Dem Neuen und Unbekannten hat er sich gestellt, als Musiker, Pädagoge und Wissenschaftler. Couragiert und stets getragen von einer zutiefst demokratischen Grundhaltung war er Vorbild und Förderer von Generationen von Schülerinnen und Schülern, die er geprägt und denen er musikalisch neue Horizonte geöffnet hat, auch in einer Zeit, in der dies eine große Herausforderung bedeutete.
Eine „Neue Musik“ für Schülerinnen und Schüler
1934 im rheinland-pfälzischen Landau geboren, studierte er in Mainz Musikwissenschaft, Geschichte und Schulmusik und war bereits in den 1960er-Jahren ein gefragter Interpret von Barock-Musik auf der Block- und Traversflöte. Er konzertierte weltweit mit renommierten Barock-Ensembles und machte zahlreiche Rundfunkaufnahmen und Einspielungen. Seine Expertise und Liebe zu barocker Musik, insbesondere zu J. S. Bach, begleitete ihn sein Leben lang – nach seiner Pensionierung widmete er sich Forschungen über die Bedeutung der musikalischen Rhetorik für die Instrumentalwerke Bachs, mit denen er 2004 promovierte und die er in zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen veröffentlichte.
Am Leininger-Gymnasium in Grünstadt wurde er 1965 Lehrer und wandelte dort seinen Schulchor 1970 zu der inzwischen legendären Arbeitsgemeinschaft Neue Musik um, die er bis 1996 leitete und die er dann in die Hände seiner ehemaligen Schülerin gab. In den Anfangsjahren, in denen zwischen Schule und musikalischer Avantgarde praktische Berührungspunkte fehlten, gingen von Manfred Peters die entscheidenden Impulse für eine gänzlich neue Gattung aus: Für eine „Neue Musik“ für Schülerinnen und Schüler, die sich künstlerisch und pädagogisch auf der Höhe ihrer Zeit befindet. Zahlreiche Stücke namhafter Komponisten, die heute als vielzitierte „Klassiker“ in diesem Bereich gelten, wurden durch Peters’ Beharrlichkeit angeregt und von der Grünstädter AG uraufgeführt. Dazu zählten unter anderem Werke von Reiner Bredemeyer, Johannes Fritsch, Hans-Joachim Hespos, Peter Hoch, Georg Katzer, Dieter Schnebel, Mathias Spahlinger und Jakob Ullmann. Auf vielen Konzertreisen und Musikfestivals sorgte die AG für Aufsehen und ungeteilte Zustimmung in Fachkreisen, während sie bei ihren Konzerten in der Anfangszeit nicht selten auch kontroverse Diskussionen und heftige Auseinandersetzungen provozierte. 1992 brachte die AG Neue Musik auf direkten Vorschlag John Cages dessen Stück Four² zur europäischen Erstaufführung. Es entstanden Unterrichtsfilme, mehrere CD-Produktionen (AIR MAUL I – III) und regelmäßige Rundfunkmitschnitte durch fast alle öffentlich-rechtlichen Sender der Bundesrepublik.
Bis zuletzt betrieb Peters musikwissenschaftliche Forschungen zu J. S. Bach und engagierte sich für den Komponisten Heinrich Kaminski (1886-1946), seinen Großonkel.
Manfred Peters starb am 25. September 2023 in seiner rheinland-pfälzischen Heimat in Weisenheim am Berg.
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das ist taktlos 121 – Hauptfach Neue Musik (im nmz-Archiv)
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