Dorothée Rabsch ist Mezzosopranistin und Dozentin für Gesang an der Hochschule für katholische Kirchenmusik Regensburg, Angela Mayer hat dort einen Lehrauftrag für Korrepetition und Klavier inne. Jetzt haben sich die beiden Kolleginnen und Duopartnerinnen zu einem ganz besonderen Projekt zusammengefunden: Sie nahmen eine CD auf, die sich explizit der Weihnachtsthematik im Kunstlied des 19. Jahrhunderts widmet.
Das Highlight der CD sind fraglos die erst 2002 wiederentdeckten Weihnachtslieder Humperdincks: „Leise weht’s durch alle Lande wie ein Gruß vom Sternenzelt, schlinget neue Liebesbande um die ganze weite Welt.“ So beginnt der Text „Weihnachten“ von Adelheid Wette, der Schwester Humperdincks und seine Librettistin seiner Oper „Hansel und Gretel“. Und weiter: „Jedes Herz mit starkem Triebe ist zu Opfern froh bereit, denn es naht das Fest der Liebe, denn es naht die Weihnachtszeit.“
Dieses Stück gestalten Rabsch und Mayer als wunderbare Eröffnung des ganzen Albums, das weitere Raritäten bietet wie Hugo Wolfs Lieder „Der heilige Joseph singt“, „die ihr schwebet“, „Führ mich Kind nach Bethlehem“ und „Ach, des Knaben“. Allein schon durch diese Mischung bietet die CD eine willkommene Abwechslung zum üblichen weihnachtlichen Einheitsbrei.
Kunstlieder zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass sie auf Gedichten oder Texten bekannter Autoren basieren. Beim Lied „Die Könige“ von Peter Cornelius, dem frühesten der Komponisten dieses Albums, entschieden sich Rabsch und Mayer bei ihrer Liedauswahl gleich für die Ausnahme, die natürlich die Regel bestätigt: Der Text stammt von einem unbekannten Autor und findet sich auf diesem Album gleich in zwei unterschiedlichen Versionen – einmal von Peter Cornelius und dann sozusagen als Kontrapunkt von Max Reger, dem jüngsten der hier versammelten Komponisten.
Peter Cornelius wählte noch einen Chor als Begleiter, auf der CD ist der Raseliuschor Regensburg zu hören. Max Reger übernimmt nun die Melodie von Peter Cornelius, wählt aber das Klavier als die für das Kunstlied typische Begleitung. Reger schrieb zwei unterschiedliche Versionen von „Mariä Wiegenlied“, die beide auf diesem Album zu hören sind und sich dadurch unterscheiden, dass die eine zusätzlich zu Gesang und Klavier noch die Stimme einer Solovioline enthält (hier: Wendula Schmechel). Beachtenswert ist auch Max Regers „Weihnachtsstille“, die ihrem Namen alle Ehre macht. Das achtminütige Stück hat keine Melodie, zu hören ist nur die viel zu selten vorhandene, vorweihnachtliche Stille.
Sängerin und Begleiterin bewältigen die stilistische Bandbreite dieser romantischen Weihnachtsalbumblätter mit Bravour und stimmen ihre Hörer wunderbar weihnachtlich ein. Zudem ist die CD ist eine gelungene Liedersammlung, die dem einen oder anderen jahrzeitlich motivierten Sänger vielleicht Motivation sein könnte, sein Weihnachtslied-Repertoire einmal aufzufrischen.
Dorothée Rabsch, Angela Mayer: Leise weht’s durch alle Lande... Weihnachten im Kunstlied des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag. 15 €. (http://www.d-rabsch.de)