Der 58. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ findet vom 20. bis 26. Mai als Videowettbewerb statt. In der Notlage der Pandemie und des Lockdowns sind die digitalen Möglichkeiten des Online-Musizierens und der Audio- und Video-Produktion ohne Zweifel eine enorme Hilfe. Dank der hohen Flexibilität, Kreativität und Einsatzbereitschaft der jungen Künstler*innen, ihrer Lehrer und Eltern sowie der Organisatoren der Wettbewerbe können 2021 tatsächlich mehr als 2.200 Teilnehmer per Video am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ teilnehmen. Über 1.700 Videos wurden bis zum Einsendeschluss am 28.4., 23:00 Uhr, gezählt. Chefredakteur Andreas Kolb sprach mit Ulrike Lehmann, „Jugend musiziert“-Projektleiterin, und Ulrich Rademacher, Pianist, Hochschullehrer, Präsidiumsmitglied des Deutschen Musikrates, VdM-Vorstandsvorsitzender und „Jugend musiziert“-Projektbeiratsvorsitzender, über den Wettbewerb 2021.
neue musikzeitung: 2020 sind bis auf zwei alle Landeswettbewerbe durch den kurzfristigen Lockdown im März ausgefallen – damit musste auch der Bundeswettbewerb ausfallen. Warum hat man sich 2021 für eine digitale Version des Bundeswettbewerbs entschieden?
Ulrich Rademacher: Wir haben uns so entschieden, weil wir gelernt haben, was trotz Corona mit den Werkzeugen der Digitalisierung möglich ist, und weil wir durch den abgesagten Bundeswettbewerb 2020 erfahren haben, wie groß der Verlust an Motivation, an Übe- und Unterrichtslust, an gemeinsamem Musizieren, an kollegialem Austausch, an Zielorientierung wirklich war. Glücklicherweise waren ja „nur“ der Großteil der Landeswettbewerbe und der Bundeswettbewerb ausgefallen, immerhin konnten 20.000 Teilnehmende ihr Programm wenigstens vor einer Regional-Jury zu Gehör bringen. Sie konnten beraten werden und als Preisträger*innen in Konzerten öffentlich präsentiert werden. Und noch ein Jumu-Lebenszeichen gab es im letzten Jahr: Das Wochenende der Sonderpreise für die kreative Elite unseres Nachwuchses, in der etwa Werke von Komponistinnen, selbst komponierte Musik oder auch neueste Musik jenseits der üblichen Einordnung in Stile und Genres im Mittelpunkt standen. In diesem Jahr gab es für alle Regional- und Landeswettbewerbe individuelle Lösungen, die sich an den jeweiligen Corona-Rahmenbedingungen vor Ort orientierten. Hier könnte man den Begriff „Flickenteppich“ einmal ausdrücklich und ausschließlich positiv verwenden. Den großen Musizier- und Präsentationsdrang in diesem Jahr zu blockieren wäre eine Todsünde. Also machen!
Ulrike Lehmann: Der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ kann nur mit voriger Qualifikation über die Landesebene stattfinden. Durch die „Vorlaufzeit“ konnten sich die Kolleginnen und Kollegen auf Regional- und Landesebene für den Wettbewerbszyklus 2021 auf die Eventualitäten der Pandemie vorbereiten und konnten so mit Kreativität, Engagement und Flexibilität die Umsetzung von landesweiten Wettbewerben realisieren. Wir möchten den vielen tausend musikbegeisterten Jugendlichen, die sich unter teils widrigen Umständen auf „Jugend musiziert“ vorbereitet haben, nun die Gelegenheit geben, das „Finale“ von „Jugend musiziert“ zu erleben und sich auf Bundesebene zu messen. Zumal die Teilnahme am Bundeswettbewerb für viele ein wichtiger Schritt hin ins Berufsleben als Musikerin oder Musiker ist.
nmz: Trotz der Coronabeschränkungen soll es auch dieses Jahr mit über 2.200 Teilnehmenden wieder einmal mehr Bewerbungen für den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ gegeben haben als im Jahr zuvor. Ist das richtig?
Lehmann: Es hat die übliche Erhöhung der Bewerbungen gegeben. Allen Corona-Herausforderungen zum Trotz können wir auch in diesem Jahr für die Solo- und Duo-Kategorien ein Wachstum von ungefähr 10 Prozent gegenüber dem kategoriengleichen Wettbewerb in 2018 sehen.
nmz: Wie funktioniert der digitale Wettbewerb denn jetzt genau?
