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 Literaturempfehlungen

Untertitel
Dossier: Chormusik im Norden
Publikationsdatum
Body

1. Komponist, Titel, Entstehungsjahr, Textautor, Verlag
2. Besetzung, Dauer, Sprache, Schwierigkeitsgrad
3. Struktur, Form, Kommentar

Estland

Evelin Seppar, „Near“, 2012. Eliza­beth Barret Browning, Eesti Muusik Infokeskus
SSAATBB, 6’, Englisch, mittelschwer.
Vorwärts drängende, expressive Vertonung eines Liebesgedichts, erweiterte Tonalität mit langen, zum Teil atemlos wirkenden Steigerungsmomenten in aufsteigender Seufzermotivik, sensibler Umgang mit Klangfarben und Rhythmen, klare Gliederung, kontrastierende Teile, sangliche Stimmführung.

Tõnu Kõrvits, „Stabat Mater“, 2014. Eesti Muusik Infokeskus
SATB mit Teilungen, 9’, Latein, schwer.
Herrlich elegische Vertonung in h-moll, tonale homophone Abschnitte mit dissonanten Anreicherungen, achtelbewegte melodiöse Linien mit übermäßigen Intervallen in tiefer Lage muten arabisch an, Cantilenen einzelner Stimmgruppen werden von clusterartigen Liegeklängen untermalt, Klangschönheit bei Intonationssicherheit.

Helena Tulve, „ I am a river“, 2009. Rumi (islam. Mystiker), Manuskript
SSSAAATTTBBB, 14’, Englisch, sehr schwer, geeignet für Solistenensemble.
Getragenes Klangstück, harmonisch und rhythmisch komplexe Partitur, Zentraltöne und freitonale Passagen, Triller und Glissandi bilden in Überblendungen die Strudel des Wassers ab, wiederholt konzertierende Frauenstimmen in extrem hohen Lagen über liegendem Unisono oder Akkordfundament der Männer, einzelne Stellen mit Obertongesang, großartige Meditation zur Symbolik fließenden Wassers als Bild für die Seele im Jenseits.

Galina Grigorjeva, „In Paradisum“, 2012. lateinische Antiphon, Eesti Muusik Infokeskus
SSAATTBB, 3’,  Latein, leicht bis mittelschwer.
Gregorianisch rezitierende Linien entfalten sich über Orgelpunkt und liegenden Akkorden, kraftvolle und weit aufgefächerte diatonische Akkorde repräsentieren die Himmels­chöre, ätherischer Schluss in E-Dur, Notation ohne Taktschema.

Norwegen

Frank Havroy, „ Era il giorno“, 2016.  Francesco Petrarca, Norsk Musikforlag
SAATBarB, 4’, Italienisch, mittelschwer.
Madrigal, Kontrast zwischen monosyllabisch homophonen Passagen im Tutti und rezitierender Sopranstimme , die mit blockartigen Akkorden in Lautenmanier begleitet wird, italienischer Sprachrhythmus sehr lebendig und originell in Rhythmus umgesetzt, Harmonik diatonisch erweitert und bitonal.

Egil Hovland, „Agnus Dei“, Konzert für Fagott und gemischten Chor, 2002. Norsk Musikforlag
SATB, 4 Sätze, die einzeln aufgeführt werden können, 27’, Latein, Chorpart leicht bis mittelschwer, Fagottpartie bewegt und anspruchsvoll.
Chor homophon und kontrapunktisch geführt, eingängige, liedhafte Melodik, romantisch anmutende Harmonik, Fagott umspielt, koloriert Chorsatz, attraktives und dankbares Werk für Kantorei oder Kammerchor. 

Lasse Thoresen, „Mon Dieu, mon adoré “, 1995. Baha‘u‘llàh, Verlag Pizzicato Helvetia
SMzATBarB, 6’, Französisch, schwer.
Durchgängig homophon gesetzt, französisch-expressionistisch anmutende Klangfarben, feines Zusammenspiel von metrisch freiem Sprachrhythmus, Sprachbedeutung und Akkordfarben, nicht aufgelöste Dominantseptakkorde als Grundgerüst, intensive Verdichtung der Klänge im Höhepunkt der Komposition, intonatorisch anspruchsvoll.

Tord Kalvenes, Missa Brevis, (Kyrie/Sanctus/Agnus Dei), 2013/2014. Verlag Cantando
SSAATTBB und Solisten, 21’, Latein, mittelschwer bis schwer.
Dreisätzige Messvertonung, orchestraler Chorsatz basierend auf schlicht und archaisch wirkenden Melodien, die von Zentraltönen, Bordunklängen und Akkordüberblendungen umrahmt sind, Harmonik tonal, aber mit überraschenden Akkordfortschreitungen, großer Klangreichtum entsteht durch Schichtungen, diatonische Cluster und breite Klangflächen, aleatorische Abschnitte für Chor, kontrastierendes Wechselspiel zwischen polyphonen Linien des Solistenquartetts und sinfonischem Chorsatz, herrliches 8-stimmiges Glockengeläut am Ende des Sanctus, stilistische Nähe zu Arvo Pärt.

Finnland

Olli Kortekangas, „ The way to the woods“, 2007. Wendell Berry, Fennica Gehrman
SATB divisi, 10’, Englisch, schwer
Große, sinfonisch wirkende Komposition, die den Sprachrhythmus der lyrischen Vorlage sensibel umsetzt, erweiterte Tonalität, kontrastierende Teile in Bewegungsart und Textur, sangliche Melodik, homophone motorische Passagen in spannungsreicher Harmonik wechseln mit weit schwingenden kanonisch verarbeiteten Linien, organische Steigerungen hin zu harmonisch komplexen und dynamisch extremen Akkorden in weiter Lage.

Tapani Länsiö, Lux Aeterna II, 2013. Verlag Sulasol
SATB/SATB, 3’, Latein, leicht bis mittelschwer.
Schillernde Klanglandschaft aus dia­tonischen Clustern, Chöre agieren überlappend und bilden gegenseitig klanglichen Hintergrund für Text, keine Melodien, konsequent meditative Umsetzung einer kompositorischen Idee, Tenöre müssen in Haltetönen hohe Strecken bewältigen.

Harri Kerko, „Regina Coeli“, 2015. Verlag Sulasol
SATB div. und Solostimme, 3’, Latein, leicht.
Dorisch, hymnusartige Motette von tonaler Schlichtheit und formaler Reduktion, Solostimme rezitiert mit Text- und Tonrepetitionen lateinischen Text, Chor überrascht mit rhythmisch kontrastierenden Halleluja-Rufen, gute Schlusssteigerung     durch parallel aufwärts geführte Unterstimmen, ruhiger Ausklang in gregorianisch schwingenden Melodiebögen des Soprans.

Juhani Komulainen, „My redeemer liveth“, 2014. Hiob 19; 25–26, Verlag Sulasol
SSAATBB, 7’, Englisch, mittelschwer bis schwer
Prächtig klangvolle Vertonung des Textes in erweitert diatonischer Tonsprache, sinfonisch wirkender Chorsatz, der sich in mehrere Schichten aus kanonisch-polyphonem Geflecht und akkordisch homophoner Textur gliedert, Zitat aus Schütz-Exequien in deutscher Sprache.

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