Johann Wilhelm Wilms (1772–1847): Werke für Klavier solo, Bd. 1, Denkmäler Rheinischer Musik, Dohr, Köln (2005), Hrg.: Oliver Drechsel, mit beigefügter CD: am Hammerflügel Oliver Drechsel
Sonate B-dur op. 13, 1793 (CD), Ariette „Einmal in meinem achten Jahr“ de l’opera „Oberon“ par M. Wranitzky, 1797 (CD), Variations sur le Chanson bachique „Lasset die feurigen Bomben“ op. 20, Ariette („Hopp Marianchen“). Variée pour le Piano Forte op. 11, Romance de Cendrillon. „Je suis modeste et soumise“, nach 1810 (CD). Variée pour le Piano Forte op. 28, „Nel cor più non mi sento“. Varié pour le Piano Forte op. 50, 1789 (CD) „Wilhelmus van Nassauwe“. Varié pur Piano Forte op. 38, Variations sur l’air „Unser alter Staatsverwalter“ pour Piano Forte op. 34, Ariette „Seit ich so viele Weiber sah“ de l’opera „Der Spiegel von Arcadien“ avec Variations pour le Clavecin ou Pianoforte, ca. 1800 (CD), Air Tirolien Varié pour le Piano Forte, Six Sonatines très faciles pour le Piano Forte op. 16
Unlängst verblüffte die Erstaufnahme der späten Sinfonien Nr. 6 und 7 von Johann Wilhelm Wilms die musikalische Fachwelt. Der rheinländische, in Amsterdam zu Ruhm und Ehre gekommene Komponist konnte als überraschend vitaler Sinfoniker ausgemacht werden.
Eine Neubewertung von Wilms als eigenständiger „Parallelmeister“ der Zeit zwischen Klassik und Romantik bietet sich jetzt an, wenn sein Gesamtwerk mit Klavier- und Kammermusik, Klavier- und Flötenkonzerten, Orchesterliedern und Sinfonien neu veröffentlicht wird und den Weg in den Konzertsaal finden sollte.
Die Arbeitsgemeinschaft für Rheinische Musikgeschichte und der Verlag Dohr, die sich um die Herausgabe der Werke von Wilms kümmern, legen nun mit einer revidierten, voll informativen Neuausgabe den 1. Teil der Solo-Klavierwerke vor, die alle – wie die gesamte Klaviermusik – aus der frühen Schaffenszeit stammen, mit Stücken für den virtuosen Konzertpianisten, den versierten Amateurpianisten und den kurzweiligen Unterricht.
Die einzige Solo-Sonate diente dem Virtuosen Wilms als Visitenkarte für das Amsterdamer Musikleben. Mo-zart’sche Sphäre schimmert durch das knapp halbstündige, viersätzige Werk, in dem sich Wilms begreiflicherweise noch nicht auf der Höhe seines späteren Könnens zeigt.
Die Sonate gibt sich thematisch schlicht, stark in der satztechnischen Ausgestaltung, wirkt jedoch durchaus eigenständig, virtuos und klanglich apart, besonders eindrucksvoll im langsamen Satz.
Die verschiedenen Variationenwerke über bekannte zeitgenössische Themen zeugen vom glänzenden Improvisator Wilms, der – wie die meisten seiner Kollegen – die gefragten „Hits“ der damaligen Zeit vor Publikum in aufwendiger Ausführung präsentierte und auf Wunsch der Verleger kompositorisch ausarbeitete. Wilms ist charmant und witzig, er braucht hier keinen Vergleich zu scheuen, auch nicht mit Beethoven bei „Nel cor più non mi sento“. Manche Variationen eignen sich mit ihren wechselnden technischen Aufgaben und Schwierigkeiten gut für den Unterricht, für den auch die leichten, hübschen Sonatinen bestimmt sind.
Der Herausgeber Oliver Drechsel spielt auf einer beigefügten CD eine Auswahl der Werke auf einem Hammerflügel Christian Erdmann Rancke (circa 1825) mit virtuosem Zugriff und klanglicher Raffinesse.
Der zweite Band kommt Mitte 2006. Die CD, die Sonate, die Variationen und Sonatinen sind separat erhältlich. Die 7. Sinfonie liegt vor. Streichquartette und Klavierquartette folgen. Man darf gespannt sein.