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Deutscher Orchesterwettbewerb (DOW) in Wuppertal 2008

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Ein Interview mit Helmut Schubach
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Das Projektbüro in Bonn ist mit nur drei Personen besetzt, dennoch plant und organisiert es unter der Projektleitung von Helmut Schubach die beiden Musikrats-Projekte mit den meisten Menschen: den Deutschen Chorwettbewerb (DCW) und den Deutschen Orchesterwettbewerb (DOW). Letzterer ist Mitte Mai in Wuppertal zu Ende gegangen, mehr als 5.000 Orchestermusikerinnen und -musiker in 15 verschiedenen Orchesterkategorien hatten daran teilgenommen. Susanne Fließ sprach mit Helmut Schubach.

Susanne Fließ: Wie war der 8. Deutsche Orchesterwettbewerb und was war anders als in den Vorjahren?
Helmut Schubach: Zunächst einmal: Ich fühle mich erleichtert, dass es gut gelaufen ist. Zwar ist noch jede Menge Arbeit im Anschluss des Orchesterwettbewerbs zu leisten, aber der Zeitstress ist weg. Im Unterschied zum letzten DOW haben wir diesmal auf die so genannte „Offene Kategorie“ verzichtet: Zum einen hat es sich als fast unmöglich herausgestellt, Vergleichskriterien für die verschiedenen Besetzungen zu finden. Der entscheidendere Grund sind jedoch die geringer gewordenen Finanzmittel für den DOW 2008. Denn der Wegfall dieser Kategorie bedeutete auch den Wegfall von zehn oder zwölf Orchestern und das macht sich im Gesamtbudget durchaus bemerkbar.

Susanne Fließ: Im Vorfeld ist ja der erhöhte Teilnehmerbeitrag kontrovers diskutiert worden.
Helmut Schubach : Als wir die Ausschreibung vor drei Jahren verabschiedeten, formulierten wir sie vor dem Hintergrund geringerer öffentlicher Mittel. Da der Wettbewerb aber in seiner Größe erhalten bleiben sollte, musste die Teilnehmergebühr entsprechend erhöht werden. Deshalb verlangten wir in den Jugendkategorien 50 Euro pro Person, in den Erwachsenenkategorien 70 Euro, im Bewusstsein, dass das für jeden einzelnen eine hohe Summe ist. Die Suche nach einem Hauptsponsor, der die entstandene Lücke auffüllen sollte, war bisher erfolglos. Wir hoffen, dass die Öffentliche Hand die Mittel wieder aufstockt, damit der Wettbewerb in seiner Zielsetzung erhalten werden kann. Mit dem Budget 2008 sind wir am unteren Ende der Machbarkeit angekommen. Sollten uns noch weitere Kürzungen ins Haus stehen, steht das Projekt als Ganzes in Frage.

Susanne Fließ: Welche Wirkung hofft der DOW zu erzielen? Wer sollte sich also angesprochen fühlen, solch ein Projekt zu finanzieren?
Helmut Schubach : Von Anbeginn war es das Ziel des DOW, die Breite und die Qualität der Orchestermusik im Laien- oder besser Amateurbereich darzustellen. Für jeden einzelnen Musiker soll es während des Wettbewerbs darum gehen, einander zuzuhören und auch andere Kategorien kennenzulernen. Das hat auch mit dem Abbau von Vorurteilen zu tun. Für den Streicher eines Kammerorchesters ist es durchaus wichtig zu erleben, welche Musik beispielsweise ein symphonisches Blasorchester spielt. Vor diesem Hintergrund und mit dieser Zielsetzung wurden der Deutsche Chorwettbewerb und auch der Deutsche Orchesterwettbewerb ins Leben gerufen. Wenn aber das Projekt immer mehr zum Schrumpfen verurteilt wird, weil das Geld fehlt, können auch diese Ziele nicht verfolgt werden.

