Nun fehlt René Jacobs nur noch die „Entführung“, um seinen CD-Zyklus der „großen“ Mozart-Opern abzuschließen. Auch bei seiner jüngsten Einspielung hat der Dirigent mit untrüglichem Gespür für lebendige Opernkonserven einen ganz eigenen Zugang gefunden und präsentiert die „Zauberflöte“ als musikalisches Hörspiel.
Die Sorgfalt, mit der sich Jacobs der ungekürzten (!) Sprechtexte annimmt, zahlt sich aus. Anstatt sie wie in vielen anderen Einspielungen alibihaft als kümmerliche Überreste zum Verkitten der Gesangsnummern zu missbrauchen, nimmt Jacobs sie ernst, in der Überzeugung, Mozarts Werk so am besten gegen all jene Skeptiker verteidigen zu können, die ihm dramaturgische Schwächen vorhalten.
Neben der sprachlichen Sorgfalt und köstlichen Details (so verfallen die drei Damen immer wieder in überdrehten Singsang) mischt Jacobs die Texte mit allerlei Theatereffekten einschließlich kleiner Bühnenmusiken auf, für die er in seinem Booklet-Kommentar plausible Argumente findet. Das mag im Einzelnen Geschmackssache sein, der zündende Gesamteindruck gibt ihm jedoch Recht, und dass die Aufnahme sich dadurch trotz ihrer Länge auch für Kinder hervorragend eignet, ist sicher kein Nachteil.
Das wäre nun freilich nicht viel wert, wenn es gegen die musikalische Gestaltung Einwände gäbe. Doch auch hier überzeugen die wieder sehr leicht gewählten Stimmen, auch wenn dies bei Marcos Finks Sarastro und Daniel Behles Tamino mehr Eindruck macht als bei Anna-Kristina Kaapolas Königin der Nacht oder Marlis Petersens Pamina.
Entscheidend ist einmal mehr das fabelhafte Ineinandergreifen der Stimmen im Ensemble, in das sich der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin mit einer Verve einfügen, die unmittelbar anspricht und die Ohren wieder für diesen viel gespielten Geniestreich öffnet.