Hauptrubrik
Banner Full-Size

Von Prinzen, fliegenden Teppichen und dem Kochen

Untertitel
Ein Kinder-Musical, Kinderlieder, getanzte Märchen und ein musikalisches Kochbuch nicht nur für Kinder
Publikationsdatum
Body

Sammelbesprechung

Martin Krüger-Düsenberg, Swaantje Düsenberg: Prinz Owi lernt König. Musical für 8- bis 13-Jährige mit Dialogen von Wolfram Hänel, Fidula-Verlag 2008, Gesamtausgabe E 18,50, mit Hörbuch € 35,80, Texte und Songs € 8,90, Playback-CD € 16,90

Mama Königin hat ihren Sohn ganz schön verwöhnt. Monatliches Weihnachten-Feiern gehört schon zum Leben am Hofe dazu, und dabei gibt’s natürlich tolle Geschenke. Prinz Owi muss noch Einiges lernen, bevor er König werden kann. Ob die Bildungsreise mit dem Kamel nach Arabien ihn auf das Leben als König vorbereitet?

Wer in der Geschichte einen tieferen Sinn sucht, findet ihn nicht. In der Komödie agieren überzogene Charaktere miteinander, und die Bekehrung des verwöhnten Prinzen begründet sich eher auf eine momentane Stimmung als auf eine tiefgreifende Veränderung. Ist es für einen Prinzen eine erfüllende Aufgabe, einen Schönheitssalon zu eröffnen? Ernst kann das nicht gemeint sein.

Auf jeden Fall lernen die Kinder und Jugendlichen beim Mitwirken in diesem Musical jede Menge Musik unterschiedlicher Stilrichtungen kennen. Begleitet von einem Klavierspieler mit fortgeschrittener Spielfertigkeit oder durch eine CD als Playbackversion können sich die Schauspieler (ca. 20 Rollen und ein Chor, der einstimmig singt) ganz auf Singen und Theaterspielen konzentrieren. Musikstil und Sprache – die Dialoge sind im saloppen Jugendjargon gehalten – möchten den Kindern und Jugendlichen entgegenkommen. Die Ästhetik der Komödie ist Geschmacksache. Bleibt zu wünschen übrig, das Stück zum Musizieren flexibler zu gestalten und Notenmaterial für ein variables Orchester zur Verfügung zu stellen.
Katrin Rohlfs

Wolfgang Hering: 1000 tolle Töne. Kinderlieder mit einfachen Begleitungen für Orff-Instrumente. ED 20245 Schott Verlag, Mainz 2007, € 19,95 inkl. CD

„1000 tolle Töne“ zum Singen und Musizieren mit Orff-Instrumenten hat der Kinderliedermacher, Musiker und Musikpädagoge Wolfgang Hering in seinem Buch zusammen getragen. 36 Lieder, vom Autor komponiert oder bearbeitet, sind hier unter dem Aspekt der Begleitung durch elementare Musikinstrumente versammelt. Beginnend mit Liedern ohne Harmoniewechsel bis hin zu Liedern mit zwei bis drei verschiedenen Begleitakkorden steigt der Schwierigkeitsgrad der Liedbegleitung, die auf Stabspielen und Perkussionsinstrumenten gespielt wird. Zu jedem Lied gibt es Gestaltungsvorschläge für Bewegungsspiele und Ideen zu rhythmischer Begleitung. Die Liedauswahl ist modern und zeitgemäß und eignet sich für Kinder in Kindergarten und Grundschule. Im Baukastensystem notiert ist es mit minimalen Notenkenntnissen möglich, die Lieder und deren Begleitungen zu lernen. Auch bietet es die Möglichkeit, Liedgestaltungen selber zu konzipieren, je nach Entwicklungsstand der Kinder mehr oder weniger unterschiedliche Stimmen hinzu zu nehmen. Zu guter Letzt kann die CD auch Hilfe für Lehrer/-innen oder Erzieher/-innen bieten, denn die Einspielungen sind klar strukturiert, gut verständlich und das Tempo zum Mitdenken, -lesen und -singen zurückhaltend. Ein Buch, das hoffentlich hilft, das lebendige Musizieren auf Instrumenten und Singen in Kindergarten und Schule zu fördern!
Katrin Rohlfs

Susi Reichle-Ernst, Ulrike Meyerholz: Tanz im Glück. Märchen bewegen Kinder. Zytglogge Werkbuch mit Begleit-CD, Zytglogge Verlag Oberhofen 2007, € 29,50

Die Frage nach der Aktualität und dem pädagogischen Wert unserer Volksmärchen haben die beiden Pädagoginnen für Musik- und Bewegungserziehung Susi Reichle-Ernst und Ulrike Meyerholz auf besondere Art und Weise mit einem „Ja“ beantwortet. Kann schon ein „nur“ erzähltes oder vorgelesenes Märchen auf Kinder wirken, so bietet dessen Darstellung durch Bewegung, Tanz und Musik eine noch größere Möglichkeit der Auseinandersetzung und Identifikation mit den Werten und Botschaften der Erzählungen. Das Buch „Tanz im Glück“ beinhaltet eine reiche Sammlung an Ideen, wie Märchen mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter getanzt, als Bewegungstheater dargestellt und zu Musik, ferner auch durch eigenes Musizieren, gestaltet werden können.

