Hauptbild
Fiebrige Ausdrucksschwere – das Cuarteto Casals. Foto: Luis Montesdeoca Domínguez
Fiebrige Ausdrucksschwere – das Cuarteto Casals. Foto: Luis Montesdeoca Domínguez
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Spanische Glut – das Cuarteto Casals spielt Brahms

Autor
Publikationsdatum
Body

Nach vier CDs mit Werken von Mozart, Arriaga und von der Wende zum 20. Jahrhundert (u. a. Zemlinsky, Debussy, Ravel) hat sich das junge spanische Cuarteto Casals nun drei der gewichtigsten Beiträge zur Königsgattung aus der deutschen Romantik vorgenommen – die Streichquartette von Johannes Brahms.

Bedenkt man, wie lange dieser an den Partituren feilte (und mehr als 20 zuvor entstandene Quartette unwiederbringlich vernichtete, die seinem selbstkritischen Auge nicht mehr stand hielten), muss es erstaunen, dass sich das 1997 gegründete Ensemble schon „jetzt“ diesen Kompositionen widmet. Denn die Konkurrenz ist ebenso groß wie namhaft – etwa das Alban Berg-, Amadeus-, Artis-, Auryn-, Emerson-, Melos- oder das Takács-Quartett; und das Mandelring-Quartett stellt den Werken Repertoireüberraschungen aus dem Brahms-Umkreis zur Seite.

Was aber ist an der Einspielung durch das Cuarteto Casals so außergewöhnlich, wenn individuelle technische Meisterschaft und ein ausgehörter, abgerundeter Ensembleklang ohnehin zur unabdingbaren Voraussetzung für eine solche Unter­nehmung gehören? Es ist zunächst der Ton. Denn trotz fiebriger Ausdrucksschwe­re, gestischer Emphase und klanglich verdichteter Faktur wird hier zu keinem Zeit­punkt der kammermusikalische Anspruch (etwa zugunsten einer mehr symphoni­schen Sichtweise) in Frage gestellt. Zudem gelingt es dem Cuarteto Casals, durch die gezielte Verwendung des doch ziemlich aus der Mode gekommenen Portamen­to an eine längst vergangene Quartett-Kultur anzuknüpfen.

Unterstützt wird das Kleeblatt durch eine äußerst direkte, alle dynamischen Schattierungen abbildende Aufnahmetechnik, die diesen Zugriff auch auf das Klavierquintett op. 34 überträgt – und damit zum Gelingen dieser Einspielung beiträgt, die für mich schon heute einen Meilenstein der Interpretationsgeschichte darstellt.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!