Lehmann: Die meisten Verantwortlichen auf Regionalebene hatten angesichts der derzeitigen Corona-Lage beschlossen, ihre Wettbewerbe in den Zeitraum der Landeswettbewerbe zu verschieben oder mit diesen zu verschmelzen. Im März sind landesweite Wettbewerbe der Bundesländer mit Teilnehmer*innen ab Altersgruppe III (die AG, ab der eine Weiterleitung zum Bundeswettbewerb stattfinden kann) in meist digitaler Form durchgeführt worden. Regionalwettbewerbe (für AG Ia + Ib) sollen diesen Sommer in den Bundesländern als Präsenzveranstaltung stattfinden. Landeswettbewerbe (für AG II) und die Kategorien „Schlagzeug-Ensemble“, „Besondere Ensembles“ und „Jumu open“ sollen bis zum Sommer in den Bundesländern als Präsenzveranstaltung stattfinden. Natürlich alles unter Corona-Vorbehalt. Für die Solo- und Duo-Kategorien werden wir über Pfingsten vom 20. bis 26. Mai einen Videowettbewerb realisieren. Die Teilnehmenden – eben diese über 2.200 Jugendlichen, von denen Sie gerade gesprochen haben, – die in den letzten Wochen ihre Wertungsvideos erstellt haben, konnten sie vom 19. bis zum 28. April auf die „Jugend musiziert“-Homepage hochladen. Diese Videos ihrer Wertungsspiele werden dann von den Jury-Gremien vor Ort in verschiedenen Wertungsräumen in Bremen und Bremerhaven gesichtet und in kollegialer Beratung bewertet werden. Wenn auch das Corona-bedingt nicht möglich sein sollte, greift eine rein digitale Durchführungsform.
nmz: Herr Rademacher, Sie als Interpret wissen, was Präsenz im Konzertsaal bedeutet. Was sind, was können und was machen digitale Medien eigentlich in Bezug auf Musik? Was bedeutet der Verzicht auf „Präsenz“ für den Wettbewerb?
Rademacher: Wenn das Interpretieren genauso schöpferisch, berührend und begeisternd sein will wie das Improvisieren und Komponieren, braucht es leibhaftige Menschen, die offen sind für die Kräfte, die im Kunstwerk, in ihnen selbst, in der Atmosphäre des Ortes und der Live-Situation eines Vorspiels oder Konzertes verborgen sind. Dann kann ein fast magischer Prozess der Nachschöpfung gelingen. Genau dies aber können digitale Werkzeuge nicht vermitteln. Diejenigen Musizierenden, denen dieser einzigartige Zauber der Musik vertraut ist, können sich aber eine Zeit lang so intensiv daran erinnern, dass ein digitaler Ersatz eine Zeit lang überbrücken und tragen kann. Ganz konkret für die Juryarbeit bedeutet dies: Auch wenn die technische Qualität von eingereichten Videos sehr unterschiedlich ausfällt und im Einzelfall sehr zu wünschen übrig lässt, lehrt uns mittlerweile die Erfahrung, dass es erfahrenen Hörer*innen durchaus möglich ist, die Qualität einer Interpretationsleistung festzustellen und auch zu vergleichen. Da sind wir ganz optimistisch.
Von der Qualität der Aufnahme
nmz: Man muss als Juror*in von der Qualität der Aufnahme abstrahieren können?
Rademacher: Die erste Erfahrung mit Videowettbewerben hatten wir mit unserem chinesischen Partner-Wettbewerb in Peking gemacht: Da gab es einen hundert Prozent digitalen Nationalwettbewerb für alle chinesischen Provinzen. Zwei große deutsche Jurys tagten in Münster/Westfalen in einer Bildungsstätte und haben sich alles digital angehört und bewertet. Wir mussten feststellen, wie furchtbar eine einfachste Handy-Aufnahme aus einem Wohnzimmer mit Teppichboden und Polstermöbeln und mit einem schlechten Klavier klingen kann. Aber man konnte auch sehr wohl genau feststellen, wo gute Musik gemacht wurde, was einen Preis verdient und woran die Teilnehmenden weiter arbeiten müssen.
nmz: Stichwort Vergleichbarkeit: das gleiche Huawei-Handy für jeden Teilnehmer schafft nicht automatisch vergleichbare Ergebnisse, oder? Und hat derjenige, der bessere Filmaufnahmen abliefert, nicht doch bessere Chancen im Wettbewerb?
