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Rau würdigt György Konrad als «Gesamteuropäer» +++ Christian Thielemann zu den Münchner Philharmonikern +++ Chailly unterschreibt als 19. Leipziger Gewandhauskapellmeister +++ Alun Francis wird neuer Chefdirigent der Thüringen-Philharmonie Gotha/Suh
Rau würdigt György Konrad als «Gesamteuropäer»
Berlin (ddp). Als einen «Gesamteuropäer» würdigt Bundespräsident Johannes Rau den ungarischen Autor und Friedenspreisträger György Konrad. Konrad habe in seiner Heimat und in Deutschland «viel für das Geistesleben getan», schrieb Rau am Dienstag dem Schriftsteller, der am Mittwoch 70 Jahre alt wird.
Für die Akademie der Künste in Berlin, deren Präsident Konrad seit 1997 ist, sei er «ein Glücksfall», fügte der Bundespräsident hinzu. «Man mag sich kaum vorstellen, Sie dort bald nicht mehr als intellektuellen Steuermann zu finden. Da bleibt als Trost nur die Hoffnung auf weitere Bücher und kritischte Wortmeldungen.» Konrad hatte seinen Rückzug aus dem Akademieamt für dieses Frühjahr angekündigt.
s. auch: http://nmz.de/kiz/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=4228
Christian Thielemann zu den Münchner Philharmonikern
Die Berufung von Christian Thielemann als neuem Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker scheint gesichert. Der Münchner Stadtrat will an diesem Mittwoch im Rahmen der Haushaltsdebatte den Vertragsentwurf beschließen. «Ich bin zuversichtlich, dass wir eine breite Zustimmung bekommen», sagte Kulturreferentin Lydia Hartl. Zuletzt gab es noch Probleme wegen der von Thielemann geforderten Orchesterstärke von mindestens 120 Musikern.
Thielemann, der auch Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin bleiben will, soll 2004 Nachfolger von James Levine werden, der Musikdirektor beim Boston Symphony Orchestra wird. Der 44-jährige Thielemann hatte für seinen Sieben-Jahres-Vertrag ein Sonderkündigungsrecht ausgehandelt, falls die Sollstärke des Orchesters unterschritten wird. Finanzielle Abfindungen seien daran allerdings nicht geknüpft. «Wenn die Stadt auch weiterhin ein Spitzenorchester will, dann muss sie diese Bedingung auch akzeptieren», meinte Hartl. Immerhin habe Thielemann zugestimmt, die Musikerzahl von bisher 127 auf nun 120 zu reduzieren.
Im Sinne von Sergiu Celibidache müsse nun auch der Stadtrat ein politisches Bekenntnis abgeben, sagte Hartl. Die von Celibidache zu einem Spitzenorchester geformten Philharmoniker dürften nicht unter der «Scheibchenpolitik» eines Sparhaushaltes stehen. Insofern verstehe sie auch Thielemanns Druckmittel, die Philharmoniker nur unter dem künstlerischen Vorbehalt eines Spitzenorchesters zu führen. Thielemann soll als Generalmusikdirektor weitaus mehr als sein Vorgänger Levine mit dem Orchester zusammenarbeiten. Geplant seien pro Jahr neben den Proben 30 Konzertabende plus Tourneen sowie weitere Verpflichtungen wie Open-Air-Konzerte.
Wegen der Sparmaßnahmen müssen auch die Philharmoniker abspecken. Das Kulturreferat soll von seinem 148-Millionen-Etat bis 2006 mindestens 11,3 Millionen Euro einsparen. Das Sparkonzept soll am 2. April im Rahmen der Haushaltsverabschiedung beschlossen werden. Thielemann habe bei den Verhandlungen Wert darauf gelegt, dass das Orchester in seiner Besetzung nicht eingeengt werde, sagte Hartl. «Wir haben uns in den einjährigen Verhandlungen sehr viel erreicht», sagte die Kulturreferentin.
Chailly unterschreibt als 19. Leipziger Gewandhauskapellmeister
Leipzig (ddp-lsc). Der Mailänder Riccardo Chailly hat am Dienstag seinen Vertrag als 19. Leipziger Gewandhauskapellmeister unterschrieben. Für die Stadt unterzeichnete Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD). Ab der Saison 2005/2006 wird der italienische Dirigent dann dem renommierten Orchester für zunächst fünf Jahre vorstehen, wie das Gewandhaus mitteilte. Gleichzeitig wird Chailly auch den Posten des Generalmusikdirektors der Leipziger Oper bekleiden.
Derzeit ist der 50-jährige gebürtige Mailänder Chefdirigent des Concertgebouw Orkest Amsterdam. Er löst in Leipzig den Schweden Herbert Blomstedt ab, der aus Altersgründen den Taktstock aus der
Hand legt. Der 75-Jährige leitet das Gewandhausorchester seit 1998.
Riccardo Chaillys großer Mentor Herbert von Karajan ermöglichte Riccardo Chailly eine der größten Ehren in der Musikwelt: Als bisher einzigen italienischen Dirigenten ließ er ihn 1984 die Salzburger Festspiele eröffnen. Doch das Leben des 1953 in Mailand als Sohn des Komponisten und Kritikers Luciano Chailly geborenen Musikers ist reich an weiteren Höhepunkten.
Bereits mit 14 Jahren stand er das erste Mal am Dirigentenpult. 1972 wurde er Assistent an der Mailänder «Scala», zwei Jahre später debütierte er mit «Madame Butterfly» an der Lyric Opera in Chicago. Seinen ersten offiziellen Auftritt an der «Scala» inszenierte er 1978 mit der Verdi-Oper «I Masnadieri». Es folgten verschiedene Stationen, die ihm weltweiten Ruhm einbrachten, bis Chailly 1988 an seine bisher letzte Station berufen wurde. Am Royal Concertgebouw in Amsterdam löste er nach 25 Jahren den Chefdirigenten Bernhard Haitink ab. Es sei «Liebe auf den ersten Blick» gewesen, sagte Chailly, als er die ersten Male mit dem Orchester gespielt hatte. Nach Ansicht der Musikkritiker gelang es dem Italiener in Amsterdam, neben dem klassischen Repertoire auch die Avantgarde und das zeitgenössische Musikschaffen zu pflegen und ein eigenes Publikum für neue Musik aufzubauen.
Ab 2005 wird Chailly die Nachfolge des Leipziger Gewandhauskapellmeisters Herbert Blomstedt antreten und gleichzeitig an der Leipziger Oper das Amt des Generalmusikdirektors übernehmen. Chailly ist in zweiter Ehe verheiratet und lebt mit seiner Frau und den beiden Söhnen am Comer See in der Nähe Mailands.
Alun Francis wird neuer Chefdirigent der Thüringen-Philharmonie Gotha/Suhl
Der Engländer Alun Francis wird im Sommer neuer Chefdirigent der Thüringen-Philharmonie Gotha/Suhl. Der Vorstand des Trägervereins habe Francis am Montagabend aus mehr als 160 Bewerbern ausgewählt, sagte der künstlerische Direktor Hermann Breuer auf Anfrage.
Francis, geboren 1943, wird Nachfolger des Norwegers Terje Mikkelsen, dessen Vertrag ausläuft. Der Engländer war bereits vor der Fusion mit dem Traditionsorchester Gotha in den 90er Jahren künstlerischer Leiter in Suhl.
Die Thüringen-Philharmonie Gotha/Suhl wurde 1998 neu gegründet. Das Land hatte sich für die Rettung des Suhler Orchesters eingesetzt. Es war ein Jahr zuvor trotz Hungerstreiks der Musiker aufgelöst worden.