Berlin/Dessau - Der Weg auf die Bühne war vorgezeichnet: Johannes Felsenstein, Sohn des legendären Theater- und Opernregisseurs Walter Felsenstein, setzte die Familientradition fort, eignete sich aber in unzähligen Regiearbeiten früh eine eigene, persönliche Handschrift an. Nach schwerer Krankheit ist Johannes Felsenstein mit 73 Jahren am Montag (30.10.) in der Nähe von Berlin gestorben, wie das Anhaltinische Theater Dessau am Freitag mitteilte.
Felsenstein, ein Anhänger des realistischen Musiktheaters, habe die Ästhetik des Hauses nachhaltig geprägt und mit seinen Inszenierungen Publikum und Fachwelt überzeugt. Allein in Dessau brachte er 38 Inszenierungen auf die Bühne.
Das Leben mit der Musik gehörte zu den frühen Kindheitserfahrungen Felsensteins. Sein aus Österreich stammender Vater hatte 1947 die Komische Oper in Ost-Berlin gegründet, wo er bis zu seinem Tod 1975 Intendant blieb. Das Regiehandwerk erlernte Johannes an der Berliner Musikhochschule «Hanns Eisler», bei seinem Vater, dessen Assistent er 1973 wurde, und bei Regisseuren wie Joachim Herz, Götz Friedrich, David Pountney und Harry Kupfer.
Mit dem Musical «Das Himmelbett» debütierte er 1974 als Regisseur. 1985 verließ er die Komische Oper und arbeitete als Gast in Leipzig, Weimar, Karlsruhe, Darmstadt, Aachen und Saarbrücken. Als Übersetzer von Opern und Musicals aus dem Englischen bearbeitete er Werke wie «Alexis Sorbas» und Leonard Bernsteins «Candide» für deutsche Bühnen.
Immer wieder assistierte er seinem Vater, etwa bei den Seminaren des Internationalen Theaterinstituts der Unesco oder bei der Wallenstein-Inszenierung zu den Olympischen Spielen 1972 in München.
1988 kehrte er der DDR den Rücken und wurde Oberspielleiter und Chefregisseur für Musiktheater in Bremerhaven. Nach dem Mauerfall kehrte er in den Osten zurück und wurde 1991 Intendant des Landestheaters Dessau, dem heutigen Anhaltischen Theater. Dort inszenierte er dutzende Opern, darunter die großen Werke von Mozart, Wagner und Verdi. In Spielzeit 2008/2009 verabschiedete er sich mit einer Neuproduktion von Richard Strauss' «Elektra».