Im ersten Teil des klar strukturierten Buches geht es um die Auseinandersetzung mit verschiedenen immer wieder im Märchen vorkommenden Personen und Motiven. Nach einem Text zur Charakterisierung dieser haben die Autorinnen Anregungen für die Einstimmung mit den Kindern zusammengetragen: Rätsel, Fangen-, Versteck-, Reaktions- und Ratespiele umkreisen die Charaktere. Es folgen Ideen für vertiefendes Arbeiten, „mit ein bisschen Üben“ und weiterführende Ideen für verschiedene Altersgruppen. Räuber, Gute Feen, Hexen, Prinzen und Prinzessinnen ..., aber auch fliegende Teppiche und Dornenhecken sowie das Leben im Schloss sollen die Kinder mit tänzerischen Bewegungen erspielen und dabei lernen, sich in die verschiedenen Bewegungsqualitäten einzufühlen und sie mit ihrem Körper auszudrücken.

Meist handelt es sich hierbei um Improvisationsspiele, aber es gibt auch Schrittfolgen zu erlernen, zum Beispiel einen besonderen „Zwergenschritt“. Bernd Sippel hat passend zu den Märchencharakteren ausdrucksstarke Musik komponiert, die durch ihre durchsichtige Struktur und klare Form besonders geeignet ist, als Grundlage für Bewegungsspiele und Tänze zu dienen. Sie ist dem Buch in Form einer CD hinzugefügt.

Im zweiten Teil des Buches wird anhand von sechs Beispielmärchen aufgezeigt, wie die Spiele, Übungen und erarbeiteten Szenen aus dem ersten Teil zu einer möglichen Aufführung zusammen gefügt werden können. Nach der reichen Sammlung an Umsetzungsmöglichkeiten im ersten Teil zu den Figuren im Märchen erscheinen diese Konzepte etwas festegelegt, wenn es auch laut Vorwort nicht so gemeint ist. Eine offenere Darstellungsform würde hier gegebenenfalls den Pädagogen, der sich an diesem Buch orientiert, ermutigen, aus den erarbeiteten Bausteinen eine eigene Inszenierung zu entwickeln und dafür Hilfestellung geben.

Was ihre vielfältigen und abwechslungsreichen Ideen in der Arbeit mit Kindern bewirken können, haben die Autorinnen durch die Fotos, mit denen das Buch illustriert ist, bewiesen. Ausdrucksstark und authentisch zeigen die Bilder die Kinder verschiedenen Alters in ihren Rollen als Prinzen, Prinzessinnen, Zauberern und Dornenhecken. Und sie zeigen den Schwerpunkt des Buches: die Bewegung, der Tanz, der Ausdruck durch und mit dem Körper. Zur Förderung dieser stellt das Buch einen reichen Schatz an Ideen für die praktische Arbeit mit Kindern dar und macht Lust, selber Kinder durch Märchen in Bewegung zu bringen.
Katrin Rohlfs

Ernst Bartmann, Manuel de Roo, Josef Irgmaier: New Sounds – Cook Book. Originalkompositionen in variabler Besetzung, zwei bis vier Stimmen solistisch und chorisch – vereinzelt kann auch Klavier (Akkordinstrument) eingesetzt werden. Ricordi (2006), ISMN  M-2042-2795-2, ISBN 3-938809-12-4

Wir schreiben das Jahr 2004. Tatorte: Musikschule Burghausen und das benachbarte Mozarteum Salzburg. Auftraggeber: Kollegium der Musikschule Burghausen (initiativ Musikschulleiter Helmut Lorenz). Täterprofil: drei Studierende der Kompositionsklasse Reinhard Febel: Ernst Bartmann, Manuel de Roo, Josef Irgmaier. Keine Sorge: Dieser Krimi geht gut aus – sehr gut sogar –, aber er ist genauso spannend wie ein guter „Tatort“. Das Kollegium einer bayerischen Musikschule – auf der Suche nach zeitgenössischer Musik für Schüler – findet in den obengenannten jungen Komponisten ideale Partner: Die Salzburger Autoren gehen auf Wünsche und Anregungen der Musikschulpädagogen ein; jeder Komponist bringt 12 Beiträge in die Sammlung ein, und so erscheint das „Gesamtkunstwerk“ mit 36 Titeln 2006 bei Ricordi.

Einen Komponisten oder ein Stück herauszustellen, wäre ungerecht und wenig sinnvoll. Die von den Autoren selbst kommentierten Stücke eröffnen eine Spielwiese, wie sie bunter nicht sein könnte. Kinder, Jugendliche oder auch Erwachsene finden durch traditionelle Notation schnell Zugang zu den Ideen der zeitlich überschaubaren Stücke. Komplexe Rhythmen und Tonfolgen, Zwölftönigkeit, räumliches Positionieren und Wahrnehmen, neue Spieltechniken, kreatives Gestalten mit dem Tonmaterial und inneres Hören sind nur einige Inhalte, die lustvoll vermittelt werden. Eine detaillierte Besprechung würde den Rahmen sprengen. Die vorbildliche Ausstattung – dem Original-„Kochbuch“ liegt eine CD-Rom bei, die den erlaubten Ausdruck weiterer Partituren und Einzelstimmen (auch eventuell transponiert) ermöglicht – bescherte allen Akteuren bereits einen Deutschen Musikeditionspreis. Für den Unterricht (Schwierigkeitsgrad: U2 – M1) äußerst empfehlenswert.
Werner Ludwig Merkle

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!