Lehmann: Das war natürlich eine der Hauptaufgaben in den vergangenen Monaten: einheitliche Maßstäbe und einheitliche Vorgaben für die Aufnahme und das Hochladen der Videos zu erstellen. Die Ungleichbehandlung in der Vorbereitungszeit, die sich durch die Corona-Vorgaben zwangsläufig ergaben, haben wir versucht, mit einem technisch niederschwelligen Zugang so gut es geht aufzufangen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen, aber eine Gleichbehandlung in Coronazeiten: Das ist ein Widerspruch in sich.
nmz: Ist die Wettbewerbsausgabe 2021 digitaler Behelf oder auch eine Perspektive für die Zukunft?
Lehmann: Genau diese Frage war gestern Thema im erweiterten Projektbeirat, nämlich was von den Innovationen der Videowettbewerbe vielleicht auch zukünftig als Baustein weiterentwickelt und genutzt werden kann. Generell waren alle Kolleginnen und Kollegen auf Landesebene zurecht stolz darauf, wie gut die Videowettbewerbe funktioniert haben. Ein positiver Effekt der Videowettbewerbe kam durch die Wertung durch Jurorinnen und Juroren bei landesweiten Wettbewerben von zu Hause aus zustande. Zu denen konnten jetzt bundesweit Juror*innen eingeladen werden und nicht „nur“ welche aus dem jeweiligen Bundesland oder der jeweiligen Region. Das hat dann nochmal neue Impulse für die Jurys gegeben. Viele konnten sogar trotz aller großen Teilnehmerzahlen Jury-Feedback und sogar digitale Beratungsgespräche realisieren. Das einzig Negative ist die Tatsache, dass es nur selten gelungen ist, dass die Teilnehmenden einander hören konnten und man Wertungsvideos anderer anschauen konnte.
Von der Begeisterung des Machens
nmz: Ich meine, auch jetzt in unserem digitalen ZOOM-Meeting etwas von einer Begeisterung des „Machens trotz alledem“ zu spüren. Besteht nicht die Gefahr, dass der digitale Wettbewerb solche positiven Emotionen nicht transportieren kann. Schafft man mit einem digitalen Wettbewerb nicht eine Art künstlerisches Notabitur?
Rademacher: Nein, ausdrücklich nicht! Diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten die Energie, Begeisterung, Selbstständigkeit und den langen Atem aufgebracht haben, um Musik zum Leben zu erwecken, sind insbesondere geeignet, als Vorbilder und Leistungsträger gezeigt, geehrt und gehört zu werden. Es ist ein einzigartiger Jumu-Jahrgang herangereift!
nmz: Wie ist das mit dem künstlerischen Wert und vor allem auch mit dem pädagogischen Wert, die sich der Wettbewerb auf die Fahnen schreibt? Man lädt als Teilnehmer im stillen Kämmerlein ein Video hoch – und was bekommt man zurück?
Rademacher: Alles, was man „trotzdem“ schafft, was unter schwierigen Rahmenbedingungen gelingt, schafft eine besondere Qualität, auch an Zufriedenheit. Vielleicht auch an Frustrationstoleranz und Resilienz. Viele Kinder und Jugendliche haben gerade im letzten Jahr eine Selbstständigkeit erlangt, sich ein Kunstwerk „zu eigen zu machen“, von der sie noch lange zehren werden. Zum Beratungsgespräch: Das ist vielleicht das einzige was in diesem Jahr nicht so gelungen ist, wie wir es uns vorgestellt hatten. Aber die unterschiedlichen Erfahrungen in den Landeswettbewerben – teilweise mit, teilweise ohne Beratungsgespräche – haben ganz deutlich gezeigt, wie hoch der Stellenwert ist, den die Teilnehmenden, die Lehrkräfte und die Eltern den Beratungsgesprächen geben. Dort wo sie aus logistischen Gründen nicht stattfinden konnten, wurden sie schmerzlichst vermisst und dort wo sie möglich waren – egal ob digital oder als schriftliches Feedback – wurden sie sehr dankbar angenommen. Das hat uns darin bestärkt, beim Bundeswettbewerb in jedem Fall eine Form von Feedback anzubieten.
