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Werner Wolf Glaser
Werner Wolf Glaser
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Eine Sekunde ist eine Gefühlsentwicklung

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Ein Interview mit dem Komponisten Werner Wolf Glaser
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Steinig war sein Lebensweg, dennoch ging er stets unbeirrt nach vorn: der Komponist Werner Wolf Glaser. Seine Brotkantate wurde 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt – zudem jüdischer Abstammung, musste Glaser aus Deutschland fliehen und fand 1944 in Schweden ein neues Zuhause, wo er bis heute lebt. Zu seinem 90. Geburtstag war er auf Deutschland Tournee und krönte das Glaser-Festival im Rahmen der Memminger Meile mit seiner Anwesenheit. Dabei blitzte jugendlicher Schalk aus seinen lebhaften Augen und dem rheinischen Zungenschlag. Karin Meesmann sprach für die nmz mit ihm.

: Sie sind 1913 in Köln zu Kaiser Wilhelms Zeiten geboren. Der Erste Weltkrieg, die Weimarer Republik, der Gleichschritt des Faschismus: wie verlief unter diesen Umständen ihre musikalische Entwicklung?

Werner Wolf Glaser: Meine Mutter war Pianistin, Schülerin von Clara Schumann. Mein Vater war Politiker und wurde 1886 ein Jahr eingesperrt, weil er sich gegen Bismarck gewehrt hatte. Es war für mich ganz natürlich, in der Musik zu leben, denn ich saß unter dem Flügel, während meine Mutter spielte oder Schüler hatte und ging schon sehr früh ins Konzert. Mit zwölf Jahren habe ich das erste Mal öffentlich gespielt und alle redeten vom „Wunderkind“.

: Wodurch reifte die Idee, Komponist zu werden? : Ich hörte eine Wagner Oper im Gürzenich, ich war noch sehr klein. Zu Hause, nahm ich ein großes, gelbes Blatt, malte Notenlinien und schrieb drauf „Waldweben“. Vielmehr wurde es nicht! Aber meine Mutter zeigte mir, wie man Noten schreibt. Von ihr habe ich auch das absolute Gehör geerbt. Bis ich achtzehn war, habe ich ein paar hundert Kompositionen gemacht. Lauter Imitationen von Werken, die ich gehört hatte, bis zur Flucht. Dann habe ich alles unter den Tisch geworfen und op.1 geschrieben. : Wodurch prägten Philipp Jarnach und Paul Hindemith, bei dem sie in Berlin Komposition studierten, ihren Stil? : Jarnach hat mir die ästhetischen Seiten und Hindemith die praktischen Seiten des Komponierens gezeigt. Das Ästhetische ist erstmal die Balance zwischen kurzen und langen Phrasen, zwischen Stark und Schwach, zwischen Dur und Moll natürlich… Es liegt immer noch in der Luft: dass eine Dur-Phrase und eine Moll-Phrase verschiedenen Ausdruck haben. Die praktische Seite ist, dass man kein Flötenstück auf der Tuba spielt. Ein Stück soll dem Charakter des Instrumentes entsprechen. Nicht umgekehrt, dass man die Musik in die Instrumente zwingt, dann klingen sie nie gut. : Sie promovierten schon mit 21 Jahren in Psychologie und entwickelten später die sogenannte „Intervalltherapie“. Wie kam es dazu? : In Gefängnissen Berlins haben wir Musik gemacht und aufgedeckt, dass Musik einen großen Einfluss auf das psychische, wie auf das intellektuelle Leben hat. Später habe ich meine spezielle Intervalltherapie herausgeschält und publiziert. Ich behaupte immer noch, die Intervalle seien die Vitamine in der Musiktherapie. Die müssten eingebettet werden in die Therapiesuppe.

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