Body
Religionswissenschaftlerin Annemarie Schimmel gestorben +++ Der Zeichner Alfred Kantor ist tot
Religionswissenschaftlerin Annemarie Schimmel gestorben
mdr - Die Religionswissenschaftlerin Annemarie Schimmel ist tot. Wie der Zentralrat der Muslime am Montagabend mitteilte, starb die Orientalistin und Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels im Alter von 80 Jahren.
Schimmel hatte viele Jahre dem Beirat des Zentralrats angehört. In einer Würdigung der deutschen Moslem-Vereinigung heißt es, Schimmel habe "Brücken zwischen der Welt des Islam und der westlichen Welt" geschlagen.
Die 1922 in Erfurt Geborene hatte im Alter von 15 Jahren in ihrer Heimatstadt begonnen, die arabische Sprache zu erlernen. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Berlin Arabistik und Islamwissenschaft und promovierte 1941 zum Dr. phil. Zehn Jahre später erwarb sie zusätzlich den Doktortitel in Religionsgeschichte. 1954 wurde sie als Professorin für Religionsgeschichte an die Islamische-Theologische Fakultät der Universität Ankara berufen. 1967 folgte sie einem Ruf an die amerikanische Harvard University in Cambridge und lehrte dort bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1992.
Im Mai 1995 sprach der Börsenverein Schimmel für ihr Lebenswerk den Friedenspreis zu. In der Preisbegründung hieß es: "Inmitten erschreckender Signale des religiösen Fanatismus versteht der Stiftungsrat die Auszeichnung Annemarie Schimmels als ein Zeichen für die Begegnung, nicht für die Konfrontation der Kulturen, als ein Zeichen für Duldung, Poesie und Denkkultur, welche die Formen des Andersseins achtet."
Nach einem Tagesthemen-Interview geriet Schimmel jedoch ins Kreuzfeuer heftiger Kritik: Sie hatte Salman Rushdie, dem britischen Autor der "Satanischen Verse", über den Ayatollah Khomeini 1988 das Todesurteil verhängte, vorgeworfen, auf eine "sehr üble Art die Gefühle einer großen Menge von Gläubigen" verletzt zu haben. Später entschuldigte sie sich in einem Zeitungsinterview bei Rushdie.
Der Zeichner Alfred Kantor ist tot
Der Prager Zeichner Alfred Kantor, der mit Skizzenblättern über das Leben im Konzentrationslager Auschwitz international bekannt wurde, ist im Alter von 79 Jahren in den USA gestorben. Die tschechische Nachrichtenagentur CTK meldete, dass der 1923 in Prag geborene Kantor schon am 16. Januar in Yarmouth (US-Staat Maine) starb. Alfred Kantor veröffentlichte 1971 in New York sein ?Buch des Alfred Kantor?, in dem er seine Skizzen aus dem Konzentrationslager Auschwitz vereinigte. Kantor war während des Zweiten Weltkrieges zunächst in Theresienstadt und dann in Auschwitz gefangen gehalten worden. Rückblickend sagte er: ?Mein Drang zum Zeichnen kam aus einem tiefen Instinkt der Selbsterhaltung und verhalf mir zweifelsohne, den unbeschreiblichen Horror des Lebens zu jener Zeit zu verleugnen. Durch die Rolle des Beobachter konnte ich mich wenigstens für ein paar Augenblicke loslösen von dem, was in Auschwitz vor sich ging, und somit war es mir möglich, die Fäden des Verstandes beieinander zu behalten.?