Was noch alles anders ist
nmz: Was ist dieses Jahr noch anders als sonst? Etwa dass das Rahmenprogramm nicht stattfinden wird?
Lehmann: Das ist nicht das Ziel. Wir sind gerade dabei zu konkretisieren, wie wir den virtuellen Bundeswettbewerb bestmöglich und unterhaltsam in die Wohnzimmer der Teilnehmenden, der Lehrkräfte, der Musikinteressierten bringen. Ein Rahmenprogramm soll es schon geben, das wird vermutlich über die Plattform YouTube laufen. Wir möchten dann herausragende Preisträger*innen aus dem laufenden Wettbewerb mit Ausschnitten aus den Wertungsvideos zeigen, damit die Teilnehmenden vor den Bildschirmen sehen: „Aha, ich bin gut, aber so ginge es auch“. Dieser virtuelle Bundeswettbewerb will auch Workshops anbieten, wo man sich zumindest digital begegnen und weiterbilden kann.
Rademacher: Der für „Jugend musiziert“ so typische und zentrale Fokus auf das gemeinsame Musizieren ist durch die Pandemie besonders beeinträchtigt. Deswegen ist es so schön, dass gerade die Ensemblekategorien einen eigenen Wettbewerb im Herbst haben werden, der hoffentlich mit Präsenz über die Bühne gehen kann, genauso wie der WESPE-Wettbewerb und der Klassik Preis. Noch ein Gedanke zu YouTube und anderen digitalen Möglichkeiten in diesem Wettbewerb: Diese neuen Tools schaffen uns auch neue Möglichkeiten: Mit diesen gestreamten Wettbewerbsbeiträgen ist man plötzlich in der Lage, die ganze Vielfalt der Genres der Altersgruppen und alles, was der Wettbewerb zu bieten hat, auf- und wahrnehmen zu können. Die neue Option der unbegrenzten Teilnahme, diese Innovation sollten wir uns vielleicht erhalten.
Thema Datenschutz
nmz: Was ist mit dem Thema Datenschutz? Besteht nicht die Gefahr, dass hier unerlaubt Videos mit „Jugend musiziert“-Beiträgen im Netz kursieren?
Lehmann: Das Recht am eigenen Bild ist uns genauso wichtig wie Urheberrechte. Als Erstes überhaupt haben wir versucht, durch juristische Beratung bestmöglich diese neue Form der Durchführung abzusichern. Beim Bundeswettbewerb wird eine einmalige Präsentation von Ausschnitten eines Wertungsvideos zu sehen sein. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer, die derzeit ihre Wertungsvideos hochladen, können per Klick entscheiden, ob sie dieses Wertungsvideo durch den einmaligen Stream ausschließlich für eine Verwendung bei „Jugend musiziert“ zur Verfügung stellen. Wir nutzen nur Videos, bei denen die Teilnehmenden und alle, die sonst darauf zu sehen sind, ausdrücklich zugestimmt haben.
Rademacher: Wir wollen ausdrücklich, dass „Jugend musiziert“ in einem geschützten Rahmen stattfindet und jeder, der sich anmeldet, erklärt, dass er den eigenen Beitrag nicht ins Netz stellt und auch dass die betreuende Musikschule oder Lehrkraft das nicht tut.
nmz: Wurden auch Videos abgelehnt?
Lehmann: Wir haben natürlich immer appelliert in offenen Briefen, auf unserer Homepage und im Rahmen unserer Social Media-Kampagne, dass wir nur Videos akzeptieren, die den geltenden Corona-Regeln in der Vorbereitungszeit entsprechen, und bislang mussten wir kein Video ablehnen.
Rademacher: Um die Vergleichbarkeit sicherzustellen, gibt es auch die Regel, dass während eines Satzes oder eines Stückes nicht geschnitten werden darf und dass die Kameraeinstellung gleich bleibt.
Thema Geld
nmz: Die Bundeswettbewerbe wachsen und wachsen und wachsen seit Jahren. Dafür gibt es Gründe wie die zunehmende „Entsendung“ von Preisträgern aus den meisten Bundesländern. Das kostet Geld. Konnte 2021 da nicht enorm gespart werden?
