Wenn ein Verlag sich anschickt, ein neues Geschäftsfeld zu erschließen, bietet sich die Musikmesse natürlich als öffentlichkeitswirksamer Ausgangs-punkt an. So stellte der ansonsten vor allem für seine Chornoten geschätzte Carus Verlag sein erstes Kinder(lieder)buch in einem kleinen Gesprächskonzert vor, das neugierig machte auf den kompletten Band.
Und tatsächlich haben Komponist Peter Schindler und Illustrator Wolfgang Slawski mit „Hans, mach Dampf!“ ein wirklich schönes Hörbuch (mit beigelegter CD) produziert. Sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail präsentiert sich die lose Folge von 15 Liedern, die von der Sanglichkeit des Kinderlieds ausgehend nur selten durch Stilanleihen im Jazz oder Tango in Richtung Kindermusical tendieren. Die Texte zwinkern mit den Augen, ohne auf vermeintlich Kind-, oder schlimmer: Kid-gemäßes schielen zu müssen; sympathisch auch die Idee, auf den ein oder anderen Vers des Wiener Kaffeehausliteraten Peter Hammerschlag zurückzugreifen, der mit dem Nasenbohr-Nashorn oder Arnold, dem nervösen Karnuckel, einprägsame Figuren von zeitlosem Charme geschaffen hat.
Schade nur, dass dieser mit einer knappen Stunde auch zu lange geratene Reigen durch die nicht so recht in Fahrt kommende Rahmenhandlung einer Zugreise nicht mehr als notdürftig zusammengehalten wird. Auch der immer wieder nur auszugsweise Abdruck der oft durchkomponierten Lieder macht nicht so ganz glücklich, eine Konzentration auf die zehn besten Lieder hätte dem Ganzen vielleicht gut getan. In der Aufnahme ist das handwerklich ausgezeichnet umgesetzt, die Aureliussängerknaben Calw steuern Frische und die Lust zum Mitsingen bei (Carus Verlag, € 19,90).
Schon eine gute und erfolgreiche Weile sorgen der Terzio-Verlag und die Edition ConBrio für qualitätvolle Beschallung von Kinder- und Wohnzimmern und entsprechendes Material zum eigenen Musizieren. Ein weiteres Kapitel der Ritter-Rost-Erfolgsgeschichte, die mit der Integration in die Sendung mit der Maus ihren vorläufigen Höhepunkt erlebt, wird nun mit zwei neuen Publikationen fortgeschrieben. Da gibt es zum einen frisch zur Musikmesse neues „Lesefutter“, will heißen, ein weiteres reines Kinderbuch, ohne Noten und CD. Nach des rostigen Ritters Ahnherr Don Quietsch und Röstis Jugendzeit ist nun Koks der Drache an der Reihe. Die amüsante, aber ohne größere Höhepunkte sich entwickelnde Geschichte aus der Zeit, als der heimliche Held der Serie noch bei seinen Eltern in der Höhle lebte, dürfte bei den treuen Fans für Freude sorgen (Terzio, € 9,50).
Zur willkommenen Überbrückung bis zu einem heiß ersehnten neuen, auch akustischen Band dürfte jedoch das „Ritter Rost Kochbuch“ besser geeignet sein. Einige Leckereien aus der Schrottküche kennt man aus früheren Bänden; viele – etwa das unverzichtbare Rezept von Hexe Verstexes legendärer Stinkesockensuppe – sind aber mit neuen Liedern hinzugekommen. Wer sich nicht traut, das alles wörtlich nachzukochen, dem werden alternative Zutaten angeboten. Wohl bekomm’s! (Terzio, € 21,-)
Seriöser gibt sich die Universal Edition mit einem schönen Komponisten-Memory, das in einem Beiheft auch Kurzbiografien der Musikheroen von Bach bis Zemlinsky bereithält. Also nicht wundern, wenn Ihre Kinder auf einmal den Namen Schostakowitsch fehlerfrei artikulieren oder angesichts der aktuellen nmz munter ausrufen: Schau mal, der Rihm! (Universal Edition, € 12,95).