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Julia Franck. Foto: Susanne Schleyer
Julia Franck. Foto: Susanne Schleyer
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11 Fragen an Julia Franck

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Die Schriftstellerin Julia Franck, geboren 1970 in Berlin (ehemals DDR), übersiedelte 1978 in den Westen. Sie studierte an der Freien Universität Berlin vorerst Jura, später Altamerikanistik, Neuere deutsche Literatur und Philosophie. Im Jahre 1995 gewann sie ihren ersten Literaturwettbewerb, ihr Debut-Roman folgte zwei Jahre später. 2006 hatte sie die Poetik-Dozentur in Wiesbaden inne. Für „Die Mittagsfrau“ erhielt sie 2007 den Deutschen Buchpreis.

Welche Musik macht Sie stark?
Beethovens Klaviersonaten – nicht nur die Neunte – von Brendel und fast noch mehr von Gulda, die „Carmina Burana“ von Orff, Händels „Agrippina“, manche der Musiker, die aus Booker T. hervorgingen, schätze ich. Wer singt so wunderbar unschuldig und ahnungsvoll wie Carla Thomas? Caetano Veloso – dieser Stimme bin ich noch heute verfallen, seine Sprache, seine Kompositionen, da ahnt man das Göttliche, nicht? David Bowie habe ich jahrelang (83–92) geliebt und verehrt, alles an ihm – und Prince (86–95), dasselbe. Wie kann es nur zu solcher Genialität kommen? Johnny Cash mag ich, Nina Simone, Queen, Tina Turner, Aretha Franklin, auch Randy Newman – ich fürchte, die Liste könnte sehr lang werden. Aber es vergehen oft Wochen, ehe ich eine CD auflege.

Bei welcher Musik werden Sie schwach?
Vermutlich war es die Stimme, die mich für Jahre hörig werden ließ, stark, voll, tief, zart, sanft, dem konnte ich nicht widerstehen: Uli Wolf. Er hat lange bei Beat & Blow gesungen und Songs geschrieben, jetzt hat er eine eigene Band. Wir haben zwei wunderbare Kinder zusammen, aber wir haben nie miteinander gelebt und sind schon einige Jahre kein Paar mehr. Im Alltag höre ich heute sehr selten Musik. Seit ich Kinder habe, finde ich nicht die Muße, manchmal mit ihnen zusammen, wir tanzen dann und lachen. Öfter aber muss einer Hausaufgaben machen – und auch ich kann während der Arbeit keine Musik hören.
Stark und schwach – im besten Fall schließt doch das eine das andere ein?

Bei welcher Musik stellen Sie sofort das Radio ab?
Heavy Metal. Ich bekomme Atemnot – es gibt nichts in mir, was es mit dieser Musik aufnehmen kann und will. Vermutlich fehlt mir die Aggression. Bei Punk ist es schon anders, Punk ist kreativer, verspielter, kann fast still sein, Velvet Underground, Niko, da drehe ich lauter.

Mit welcher Melodie sollte Ihr Handy klingeln?
Mein Handy rasselt eher, ich habe auf dem Tisch auch keine Untersetzer mit Picassomotiven. Warum sollte mein Handy Musik streuen? Außerdem bin ich froh, dass mein Handy nur alle paar Tage mal klingelt, ich bin kein Telefonmensch.

Wenn Sie „Königin von Deutschland“ wären: Was würden Sie
als Erstes tun?

Den Job wünsche ich mir nicht, auch Barack Obama beneide ich nicht. Das Problem ist ja nicht nur, was man als Erstes tut, sondern in welcher Reihenfolge, wie lange, wie zäh ist einer – wie eitel. Die langfristigen Reformen brauchen Zeit, sie müssen klug begonnen werden. Eine Bildungsreform nach der anderen schadet eher dem Ansehen unserer öffentlichen Schulen, aber wir benötigen dringend eine sehr viel bessere Bildung, von der Krippe bis in die Erwachsenenbildung, das mehrgliedrige Schulsystem gehört in die Klamottenkiste der Vergangenheit. Auch das Gesundheitssystem muss verbessert werden, die Wertschätzung von Kindern wie Alten. Vermutlich sind es ideologische Dinge, über die ich das Nachdenken anregen wollte – wie kommt es, dass wir ein „Mehr“ immer mit Glück, Erfüllung und Zufriedenheit verwechseln, warum klammern wir uns voll Angst und Gier an materielle Dinge, kaufen wie besengt allen möglichen Schrott aus anderen Erdteilen zu Tiefstpreisen? In welchen Wahnsinn haben wir uns bei aller Aufklärung und Demokratie getrieben?

Wie hieß Ihre erste Schallplatte?
„Ummagumma“ von Pink Floyd. 1982 war ich zwölf und hatte noch keinen eigenen Plattenspieler. Schon der Name: „Ummagumma“. Das Summen der Bienen. Das Bild des Menschen vom Bild des Menschen. Ich war hin und weg. Zur Erholung brauchte ich kurze Zeit später Joan Jett.

Welches ist Ihr Lieblingslied von den Beatles?
Schwere Entscheidung. „Let It Be“ vielleicht? Das kann daran liegen, dass es wenige Tage nach meiner Geburt erschienen ist und selbst im Osten wohl jeder die Möglichkeit fand, das Radio einzuschalten. Ich wette, „Let It Be“ hat mein Gehör geformt, früheste musikalische Eichung, eine Melodie, an deren Refrain ich mich vermutlich noch mit hundert erinnern könnte.

Auf wen oder was können Sie am ehesten verzichten?
Jetzt mache ich mir Feinde unter meinen besten Freunden: „Wir sind Helden“. Was es damit auf sich hat? Stimme, Musik, Texte – das will ich nicht hören.

Welches Musikstück erinnert Sie an das erste Rendezvous oder
den ersten Kuss?

„Real Wild Child“ von Iggy Pop. Es war vielleicht nicht der erste Kuss, aber der erste wichtige.

Woran starb Mozart?
Sein Körper machte schlapp, die Ursache dafür war Gift. Unser aller Gift sind Missgunst und unlautere Substanzen. Nicht jeder stirbt an Gift. Er war eben empfindsam, deshalb hat er ja am Ende auch überlebt.

Welche Musik soll zu Ihrer Beerdigung erklingen?
Ob es eine geben wird? Es ist schön, dass darüber andere entscheiden können – sie müssen weiterleben, ihnen muss die Musik etwas bedeuten, nicht mir.

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