Wie kann ein „Konzert in Wasserfarben“ klingen? Der belgische Sankt Petersburger namens Victor Kissine gibt Antwort auf diese Frage, mit einer CD aus dem Münchner Haus Edition Of Contemporary Music (ECM).
Just zur sechzigsten Wiederkehr seiner Geburt am 15. März 2013 erschien das edle Teil (Design, Foto-und-Text-Qualität des Booklets, Aufnahmetechnik) unter dem Titel „Between Two Waves“, der zugleich auch dieses Klavierkonzert im kammermusikalischen Duktus benennt, orchestral und intim.
Die CD mit drei Weltersteinspielungen entstand während des Lockenhaus-Festivals im Sommer 2011 und repräsentiert nun eine Art exklusive Portrait-CD des gebürtigen Russen aus Belgien, mit dem Geiger Gidon Kremer und dem Team der „Kremerata Baltica“. Denn als Europas Osten sich öffnete, nutzte Kissine die Chance zur Auswanderung. Er gilt heute als einer der wichtigen Gegenwartskomponisten in der Charakteristik sensibler Introvertiertheit – wie sie baltische und russische Komponisten immer wieder repräsentieren, changierend zwischen spiritueller Projektion, sehnsuchtsvoller Vision, das Reale und das Irdische nie verleugnend.
Frans C. Lemaire, exponierter belgischer Musikschriftsteller charakterisiert Victor Kissines Musik in einer seiner zahlreichen Publikationen: „Viel Erlebtes und Gefühltes verbirgt sich hinter dieser zurückhaltenden Musiksprache, die das leise Murmeln den lauten Tönen vorzieht. Diese Musik feiert nicht das eitle, lautstarke Treiben der Menschen, sondern sie spürt eine verlorene Harmonie wieder auf, die – fern jeder Zeitlichkeit – von den geheimnisvollen Stimmen der Stille getragen wird.“
Nicht zufällig ergab sich das Zusammentreffen mit Gidon Kremer im Jahr 2003: Beide setzten sich mit der Orchestrierung von Schuberts berühmtem G-Dur-Quartett auseinander. Damals entstand eine Freundschaft und die Zusage Kissines, für den neuen Freund Musik zu schreiben, die „orchestral und intim“ sein sollte. Die vorliegende CD führt das auf´s Wunderschönste und Feinste und Sensibelste vor.