Ein Liederbuch, das keinen Liederzyklus darstellt, aber dennoch einen Gesamtrahmen bildet. So könnte man etwas holprig den wichtigsten Beitrag Hanns Eislers zur Liedkunst in der Zeit des amerikanischen Exils bezeichnen. Insgesamt auf 47 Lieder beläuft sich der Umfang, zu dem angeblich Adorno gewünscht habe, er möge das Vorwort dazu schreiben.
Dazu ist es nicht gekommen, wohl aber zu einer weiteren Fassung, die von Oliver Dahin und Peter Deeg verantwortet wird, und als „korrigierter Reprint der Erstausgabe“ firmiert. Diese fertigte Manfred Grabs 1976 an und wurde in Band I/16 der Gesammelten Werke Hanns Eislers veröffentlicht. Die Arbeit der neuen Herausgeber bestand darin, die Erstausgabe zu korrigieren (nicht nur musikalisch, sondern auch dem Text nach) und die Reihenfolge der Lieder soweit anzupassen, dass sie der Chronologie besser folgt, sofern neuere Forschungsergebnisse dies nahegelegt hatten. Mit anderen Worten, es gibt auch mit dieser Ausgabe keine autorisierte Version, denn die Chronologie der Ereignisse kann, wie man weiß, immer wieder einmal ins Wanken kommen, und über die Art und Weise, wie Eisler einen Zusammenhang gestiftet hätte oder ob überhaupt, weiß man viel zu wenig. Ein Anhang mit Anmerkungen zur Geschichte der Stücke und ihren literarischen Zusammenhängen, insbesondere in Brechts Werk, bringt das Nötigste; aber auch nicht mehr – was durchaus nicht als Mangel aufzufassen ist! Man kann mit Nachweisen und Apparaten auch eine Musik erschlagen.
Das Problem der Ausgabe liegt in ihrem Vorzug. Da sie sich als (korrigierter) Reprint der Ausgabe von 1976 versteht, erhält man das entzückende Druckbild der damaligen Zeit, als Notensatz noch wirklich eine Kunst war, leider aber auch die Mängel für die praktische Nutzung. So muss man Seiten auch dann wenden, wenn eine Möglichkeit bestanden hätte, zweiseitige Lieder auf gegenüberliegenden Seiten zu platzieren („Panzerschlacht“ bis „Hotelzimmer 1942“; Lieder 12 bis 15); analog später ebenso. Wie immer man das auch bewerten mag, es war nicht unbedingt eine praktische Ausgabe geplant, schön ist es in jedem Fall, dieses erstaunliche Liedwerk Eislers aus dem amerikanischen Exil in einer neuen vorläufig (?) verbindlichen Form vorliegen zu haben.