Mit ihren melancholischen Liedern hat sich die französische Musik-Ikone in die Herzen der Nation gesungen. Bob Dylan und Mick Jagger gehörten zu ihren Bewunderern. Nun ist Françoise Hardy gestorben.
Paris - Ihre Stimme war zart und fragil, ihre Chansons traurig und melancholisch. Bereits als frisch gebackene Abiturientin sorgte die Französin mit ihren Liedern von Liebe, Sehnsucht und Abschied für Aufsehen. Auch in Deutschland. Im Alter von 80 Jahren ist Frankreichs Pop- und Chansonsängerin nun gestorben, wie ihre Familie am Mittwoch bestätigte. Seit Jahren kämpfte sie gegen Krebs.
Bereits ihr erstes Lied «Tous les garçons et les filles», ein sanftes Chanson über Jungen und Mädchen ihres Alters, die auf der Suche nach Liebe sind, verkaufte sich 1962 in wenigen Tagen mehr als vier Millionen Mal - und machte sie mit gerade mal 18 Jahren über Nacht zum Star. Nur ein Jahr später trat sie mit «L'amour s'en va» beim Eurovision Song Contest, damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson, für Monaco an - und kam auf den fünften Platz.
In Deutschland wurde sie mit «Frag den Abendwind» und «Ich sag' ja» bekannt. Anfang bis Mitte der 60er Jahre wurden ihre ersten deutschen LPs eingespielt. Die Sängerin, Texterin und Komponistin zierte die Titelseiten zahlreicher deutscher Illustrierten. Und mit Udo Jürgens trat sie 1968 sogar in einem Film auf.
Wegen einer Bettszene blieb das Filmmusical «Françoise et Udo» über die unerwartete Begegnung zweier Stars jedoch zumindest in Frankreich unveröffentlicht. Das Deutsche war Hardy damals sehr vertraut. Jahrelang verbrachte sie regelmäßig ihre Sommerferien bei einer Familie in der Nähe von Innsbruck. Später studierte sie auch ein Jahr an der Pariser Sorbonne Germanistik.
Hardy komponierte viele ihrer Alben selbst und wurde zu einer der renommiertesten Songwriterinnen ihres Landes. Sie arbeitete mit den Besten der Musikszene und schrieb einige der schönsten französischen Chansontexte wie «La Question», «Tant de belles choses» und «Et si je m'en vais avant toi». 1994 gab sie auch dem Drängen von Malcolm McLaren - einst Manager der Punkband Sex Pistols - nach, einen Song für dessen Platte «Paris» zu schreiben.
Einsamkeit, Liebe, Sehnsucht und Abschied: Themen, die ihre Lieder bestimmten - und ihr Leben. Denn Verzweiflung und Enttäuschung hatte sie selbst ausreichend erfahren. 1944 als uneheliches Kind in Paris geboren, sei sie als junges Mädchen voller Komplexe gewesen. «Wir haben bei meiner Großmutter gelebt, sie hat mich immer schlecht gemacht», sagte sie einst der Zeitschrift «Brigitte Woman». «Ich dachte, ich sei eine hässliche Landplage. Nicht wert, geliebt zu werden.»
Pech hatte sie auch in der Liebe. Ihr Herz hatte sie ihrem Künstlerkollegen Jacques Dutronc geschenkt, den sie 1981 heiratete. Eine «amour fatal». Trotz aller Höhen und Tiefen hörte sie eigenen Worten zufolge nie auf, den Sänger und Komponisten zu lieben. «Wir haben zusammengelebt, im selben Haus in getrennten Wohnungen. Es hat nichts genützt. Dafür hatte ich aber diese große leidenschaftliche Liebe für diesen Mann», sagte sie dem Magazin «Brigitte Woman» weiter. Hardy und Dutronc trennten sich 1988, ohne sich jemals scheiden zu lassen.
Dabei hatte es ihr an Verehrern nicht gefehlt. Unter ihnen auch Mick Jagger und Bob Dylan - der ihr auch Liebesbriefe geschrieben haben soll, wie sie dem «Zeitmagazin» sagte: «Er war anscheinend so von mir besessen gewesen, wie man das wohl nur sein kann, wenn man noch jung ist.»
Hardy hat mit ihren melancholischen und einfühlsamen Liedern, mit ihrer zarten und fragilen Stimme den Geschmack mehrerer Generationen getroffen. Inspiration schöpfte sie auch aus ihren eigenen Emotionen, wie sie dem Radiosender «France Culture» einmal sagte. «Die Melancholie ist Teil meines Wesens. In der Musik mag ich vor allem traurige Lieder, die da treffen, wo es weh tut.»