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Zwischen Alhambra und bürgerlichem Salon

Untertitel
Kammermusikwerke von Reinecke, Köhler, Roussel, Wilms und Tárrega für Flöte
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Carl Reinecke: „Undine“ *** Ernesto Köhler: „Bonsoir“ – „Valse Espagnole“ – Wilhelm Popp: „Russisches Zigeunerlied“ *** Albert Roussel: „Joueurs de flûte“ *** Johann Wilhelm Wilms: Two Sonatas for Flute and Piano op. 18 *** Francisco Tárrega: „Recuerdos de la Alhambra“

Carl Reinecke: „Undine“. Sonate für Flöte und Klavier. Wiener Urtext Edition UT 50242

Die Neuausgabe bei UE hat nichts an der Musik der beliebten Sonate „Undine“ verändert, gemessen an den bisherigen Ausgaben. Diesmal ist aber ein ausgiebiges Vorwort vorangestellt zum Komponisten und der Entstehung der Sonate, ferner ein eigener Artikel zur Interpretation sowie ein Quellenbericht in Deutsch, Englisch und Französisch. Eingerahmt werden die Texte von Faksimiledrucken aus der deutschen Erstausgabe. Die Flötenstimme ist etwas breiter und übersichtlicher gedruckt mit gut überlegten Wendestellen. Die Klavierstimme wurde mit Fingersätzen durch Peter Roggenkamp versehen. Eine empfehlenswerte Ausgabe.

Ernesto Köhler: „Bonsoir“. Schott FTR 203. – „Valse Espagnole“. Schott FTR 204. – Wilhelm Popp: „Russisches Zigeunerlied“, Flöte und Klavier. Schott FTR 205

Herausgeber dieser Einzelausgaben sind E. Weinzierl und E. Wächter. Die Titel sind wahrscheinlich vielen bereits bekannt aus den Sammlungen „Salonstücke“, erschienen bei Kunzelmann. Neu ist jeweils das dreisprachige Vorwort, das den Komponisten und seine Zeit vorstellt. Der Druck ist größer und übersichtlicher als in der Referenzausgabe. Aber im Valse ist auch hier keine optimale Wendemöglichkeit in der Flötenstimme gefunden worden. Schade.

Albert Roussel: „Joueurs de flûte“. Schott FTR 206

Diese Neuausgabe, die wiederum von Weinzierl-Wächter betreut wurde, ist sehr willkommen. Alle vier Charakterstücke sind in einem Band in handlicher Größe vereint und erschwinglicher als die französischen Ausgaben. Sehr informativ ist das ausführliche (mehrsprachige) Vorwort über den Komponisten, seine Zeit und die jeweiligen Widmungsträger. Diese sind alle bedeutende französische Flötisten des 20. Jahrhunderts.

Johann Wilhelm Wilms: Two Sonatas for Flute and Piano op. 18. Breitkopf, Musica Rara MR 2289 (2008)

Der Komponist Wilms (1772–1847), gebürtig aus der Nähe von Solingen, lebte und arbeitete in Amsterdam. Als Zeitgenosse von Beethoven war er als außerordentlich guter Pianist bekannt, der auch leidlich die Flöte beherrschte. Die beiden vorliegenden Sonaten wurden 1813 erstmalig verlegt und von E.A. Klusen und L. van Hasselt ausgegraben und in den Neudruck gebracht. Hoffnungsfroh nimmt man als Flötenspieler die Noten in die Hand, da ja doch ein Flötist die Sonaten komponiert hat – und legt sie enttäuscht beiseite. Der Pianist hat wieder die Oberhand gewonnen! Wie die meisten Kompositionen der Zeit, sind es auch diesmal Sonaten für Klavier und begleitende Flöte. Das manifestiert sich schon in den ersten Takten: Das Klavier darf mit der Melodie beginnen, die Flöte begleitet nur – schade!

So bleiben auch diese Neuentdeckungen in der herkömmlichen Norm. Aber mit einem versierten Pianisten werden sie sicher hier und da einen Liebhaber finden. Die Melodien klingen nett und sind ganz flötistisch geschrieben mit einigen durchaus virtuosen Passagen. Die Ausgabe enthält ein ausführliches Vorwort. Gehobene Mittelstufe, für den Pianisten noch etwas anspruchsvoller.

Francisco Tárrega: „Recuerdos de la Alhambra“, bearbeitet von Wolfgang Birtel für Flöte und Klavier. Schott ED 09857

Tárrega gehörte zu den bekanntesten Gitarristen seiner Zeit im Spanien des 19. Jahrhunderts. Eine seiner wohl bekanntesten Etüden für Gitarre, die melancholisch angehauchten „Erinnerungen an die Alhambra“, hat Birtel für die Besetzung Flöte und Klavier zugänglich gemacht. Während die Flöte eine schmachtende Melodie bläst, darf das Klavier darunter einen Teppich aus zerlegten Akkorden legen. Ein nettes Stück, das aber vom Flötisten eine wohlklingende weiche Höhe verlangt.
 

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