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Vor einer Schautafel der Ausstellung „Entartete Musik – eine kommentierte Rekonstruktion“: Autor Albrecht Dümling. Foto: Martin Hufner

Vor einer Schautafel der Ausstellung „Entartete Musik – eine kommentierte Rekonstruktion“: Autor Albrecht Dümling. Foto: Martin Hufner

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Beherzter Sachwalter NS-verfolgter Musikschaffender

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Der Publizist und Musikwissenschaftler Albrecht Dümling wurde 75
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Albrecht Dümlings Musikkritiken und Berichte aus Berlin haben seit Jahrzehnten ihren festen Platz auf den Feuilletonseiten der nmz. Egal ob es sich um neueste Kompositionen und Performances auf dem Festival Maerz-Musik handelt, um die Klangkultur junger internationaler Jugendorches-ter beim Festival Young Euro Classic oder in jüngster Zeit – um nur ein Beispiel zu nennen – um ein lesenswertes Interview mit Vladimir Jurowski über Orchestertraditionen in Berlin und München. Keiner schreibt gleichzeitig so faktenreich, stilistisch anspruchsvoll und dennoch stets verständlich wie unser Berlinkorrespondent Albrecht Dümling.

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Dass sein Name für einen profunden Musikjournalismus steht, wie er heute längst nicht mehr selbstverständlich ist, hängt auch damit zusammen, dass Abrecht Dümling nicht nur Kritiker, sondern auch akribischer arbeitender Wissenschaftler ist. Nach Studium der Musikwissenschaft in Essen, Wien und Berlin wurde er bei Carl Dahlhaus mit einer Arbeit über Arnold Schönberg und Stefan George promoviert. 1985 veröffentlichte er über Bertolt Brecht und seine Beziehungen zu Komponisten. Als Kritiker schrieb er neben der nmz für den Berliner Tagesspiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Über mehrere Jahre war er Jury-Mitglied im Verband der Deutschen Kritiker. 2007 wurde Albrecht Dümling mit dem hochdotierten „KAIROS – Europäischer Kulturpreis der Alfred Toepfer Stiftung“ für seine Verdienste als Musikwissenschaftler und Musikvermittler bei der Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und Musiker sowie deren Wiedereingliederung in die musikalische Aufführungspraxis geehrt. 

2021 folgte eine Auszeichnung Dümlings mit dem Verdienstkreuz erster Klasse. Auch hier wurde der Musikwissenschaftler und Musikkritiker für seine Forschung zur im Dritten Reich sogenannten „Entarteten Musik“ und zum Schicksal von verfolgten, ermordeten und vertriebenen Musikerinnen und Musikern während der Nazi-Zeit gewürdigt. Dümling ist Autor der Ausstellung „Entartete Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion“, die inzwischen in 70 Städten in der ganzen Welt gezeigt wurde. Der umfangreiche und 2007 überarbeitete Katalog zu dieser Ausstellung ist Teil des ConBrio-Verlagsprogramms, ebenso das 2020 erschienene Buch „Anpassungsdruck und Selbstbehauptung. Der Schott-Verlag im ‚Dritten Reich‘“. 

Zahlreiche weitere Publikationen zum Thema erschienen im Lauf der Zeit, darunter das lesenswerte Buch „Die verschwundenen Musiker. Jüdische Flüchtlinge in Australien“ (Böhlau Verlag). Auch seine Festschrift „Musik hat ihren Wert“ zu 100 Jahre GEMA (ConBrio 2003) spart die dunklen Flecken deutscher Musikgeschichte nicht aus. Sein jüngstes Buch  „Mein Gorilla hat ’ne Villa im Zoo – Die Weintraubs Syncopators zwischen Berlin und Australien“ ist 2022 im ConBrio Verlag erschienen. Dümling widmet sich hier den 1924 von dem Pianisten und Schlagzeuger Stefan Weintraub gegründeten „Weintraubs Syncopators“, die bis 1933 Deutschlands beliebteste Jazzband waren, bis sie von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben wurden. 

Sehr engagiert ist Dümling auch als Vorsitzender des Fördervereins „musica reanimata“, der sich mit regelmäßigen Publikationen und Gesprächskonzerten ebenfalls den vom NS-Regime verfolgten Komponisten und ihren Werken widmet. Zu seinem 75. Geburtstag am 17. Februar 2024 gratuliert die Redaktion der neuen musikzeitung Albrecht Dümling nachträglich herzlich. 

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