Lehmann: Fördermittel, die man im Förderzeitraum nicht abruft, sind verloren. Zur Seite legen geht nicht. Der Gedanke, ein digitaler Wettbewerb sei kostengünstiger als ein normaler Wettbewerb, ist die berühmte Milchmädchenrechnung. Wir haben mit Kosten verbundene Herausforderungen, die völlig neu sind, und wo es auch schwierig einzuschätzen ist, wieviel man de facto braucht. Stichwort Hygienekonzept: Wir brauchen eine Teststrategie, wir brauchen Tests, wir brauchen Trennwände zwischen den Juroren, wir brauchen Masken, wir brauchen Desinfektionsmittel – also alles, was einem in den letzten Monaten selbstverständlich geworden ist. Weitere neue Kosten entstehen dadurch, dass jeder Jury-Raum mit Technik ausgestattet wird, so dass wirklich jedes Jurygremium das bestmögliche Equipment hat, um sich die Wertungsvideos ansehen zu können.
Rademacher: Natürlich sind die Jurymitglieder und auch die Juryvorsitzenden keine IT-Spezialisten und viele hatten wirklich größte Sorge, ob sie der Herausforderung gewachsen sind, die Videos in der richtigen Reihenfolge und mit den richtigen Stücken so zu starten, wie es vorgesehen ist. Wie kommen sie mit eventuell digital zugeschalteten Jurymitgliedern zu einer Diskussion und zur Abstimmung über Punktzahlen et cetera. Wir brauchen also für jede Jury eine Technik-Assistenz. Das ist zwar ein enormer Aufwand, aber es waren einige Kolleginnen und Kollegen schon dabei abzuspringen, weil sie sagten, wir trauen uns das nicht zu. Die mussten wir sehr sorgfältig beruhigen und sagen: Nein, für euch ist gut gesorgt.
nmz: Frau Lehmann, sie sind jetzt seit Januar 2020 im Amt und irgendwann haben Sie sicher realisiert: Ich habe nicht nur einen Boss, nämlich meinen Geschäftsführer Stefan Piendl, nein da reden noch andere mit, ein vielköpfiger Projektbeirat nämlich. Wie geht es Ihnen damit, welche Themen dominieren gerade auch jetzt in Wettbewerbszeiten und mit einem neu aufgestellten, verjüngten Team ihre Arbeit?
Rademacher: Darf ich zuerst? Wir leben mitten in einer absoluten Ausnahmezeit. Ich bin schon viele Jahre Beiratsvorsitzender. Es hat aber noch nie eine Zeit gegeben, in der es eine derart intensive Zusammenarbeit praktischer, philosophischer, kaufmännischer und sozialer Art in Sachen „Jugend musiziert“ gab. Auch keine solche Netzwerkarbeit zwischen Regional-, Landes-, und Bundesebene, zwischen den Förderern und der GmbH und dem deutschen Musikrat e. V. Eine noch nie dagewesene Intensität ist zu spüren, die viel Zeit und Aufwand erfordert, jedoch sehr erfüllend ist und auch viel zurückbringt an Erfolgserlebnis und Dankbarkeit. Die Arbeit mit dem neuen Team und der schon nicht mehr ganz so neuen Projektleiterin ist wirklich eine ganz große Freude.
Lehmann: Ich empfinde diese Konstellation Projektleitung-Projektbeirat nicht als viele Chefs und viele Köche, die mitkochen, so dass die Gefahr bestünde, ein unappetitliches Gericht käme heraus. Im Gegenteil, die Arbeit mit dem Projektbeirat, die enge Zusammenarbeit mit dem erweiterten Projektbeirat, dieser enge Austausch mit Landesebene und auch Regionalebenen und insbesondere mit dem Projektbeiratsvorsitzenden Ulrich Rademacher empfinde ich als extrem erfüllend. Wir leiten die Geschicke von „Jugend musiziert“ zu zweit und tauschen uns aus mit allen Ebenen. Für das neue Team ist der Wettbewerb natürlich neues Terrain: Ich kann für das ganze Team sprechen, wenn ich sage, dass wir uns darauf freuen, den Bundeswettbewerb bestmöglichst ins Digitale zu übertragen. Wir freuen uns auf das live gestreamte Begrüßungskonzert der Bremer Philharmoniker aus der Glocke am 22. Mai und überhaupt auf die sechs Tage in Bremen und Bremerhaven – auch wenn alles völlig anders ist als sonst beim Bundeswettbewerb.
- Das Gespräch führte Andreas Kolb