Berlin - Die Akademie der Künste in Berlin übernimmt den Nachlass des jüngst verstorbenen deutsch-österreichischen Musikwissenschaftlers Alfons M. Dauer. Dazu gehören seine gesamten Forschungsunterlagen, Tonaufnahmen, Korrespondenzen und zum Teil unpublizierte Arbeiten, wie die Akademie am Montag in Berlin mitteilte. Dauer war am 27. Oktober im Alter von 90 Jahren in Graz gestorben.
DerJazzforscher wurde 1921 in Bamberg geboren. Er studierte Musik, Anglistik und Ethnologie mit Schwerpunkt auf Afrika. Seine Bücher "Der Jazz. Seine Ursprünge und seine Entwicklung" (1958) sowie "Jazz - die magische Musik" (1961) setzten neue Standards in der Erforschung der afro-amerikanischen und afrikanischen Musik.Von 1976 bis 1991 hatte er den ersten Lehrstuhl für Afro-Amerikanistik in Europa an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz inne.
In dieser Zeit veröffentlichte er unter anderem Studien über die Typologie vokaler Bluesformen, die Tradition afrikanischer Blasorchester und die systematische Klassifikation von Rhythmen. Seither widmete sich Dauer vermehrt historischen Fragestellungen, etwa der Vorgeschichte von Jazzformen, die er keineswegs mehr nur in Afrika vermutete, oder der "Linearen Mehrstimmigkeit", die er mit dem Ohr des Ethnologen als ein weit über den europäischen Kulturkreis hinaus verbreitetes Phänomen erforschte.
Alfons M. Dauer betreute über Jahrzehnte hindurch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu musikethnologischen und jazzspezifischen Themen an deutschen und österreichischen Universitäten.