cornick: Latin Piano Duets, Universal Edition 21 007, LondonDiese Six Individual Pieces or Two Little Suites“ für zwei Klaviere im lateinamerikanischen Stil, beide Spieler technisch wie musikalisch gleich fordernd, begeistern auf Anhieb. Beguine, Slow Tango, Conga, Bossa Nova, Habanera, Samba mit ihren spezifischen Charakteren, erkennbar am Rhythmus, dem Feeling, dem sprühenden Temperament, erfordern gerade im Zusammenspiel eine geistige Übereinstimmung. Eine klassische Melodie- oder Begleitstimme wäre hier gar nicht denkbar; beide Spieler spannen abwechselnd den musikalischen Bogen, müssen aufeinander eingehen wie die Partner beim Tanzen. Man muss „über“ dem Notentext stehen, um sich völlig der Musik hingeben zu können. Mike Cornicks Ausgabe zeigt auf erfreuliche Weise, dass auch im übersättigten Unterhaltungsbereich durchaus anspruchsvolle Musik entsteht.Carl A. Loeschhorn: 15 Klavierstücke zu vier Händen zum Unterricht für Anfänger op. 86, Boosey&Hawkes
Carl Albert Loeschhorn lebte von 1819 bis 1905. Als Lehrer am Königlichen Institut für Kirchenmusik in Berlin verfasste er vorwiegend Material für den Unterricht, unter anderem auch Etüden. Die hier vorliegenden Klavierstücke sind für Anfänger geschrieben. „Melodische und characteristische Tonbilder in fortschreitender Ordnung“ lassen die Nähe zu einer Klavierschule erkennen.
Im Gegensatz zu den eigentlich viel bekannteren Stücken von Diabelli behält Loeschhorn im Primo-Part die Oktavfessel der beiden Hände nicht bei, sondern widmet sich der Entwicklung des zweistimmigen Spiels in all seinen Formen. Der Secondo-Part ist sehr durchsichtig, donnert nicht auf, verlangt aber einen geübteren Spieler (vorwiegend wohl den Lehrer).
Franz Schubert: 33 Tänze für Klavier, Heinrichshofen N 2391
Die zahlreichen Tänze Schuberts werden wegen ihrer Kürze und den vergleichsweise gehobenen technischen Anforderungen eher selten im Unterricht gearbeitet. Die Bearbeitungen zu vier Händen (Deutsche Tänze, Ländler, Ecossaisen), von Schubert selbst, Johannes Brahms und Peter Heilbut besorgt, erweisen sich als dankbare Alternative. Sie sind leichter spielbar, ermöglichen aber trotzdem einen Einblick in dieses Genre Schubert’scher Musik mit seinem schier unerschöpflichen Reichtum an melodisch-harmonischer Erfindung. Als Tanzmusik für gesellige Anlässe geschrieben, braucht es gerade beim Zusammenspiel ein besonderes Gespür für dieses volkstümliche Temperament. Der ständige Tonartwechsel erzeugt einen besonderen spieltechnischen Effekt. Beide Parts sind auch hier im gleichen Schwierigkeitsgrad und etwa ab dem dritten Unterrichtsjahr spielbar.
Manfred Schmitz: Mini Rock, Band 1 – 53 Stücke für Klavier zu 2 Händen, DVfM 31101, Band 2 – 19 Stücke für Klavier zu 4 Händen, DVfM 31102, Band 3 – 17 Stücke für Klavier zu 6 Händen, DVfM 31103, Deutscher Verlag für Musik Leipzig
Der Band 1 ist sozusagen das Einstiegsheft. Man kann sich vorerst allein mit dem Thema Rockmusik beschäftigen. Dabei handelt es sich um Originalkompositionen, gespickt mit typischen Rhythmen und melodischen Bögen, die, gemäß dem Gameboy-Zeitalter, in verschiedenen Levels, das heißt mit steigendem Schwierigkeitsgrad, gespielt werden können. Sie zeigen die vielfältigsten Möglichkeiten der Variation und sollen zum Improvisieren anregen. Nimmt man sich dann einen oder sogar zwei Partner hinzu, um die in Band 2 und 3 teilweise wiederkehrenden Stücke des ersten Bandes in Bearbeitungen zu vier beziehungsweise sechs Händen auszuprobieren, muß man schon fleißig zählen! Rhythmisches Empfinden wird hier intensiv geschult und es heißt, immer zusammenzubleiben, was ja durchaus nicht einfach ist. Es wirkt allerdings nichts gekünstelt oder aufgesetzt, es macht einfach Spaß. Da der gesamte Umfang der Klaviatur genutzt wird, kommt es zu einem fast orchestralen Klangerlebnis. Manfred Schmitz hat in bewährter Weise für eine Bereicherung des Klavierunterrichts gesorgt.
Reinhard Febel: 7 Choralbearbeitungen nach Johann Sebastian Bach für Klavier zu vier Händen, Sy.2750 , Ricordi München
Eine ganz andere Zielgruppe soll mit diesen Choralbearbeitungen angesprochen werden. Junge Pianisten, die sich bereits umfangreich mit dem Klavierwerk Bachs beschäftigt haben und in Vorbereitung auf einen Wettbewerb oder ein Konzert auf der Suche nach alternativer Literatur sind, dürften hier fündig werden. Aus zeitgenössischer Sicht wagt Febel einen Blick auf Bach und wählt dafür eine ungewöhnliche Besetzung. Das Ergebnis führt hin zum Extremen, Differenzierten, es füllt den Klavierklang von der tiefsten bis zur höchsten Taste voll aus.