Einstimmig wurde Siegfried Kauder, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Rechtsausschusses im Bundestag, auf der 15. Vollversammlung der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV) in Fulda zum Präsidenten gewählt. Für Siegfried Kauder, im Ehrenamt bereits Präsident der Stadtharmonie Villingen, ist die Übernahme des Amtes nach eigener Aussage eine Herzensangelegenheit.
„Die Vereine der Blasmusik“, so Kauder, „leisten eine unabdingbare und hoch einzuschätzende Basisarbeit in der Ausbildung von Jugendlichen, der musikalischen Umrahmung sämtlicher gesellschaftlicher Anlässe und der Weiterentwicklung einer modernen Vereinsarbeit“. Antiquierte Denkweisen in einem Verband, der die Interessen von über 1,3 Millionen Mitgliedern, darunter ca. 400.000 Jugendlichen vertritt, sind hier längst nicht mehr an der Tagesordnung.
Inhaltlich möchte sich Kauder während seiner Präsidentschaft für eine Verschlankung der gesetzlichen Vorschriften für ehrenamtlich Wirkende einsetzen. „Das Gesetz muss dem Menschen dienen, nicht der Mensch dem Gesetz“, so Kauders klare Aussage. Die Delegierten aus 22 Landesverbänden nahmen dies gerne zur Kenntnis, da Problemfelder wie GEMA, Künstlersozialkasse und Haftungsfragen für Vorstände immer mehr Zeit ihrer ehrenamtlichen Arbeit in Anspruch nehmen.
Siegfried Kauder übernahm das Amt von Horst Sassik vom Hessischen Musikverband, welcher als Ehrenpräsident der BDMV weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.
Insgesamt war es eine sehr harmonische Vollversammlung, in welcher die Fachbereiche der BDMV viel Positives zu berichten wussten. Präsident Sassik konnte in seinem letzten Bericht über organisatorischen Änderungen informieren. So wurde Harald Eßig als neuer Geschäftsführer für die Bundesgeschäftsstelle eingestellt, der sich schnell in die vielfältigen Themen einarbeiten konnte und den Mitgliedsverbänden als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung steht. Mit der SparkassenVersicherung steht den Vereinen ein verlässlicher Partner in Versicherungsfragen zur Seite, was sich auch in einem bemerkenswerten Preis- und Leistungsverhältnis niederschlägt. Die BDMV übernimmt hier die organisatorische Betreuung. Ein kleiner Wehrmutstropfen war der Austritt des Musikbundes für Ober- und Niederbayern aus der BDMV. Die BDMV werde aber mit Leistung überzeugen, so Sassik, so dass die Hoffnung besteht, die Verantwortlichen wieder zum Beitritt in die BDMV bewegen zu können.
Bundesschatzmeister Jochen Westermann konnte von insgesamt soliden Finanzen berichten, obwohl für das Deutsche Musikfest 2007 in Würzburg noch erhebliche Steuernachzahlungen zu leisten waren.
Der Bundesmusikdirektor Blasmusik Heiko Schulze erläuterte den Anwesenden die Entwicklungen u.a. im Bereich Einstufung von Musikstücken, über Symposien zu den Themen Demographischer Wandel in den Musikvereinen bzw. Kooperationen von Schule und Verein und über die anstehende Jurorenfortbildung im Herbst 2010. Die beschlossene Agenda 2020 wird strukturiert abgearbeitet, u.a. durch Analyse der Ausbildungsmöglichkeiten für Dirigenten für Blasorchester an Musikhochschulen. Hier liegt aber noch einige Arbeit vor dem Fachbereich, welcher zielgerichtet und bestens zusammenarbeitet.
Für die Spielleute berichtete der stv. Bundesmusikdirektor Josef Drixler von den Vorbereitungen zu den Deutschen Meisterschaften der Spielleute Anfang Juli in Rastede, zu welcher sich über 60 Gruppen angemeldet haben. Aufgrund des Rücktritts von Bundesmusikdirektor Andreas Göttert, welcher zeitlichen Gründe für seinen Schritt nannte, wird sich der Fachbereich nunmehr neu aufstellen müssen.
Die Deutsche Bläserjugend, so deren Vorsitzender Wolfgang Grüneberg, konnte in den vergangenen Jahren vieles erreichen. So steht derzeit die Beratung von Vereinen bei Innovationsprojekten im Vordergrund. Dazu werden Expertenworkshops rund um die Themen Fortbildung und modernes Vereinsmanagement angeboten, welche regen Zulauf haben. Zudem soll gemeinsam mit dem Deutschen Jugendherbergswerk eine Richtlinie für Qualitätsparameter aufgestellt werden, welche den Vereinen verlässliche Kriterien zum Aufenthalt in einer Jugendherberge gibt.
Das Leuchtturmprojekt der kommenden zwei Jahre wurde kurz vor der Vollversammlung gestartet: TAPE, was bedeutet Trendanalyse Projektensemble, soll herausfinden, was die Gelingensbedingungen von Ensembles, welche für ein bestimmtes Projekt zusammengestellt wurden, sind. Es soll u.a. beleuchtet werden, warum sich Jugendliche zur Mitwirkung entscheiden. Dadurch sollen neue, innovative Methoden für die musikalische überfachliche Arbeit entwickelt werden. Projektleiterin Judith Lehniger veranschaulichte die Vorgehensweise und Ziele, was von den Delegierten sehr wohlwollend aufgenommen wurde. Getragen wird das Projekt, welches von der Stiftung Deutsche Jugendmarke finanziell gefördert wird, von der Deutschen Bläserjugend mit Unterstützung der Deutschen Bläserakademie und der BDMV.
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit soll verstärkt auf die Medienbeauftragten der Mitgliedsverbände zugegangen werden. Diese, so der zuständige Vizepräsident Werner Ketzer, sollen erstmals im Rahmen der Fachtagung EDV/Neue Medien im September 2010 mit eingeladen werden, um eine Vernetzung für eine Medienarbeit auf Bundesebene zu erreichen.
Der Fachbereich EDV/Neue Medien, vertreten durch Prof. Dr. Hubert Kempter, wird sich der Weiterentwicklung einer modernen Vereinsverwaltung mit der ComMusic-Software widmen. Zeitliche Ressourcen sind im Ehrenamt kaum noch vorhanden, weshalb die verbleibende Zeit nicht für eine veraltete Mitgliederverwaltung genutzt werden darf. Hier konnte der Fachbereich neue Leitlinien zur Hilfestellung für Vereine entwickeln.
Neben der Neuwahl von Siegfried Kauder zum Präsidenten mussten noch weitere Ämter im Präsidium zu besetzt werden. Neuer Bundesschatzmeister ist der bisherige Vizepräsident Hans Fomin vom Landesmusikverband Rheinland-Pfalz, seinen Posten als Vizepräsident übernimmt Ernst Oestreicher vom Nordbayerischen Musikbund. Als kommissarischer Bundesmusikdirektor für den Fachbereich Spielleutemusik wurde Josef Drixler vom Blasmusikverband Baden-Württemberg benannt. Als Finanzprüfer wurde Albert Gröger vom Hessischen Musikbund neu gewählt.