Goslar - Der Musikpreis der Stadt Goslar, der Paul-Lincke-Ring, wird in diesem Jahr doch nicht übergeben. Vor einer erneuten Vergabe soll die mögliche NS-Vergangenheit des Namensgebers untersucht werden, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.
In diesem Jahr wäre die Auszeichnung zum 70. Mal verliehen worden. Anfang Januar hatte die Stadt den Autor und Sänger Sven Regener als Preisträger benannt. Es gebe bereits Erkenntnisse, die den Komponisten Paul Lincke unter anderem mit Personen aus dem Nationalsozialismus in Verbindung bringen, teilte die Stadt mit. Stadt und Jury wollen nun eine Untersuchung von Experten in Auftrag geben, die Linckes Haltung zur NS-Zeit erforschen soll. Die Jury betonte, dass der Fokus der Auszeichnung stets auf der Leistung der gewürdigten Künstler und Künstlerinnen gelegen habe. Bis zu einer Klärung soll die Ehrung von Regener ausgesetzt werden. Das sei auch im Interesse des Künstlers.
Im Jahr 1955 wurde der Paul-Lincke-Ring zum ersten Mal vergeben. Zunächst im Zweijahresrhythmus, seit 2016 jährlich. Die Auszeichnung wird an Musiker vergeben, die sich um deutschsprachige Musik verdient gemacht haben. Der Preis ist nach dem deutschen Operettenkomponisten Paul Lincke (1866-1946) benannt und wird an dessen Sterbeort, dem Goslarer Stadtteil Hahnenklee, vergeben. Vorherige Preisträger waren unter anderem Udo Lindenberg, Max Raabe und Helge Schneider sowie zuletzt Annett Louisan.
s. auch: nmz, dpa-Buchrezension: Paul Lincke, die «Berliner Luft» und die Hitler-Zeit
Mehr zu Paul Lincke im "Handbuch Deutsche Musik 1933-1945" von Fred K. Prieberg, Seite 4564 ff. (38 MB)