Es war sicher kein verbaler Frühlingsspaziergang, den Kulturratspräsident Christian Höppner bei seiner Start-Ansprache zur Kulturgroschen-Verleihung des Deutschen Kulturrates an Norbert Lammert abzuschreiten hatte. Zu tief war er speziell in seiner Funktion als Beiratsmitglied in die Prämierung des Gülle-Rap-Songs der Hasssprüh-, Dreckssex- und Nazi-Kollegah-Sauereien des „wichtigsten deutschen Musikpreises namens Echo“ (da hilft nur noch: tief beerdigen) – eingebunden. Immerhin gab er – und das war sehr anständig, seinen Beurteilungsfehler zu und verabschiedete sich von dem offensichtlich ohnedies überflüssigen Gremium (die Preis-Entscheidung war angeblich schon im Vorfeld gefallen). Eine kleine Spitze konnte sich der fabelhafte Norbert Lammert nicht verkneifen: Er hätte Höppners Apologie gern am Ende, nicht am Beginn seiner Ehrung platziert gehabt.
Nichtsdestotrotz: Die Angelegenheit ist zumindest für den Musikrat nicht ausgestanden. Neben Musikrats-Generalsekretär Christian Höppner saß ja auch noch Musikratspräsident Martin Maria Krüger in jenem Beirat. Die ansonsten doch so qualitätsbewussten und pädagogisch hoch engagierten Spitzenverbands-Musikanten gaben in dieser Skandal-Angelegenheit vermutlich aus Freude an der (rein ehrenamtlichen???) Ämterhäufung das doppelte Lottchen. Während von Christian Höppner eine akzeptable Distanzierung samt persönlicher, anständiger Konsequenz kam, war von Krüger seit Donnerstagnacht nichts zu hören. Wir sind auf seine Begründung zum Beispiel der Akzeptanz einer Verhöhnung von Auschwitz-Opfern, der Verachtung der Charlie-Hebdo-Ermordeten, widerlichen inzestuösen Sex-Schmutz-Sehnsüchten samt Billigung und Bepreisung durch die Musikwirtschaft sehr gespannt. Angefragt haben wir ihn.