Susanne Fließ: Wenn man voraussetzt, dass ein Amateurorchester zunächst einmal wegen des gemeinsamen Musizierens und dem Spaß an der Sache zusammenkommt, ist dann ein Wettbewerb das angemessene Mittel? Wird der Spaßfaktor unter Wettbewerbsstress nicht geringer?
Helmut Schubach : Chöre und Orchester, die über viele Jahre immer wieder an DCW oder DOW teilgenommen haben, spielten, durch das Üben auf den Zielpunkt „Wettbewerb“ hin, nach und nach in einer anderen Qualitätsstufe. Andere winkten bei dem Gedanken an einen Wettbewerb ab. Sie wollten nicht so viel Zeit in die Vorbereitung investieren und waren mit dem Niveau, auf dem sie musizierten, zufrieden. Der Spaß am Musizieren geht auch mit Wettbewerb nicht verloren. Der DOW besteht aus zwei Säulen: dem reinen Wettbewerb und dem Rahmenprogramm mit einer Reihe von öffentlichen Konzerten und der Begegnung mit Gleichgesinnten. Mit dem aktuellen Teilnehmerbeitrag, den wir aus den bereits genannten Gründen erhöhen mussten, wurde der Begegnungscharakter jedoch ein wenig ausgehöhlt. Denn zwar sind darin die Übernachtungskosten enthalten, aber jedes Orchester muss ja auch An- und Abreise finanzieren und da spielt es im Budget durchaus eine Rolle, ob ein Bus für zwei oder für vier Tage gemietet wird. Das läuft der Idee des DOW entgegen! Wir wünschen uns, dass alle Orchester den gesamten Wettbewerb über vor Ort bleiben. Und das heißt eben nicht nur an den beiden Wettbewerbstagen, sondern auch zum Rahmenprogramm und zu den Preisträgerkonzerten. Wir werden darüber mit den Dirigenten und Organisatoren sprechen müssen, vielleicht im Rahmen einer gemeinsamen Tagung im Vorfeld des nächsten Wettbewerbs.

Susanne Fließ: Repräsentiert der DOW die ganze Bandbreite des deutschen Amateurmusiklebens im Orchesterbereich?
Helmut Schubach : Wir bilden mit all den Kategorien, die wir anbieten den größten Teil aller Orchestertypen ab, sieht man mal von den diversen freien Besetzungen ab. Der DOW ist ein föderaler Wettbewerb, das heißt, zunächst sind 16 Landeswettbewerbe vorgeschaltet und beim DOW spielen dann die besten Orchester aus allen 16 Bundesländern. Wir präsentieren in jedem Fall die besten Orchester aus den Bundesländern und das nicht nur als repräsentativen Querschnitt, sondern auch auf sehr hohem Niveau: An diesem Wettbewerb nahmen 130 Orchester teil, das waren rund 5.000 Menschen. Als spartenübergreifende Veranstaltung hat der DOW Alleinstellung in Deutschland.

Susanne Fließ: Was kann man denn im Deutschen Orchesterwettbewerb gewinnen?
Helmut Schubach : Zunächst Ruhm und Ehre, eine Urkunde und einen Geldpreis, der aus dem Gesamtbudget des DOW finanziert wird. Im Anschluss an die Wettbewerbsphase bietet das Projektbüro des DOW diverse kategorienübergreifende Dirigierseminare und Stipendien für Fortbildungen an. Darüber hinaus fand eine spartenübergreifende „Sonderwertung Zeitgenössische Musik“ statt, an deren Ende ein Sonderpreis verliehen wurde. Alle Orchester, die zwischen 23 und 25 Punkten erreichen, sind „Preisträger des Deutschen Orchesterwettbewerbs“. Im Deutschen Chorwettbewerb differenzieren wir jedoch noch weiter: Hier gibt es einen Ersten, Zweiten oder Dritten Preisträger. Und wie bereits beim Deutschen Chorwettbewerb erfolgreich und von Anfang an praktiziert, steht auch für den DOW die Überlegung im Raum, die besten Orchester beim nächsten Wettbewerb auszuschließen, um für größeren Wechsel und mehr Ermutigung auf Landes- und Bundesebene zu sorgen. Beim übernächsten Wettbewerb sind vormalige Preisträger-Orchester dann wieder zugelassen.

Susanne Fließ: Wie entwickeln sich denn die Bewerbungszahlen der Orchester für den DOW?
Helmut Schubach : Wir verzeichnen seit Jahren eine leicht steigende Tendenz. Auffallend ist, dass es immer mehr Bigbands gibt, vor allem Jugendbigbands. Deren Niveau steigt ebenfalls Jahr für Jahr. Verglichen mit Preisträgern der ersten Wettbewerbsjahre spielen die aktuellen Bigbands auf einem enorm hohen Niveau. Dass die Bigbands so zunehmen, ist besonders den Musikschulen und Schulen zu verdanken, die sich hier engagieren.

Susanne Fließ: Wie geht es weiter mit dem Deutschen Orchester- und dem Deutschen Chorwettbewerb?
Helmut Schubach : Im Grunde beginnt nun sofort die Suche nach einem Austragungsort für den 9. Deutschen Orchesterwettbewerb. Denn bei 5.000 Menschen, die dort für vier Tage zu Gast sein sollen, müssen bestimmte logistische Voraussetzungen gegeben sein.Der Austragungsort für den nächsten Deutschen Chorwettbewerb steht bereits fest, Dortmund wird die gastgebende Stadt sein und wir erhoffen uns verstärkte öffentliche Wahrnehmung, weil Dortmund im Jahr 2010 Teil der Kulturhauptstadt Europas sein wird.

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